Suche

Nach der blutigen Attacke auf einen Markt am 21. Januar gingen die Menschen in Bagdad auf die Straße und protestierten gegen die Gewalt, die mehr als 30 Menschen in den Tod riss Nach der blutigen Attacke auf einen Markt am 21. Januar gingen die Menschen in Bagdad auf die Straße und protestierten gegen die Gewalt, die mehr als 30 Menschen in den Tod riss 

Kardinal Sako: „Teil der großen Familie des Irak“

Mit einem dreitägigen Fasten setzt die chaldäische Kirche im Krisenland Irak in dieser Woche ein Zeichen der Geschwisterlichkeit und betet zugleich um ein Ende der Corona-Pandemie. Große Hoffnungen setzen die Menschen in den angekündigten Papstbesuch.

Bei der Ninive-Fasten-Initiative verzichten Christen verschiedener ostkirchlicher Traditionen auf den Verzehr von tierischen Produkten oder auf die Nahrungsaufnahme überhaupt. Mit der Fasteninitiative, die noch bis Mittwoch läuft, will die chaldäische Kirche auch ihre Verbundenheit mit dem Irak und all seinen Bürgern zum Ausdruck bringen, wie Patriarch Louis Raphael Sako I. im Interview mit Radio Vatikan berichtet. Es gehe um Solidarität, auch mit Blick auf die jüngsten Anschläge in Bagdad:

„Gegen uns Christen gab es schon seit einigen Jahren nichts (keine gezielten Anschläge, Anm.). Aber wir sind Teil des Irak, wir leben nicht allein, wir sind mit allen anderen zusammen. Wir sind also Brüder und Schwestern in einer großen Familie, die Irak heißt. Mit den drei Gebetstagen wollen wir sagen, dass wir alle Kinder Gottes sind, des Gottes der ganzen Menschheit.“

Zum Nachhören - was Patriarch Sako über die Lage im Irak sagt

Papst kann Trost und Hoffnung bringen

Nach den blutigen Selbstmordanschlägen im Zentrum von Bagdad in der vergangenen Woche seien die Menschen „besorgt und traurig“, gibt Kardinal Sako die aktuelle Stimmung in der Bevölkerung wieder. „Chaos und Anarchie“ dominierten das Leben im Irak schon länger, so der Kardinal, mit den Attacken von Bagdad sei nun auch die Angst vor dem Terror wieder da. In diesem Szenario erscheine der für März geplante Papstbesuch als ein Zeichen der Hoffnung, so der Patriarch – und zwar nicht nur für die Christen im Land:

„Der Papstbesuch ist ein sehr wichtiges Ereignis für uns Christen, aber letztlich warten alle im Irak auf dieses Treffen, auch die Muslime, andere religiöse Gemeinschaften und die Regierungschefs“

„Wir bereiten dafür alles zusammen mit der Regierung vor. Für jeden ist das ein außergewöhnliches Ereignis. Der Papst wird kommen und sagen: ,Es ist genug - genug Kriege, genug Gewalt, sucht Frieden, Geschwisterlichkeit und den Schutz der Menschenwürde!’. Meiner Meinung nach wird er uns zwei Dinge bringen: Trost und Hoffnung, die uns bis jetzt vorenthalten wurden. Der Papstbesuch ist ein sehr wichtiges Ereignis für uns Christen, aber letztlich warten alle im Irak auf dieses Treffen, auch die Muslime, andere religiöse Gemeinschaften und die Regierungschefs.“

Politischer Zweck der Anschläge?

Die islamistische Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hatte sich auf seinem Propaganda-Kanal im Internet zu dem Anschlag vom 21. Januar bekannt, wie Al Jazeera berichtete. Die irakische Regierung hatte die Terrorgruppe für besiegt erklärt, doch laut lokalen Beobachtern operiert sie im Untergrund weiter. 

Im Irak wurde zuletzt über das Abhalten von Wahlen diskutiert. Die Regierung hatte vorgezogene Parlamentswahlen für Juni angekündigt; mittlerweile ist eine Verschiebung der Wahlen auf den Oktober im Gespräch. Kardinal Sako sieht die Selbstmordattacken von Bagdad, bei denen Dutzende von Menschen getötet wurden, als Droh-Signal nicht nur an die nationale Politik:

„Diejenigen, die (in Bagdad, Anm.) getötet wurden, sind arme Menschen, wirklich arm. Leider haben diese Anschläge einen politischen Zweck, sie sind eine Botschaft an die Regierung und auch an den neuen amerikanischen Präsidenten Biden. Inzwischen hat die Regierung Maßnahmen ergriffen...“

Als wesentlich für eine Befriedung des Irak erachtet der Patriarch, dass die Regierung die Milizen im Land kontrolliert und einen Abzug der Waffen erwirkt. Auch Parteiinteressen müssten sich diesem Ziel unterordnen, lässt Sako durchblicken.

Wenn es die Sicherheitslage und die Pandemie zulassen,könnte dann auch Papst Franziskus das Land besuchen. Im Dezember 2020 hatte der Papst eine Reise in den Irak angekündigt. Sie soll vom 5. bis 8. März stattfinden und ihn außer nach Bagdad auch nach Erbil, Mossul, Karakosch und Ur führen. Es wäre die erste Reise eines Papstes in das Zweistromland.

(vatican news/al jazeera – pr)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

26. Januar 2021, 12:08