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Die indigenen Wayuu leben im Norden Kolumbiens in einer Kohleregion Die indigenen Wayuu leben im Norden Kolumbiens in einer Kohleregion  (AFP or licensors)

Kolumbien: Indigene riegeln Kohleregion ab und fordern Schutz

In Nordkolumbien fordert die indigene Minderheit der Wayuu besseren Zugang zu Lebensmitteln und Trinkwasser. Das berichtete die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Dienstag. Auch Deutschland importiert vermehrt Kohle aus der Region.

Angehörige der Wayuu-Indigenen haben am Montag den Zugang zur Provinz La Guajira im Norden des Landes mit Posten abgeriegelt. Die Demonstrierenden fordern vor allem ein stärkeres Engagement der Regierung gegen die Unterernährung der Kinder in der Region. Außerdem verlangen sie Garantien für ein Überleben ihrer Kultur, die Autonomie ihres Territoriums und dass ihr eigenes indigenes Rechtssystem anerkannt wird.

Wayuu-Führer Edwin Ceballos sagte der Tageszeitung „El Heraldo“, bei dem Protest handele es sich um einen unbefristeten Streik. Dieser ziele aber nicht gegen den linksgerichteten Präsidenten Gustavo Petro, sondern gegen die Regierungsbeamten im Departement La Guajira, die sich nicht an die Weisungen des Präsidenten hielten. Die Indigenen hätten im Wahlkampf Petro unterstützt. Nun sei aber unübersehbar, dass die Regierungsbeamten die Anordnungen des Präsidenten nicht befolgen würden.

In La Guajira liegt das größte Steinkohlebergwerk Lateinamerikas, Cerrejon, aus dem Deutschland seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine verstärkt Kohle bezieht. Die Mine ist umstritten, weil sie laut Berichten von Umweltschützern umliegenden Gemeinden das Wasser entziehen soll. Beim Transport der Kohle an die Küste, von wo aus sie nach Übersee weitergeschickt wird, soll es auch immer wieder zu starker Umweltverschmutzung kommen.

Viele Kinder sterben in der Region an Mangelernährung

Lokale Medien berichten, dass indigene Kinder in der Region an Mangelernährung sterben. Nach Angaben der Tageszeitung „El Tiempo“ hat der Schweizer Minenbetreiber Glencore im vergangenen Jahr umgerechnet etwa 725.000 Euro Steuern an den kolumbianischen Staat gezahlt. Ob und wieviel davon vor Ort bei den Leuten ankommt, ist unbekannt. Die deutschen Steinkohle-Importe haben sich von Januar bis September 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nach Brancheninformationen fast verdreifacht. Damit kamen im Vergleich zum Vorjahr knapp 4,8 Millionen Tonnen mehr kolumbianische Kohle in Deutschland an.

Die meisten Wayuu, rund 686.000, leben auf der Halbinsel La Guajira, die zwischen Kolumbien und Venezuela geteilt ist. Ihre wichtigste Lebensgrundlage ist die Viehzucht. Bereits seit Jahren wehren sich die kolumbianischen Wayuu gegen die Ausbreitung des Kohlekonzerns Cerrejon in ihr Siedlungsgebiet und beklagen fehlende Mitsprache und Rechtsmittel.

(fg – kna)

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28. März 2023, 15:32