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Ein Frachter im Schwarzmeer Ein Frachter im Schwarzmeer 

Großbritannien/Ukraine: Das Drama der Seeleute

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar wird das Leben der Seeleute durch den Krieg, der Tod und Zerstörung hinterlässt, erheblich beeinträchtigt. Darauf weist der Geschäftsführer des britischen katholischen Verbandes Stella Maris, Martin Foley, im Interview mit Radio Vatikan hin.

Mario Galgano und Lydia O´Kane – Vatikanstadt

Wegen des Krieges sind hunderte von Schiffen und viele Seeleute an den ukrainischen Küsten im Schwarzmeer derzeit nicht in der Lage zu entkommen, und die Vorräte an Medikamenten und Lebensmitteln gehen bedrohlich zur Neige. Anlässlich des Sonntag des Meeres am 10. Juli hat das katholische Schifffahrtshilfswerk Stella Maris Hilfe für die von der Krise betroffenen ukrainischen Seeleute und ihre Familien angekündigt. Im Interview mit Radio Vatikan berichtete der Geschäftsführer des britischen katholischen Verbandes Stella Maris, Martin Foley:

„Man schätzt, dass etwa 15 Prozent der Seeleute weltweit entweder aus der Ukraine oder aus Russland stammen, und als der Krieg ausbrach, gab es eine Reihe ukrainischer Seeleute, die auf Schiffen in Übersee arbeiteten. Stella Maris hat sie in dieser für sie und ihre Familien offensichtlich traumatischen Zeit unterstützt. Wir unterstützen diese Seeleute auch weiterhin in Häfen auf der ganzen Welt.“

Zum Nachhören - was der Geschäftsführer von Stella Maris UK sagt

Solange in der Ukraine Krieg herrsche, könnten diese Seeleute nicht mehr mit Schiffen zurück in ihre Heimat reisen, so Foley. Oder sie hätten das Problem, dass sie - einmal Zuhause angekommen - die Ukraine nicht mehr verlassen könnten, da derzeit die Regelung gilt, dass ukrainische Männer bis 60 Jahre das Land nicht verlassen dürfen.

„Wie Sie sich vorstellen können, warten sie verzweifelt auf Nachrichten darüber, was in ihrer Heimat passiert. Wir können ihnen helfen, indem wir ihnen Telefonkarten und kostenloses WLAN zur Verfügung stellen, was in dieser Zeit ein Rettungsanker ist, da es ihnen ermöglicht, mit Familie und Freunden in der Heimat zu kommunizieren“, so Foley.

Die Arbeit der Seelsorger

Während der Krieg weitergehe, arbeiteten die Seelsorger von Stella Maris daran, auf die unmittelbaren Bedürfnisse dieser Seeleute und ihrer Familien einzugehen. Foley zufolge ist der nationale Direktor von Stella Maris Ukraine, Pater Alexander, eng in die Unterstützung der Familien der ukrainischen Seeleute eingebunden. Er und sein ukrainisches Team stünden den Familien mit gutem Rat und Unterstützung zur Seite, solange ihre Angehörigen auf See seien.

Der Vorstandsvorsitzende von Stella Maris erklärte: „Die Seeleute haben Verträge, sie arbeiten auf See, und diejenigen, die ihre Verträge erfüllt haben, finden es schwierig, nach Hause in die Ukraine zurückzukehren. Oder sie treffen sich mit ihren Familien anderswo in Europa, und wir haben geholfen, dies in Europa zu ermöglichen, was ein wichtiger Dienst war, den wir den ukrainischen Seeleuten und ihren Familien anbieten konnten.“

Foley wies auch darauf hin, dass die Wohltätigkeitsorganisation derzeit 48 Flüchtlinge in ihrem Zentrum in Kaschubei in Polen beherbergt. „Ich habe den Ort Kaschubei besucht, um mich selbst von der großartigen Arbeit zu überzeugen, die unsere Stella Maris-Kollegen dort zur Unterstützung der Familien ukrainischer Seeleute leisten“, so Foley.

Covid-Pandemie

In den vergangenen zwei Jahren hatte bereits die Covid-19-Pandemie schwerwiegende Auswirkungen auf schwächere Sektoren wie die Fischerei gehabt. Doch dank der harten Arbeit der Seeleute konnten die Supermarktregale in aller Welt während des Ausbruchs weiterhin gefüllt werden.

Auf die Frage, ob sich die Bedingungen nach der Pandemie in den letzten 12 Monaten verbessert hätten, zeigte sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch:

„Im Großen und Ganzen hatten die Seeleute Zugang zu Impfungen, und die Reiserouten haben sich wieder geöffnet, mit Ausnahme von China, würde ich sagen. Wie den Zuhörern vielleicht bekannt ist, war China in den letzten Monaten über weite Strecken abgeriegelt, was sich weiterhin auf die Lieferketten und natürlich auf die Seeleute auswirkt, die eng in den reibungslosen Ablauf dieser Lieferketten eingebunden sind.“

Die Bedeutung des Sonntags des Meeres

Der Sonntag des Meeres ist ein jährlicher Mottotag, der zum Dank für das Wirken und die Arbeit der Seeleute einlädt. Er sei eine Gelegenheit, für diese Menschen und ihre Familien zu beten, erinnerte Foley.

„Wir stehen in Kontakt mit vielen ukrainischen Seeleuten, die verzweifelt nach Arbeit suchen und auf die Schiffe zurückkehren wollen, dies aber aus verschiedenen Gründen wegen des Krieges nicht tun können. Daher möchte ich die Zuhörer bitten, dafür zu beten, dass diese Seeleute so schnell wie möglich an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.“

Er betonte auch, dass es wichtig sei, für den Frieden in der Ukraine zu beten und dafür, dass ein Meeres-Korridor zu und von den ukrainischen Häfen geöffnet werden kann, damit Lieferungen die Ukraine verlassen können – „insbesondere Getreidelieferungen, die die Weltwirtschaft dringend benötigt, um den Hunger in vielen Teilen der Welt zu bekämpfen“, erinnerte Foley abschließend.

(vatican news)

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11. Juli 2022, 10:56