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Weizenfeld in der Nähe von Melitopol im Süden der Ukraine Weizenfeld in der Nähe von Melitopol im Süden der Ukraine 

D/Ukraine: Finanzielle Nothilfe nötig

Blockierte Häfen, Diebstahl, steigende Preise: Russlands Krieg in der Ukraine sorgt für eine weltweite Kettenreaktion. Experten warnen vor dramatischen Folgen und einer gewaltigen Hungersnot. Im Interview mit Radio Horeb erläutert Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe in Bonn die Auswirkungen des Ukraine-Krieges weltweit. Hummel ist Referentin der Abteilung Politik- und Außenbeziehungen.

Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland, politisch und konfessionell unabhängig. Gegründet wurde die Welthungerhilfe vor 60 Jahren.

Bis zu 811 Millionen Menschen hungern aktuell weltweit, 2 Milliarden leiden unter Mangelernährung. Und die Anzahl der weltweit chronisch Hungernden stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. „Hunger ist immer auch eine Folge des Klimawandels“, so Hummel. „Und insbesondere, wenn wir nach Afrika schauen, am Horn von Afrika zum Beispiel in Äthiopien oder Somaliland, hat es jetzt zum vierten Jahr hintereinander nicht genug geregnet“, erläutert die Expertin.

Kornkammer der Welt

Die Ukraine sei oft als Kornkammer Europas, aber auch der Welt bezeichnet worden und das zurecht. Ein Drittel des global gehandelten Weizens, aber auch über zwei Drittel des Sonnenblumenöls und 15 Prozent der weltweiten Mais-Lieferungen stammen der Region um die Ukraine oder Russland. „Und die blockierten Häfen bzw. das Getreide, was jetzt über Umwege und nur noch sehr vereinzelt den Weg übers Schwarze Meer schafft, kommt nicht dort an, wo es gebraucht wird“, prangert Hummel an. Und gleichzeitig hätten wir schon seit Anfang des Jahres, also im Januar, einen der höchsten Preise von Weizen verzeichnen können. „Das Problem gibt es also schon länger, oder die Beobachtung gibt es schon länger und durch den Ausbruch des Ukraine Krieges wurde das Ganze noch mal massiv beschleunigt und quasi verstärkt“, sagt die Referentin der Abteilung Politik- und Außenbeziehungen. Spekulation mit Nahrungsmitteln wirke da auch zum Teil mit rein.

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Drei Länder besonders hart betroffen

Jemen, Afghanistan und Mali gehörten zu den Ländern, die am meisten davon betroffen seien. „Und auch zum Beispiel der Libanon, der bis zu 85 Prozent seiner Importe aus der Region in der Ukraine bezogen hat“, so Hummel. „Sie müssen sich vorstellen 1,8 Milliarden Menschen weltweit leben von mit weniger als 3,20 US-Dollar pro Tag und sie geben bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus.“ Die EU und die USA arbeiten nun in Abstimmung mit der UN an Plänen, bis Ende Juli 20.000.000 Tonnen Getreide aus der Ukraine zu schaffen, um Platz für die Sommer Ernte zu schaffen. Auch die Bundesregierung hat Hilfe angekündigt. Sie will Getreide auf dem Landweg aus der Ukraine in die EU holen. „Was wir brauchen, ist eine kurzfristige Katastrophen und Soforthilfe im Sinne von finanzieller Nothilfe, damit eben die Menschen, die jetzt akut an Hunger leiden, vor dem ganz akuten Hungertod gerettet werden können“, so Hummel.

(radio horeb - mg)

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07. Juli 2022, 10:56