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Kardinal Koch: Ukraine-Krieg überschattet ökumenischen Dialog

Während sich der Dialog mit den meisten orthodoxen Kirchen nicht geändert hat, gilt dies für die katholische Kirche nicht für den Dialog mit dem Moskauer Patriarchat. Das stellt im Interview mit Radio Vatikan der vatikanische Ökumene-Beauftragte Kardinal Kurt Koch klar.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Am Donnerstag war eine Delegation aus Konstantinopel beim Papst. Bei den Gesprächen sei auch das Thema des Krieges zu Wort gekommen. Der Konflikt in der Ukraine habe den Dialog überschattet, räumt Kardinal Koch ein… „und die Position des russisch-orthodoxen Patriarchen, die ja von vielen Orthodoxen nicht geteilt wird“, fügt der Schweizer Kurienkardinal an.

Hier das Interview mit Kardinal Kurt Koch

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hatte klar gesagt, dass bereits das Konzil von Kreta von 2016 einen Krieg verurteilt habe. Denn ein Krieg könne keine Option für einen Christen sein. Ähnlich habe es am Donnerstag der Papst in seiner Ansprache gesagt, nämlich, dass ein Krieg mit dem Reich Gottes überhaupt nichts zu tun habe, erläutert Koch.

Die Delegation des Ökumenischen Patriarchats beim Papst (30.6.2022)
Die Delegation des Ökumenischen Patriarchats beim Papst (30.6.2022)

Eine Überraschung

Es sei für ihn „schon eine Überraschung“ gewesen, dass der Patriarch aus Moskau einen Krieg gerechtfertigt habe. „Das Denken im Hintergrund, dass Russland eine besondere Sendung hat zur Verteidigung der sogenannten christlichen Werte gegen den dekadenten Westen, das war mir nicht neu, das habe ich immer wieder gehört. Aber, dass das gleich so weit geht, um einen Krieg zu rechtfertigen, damit habe ich nicht gerechnet“, so Kardinal Koch.

Dennoch sei es wichtig, den Dialog weiterzuführen, „denn nur so kann man diese schrecklichen Fragen auch besprechen“. Es gehe darum, klarzustellen, dass für Christen ein Angriffskrieg nie eine Lösung sei, „sondern er verschärft nur die Probleme“. „Verteidigen lässt sich nur ein sogenannter Verteidigungskrieg unter ganz bestimmten Bedingungen. Und ein zweites Thema, das natürlich in diesem Zusammenhang angesprochen werden muss, ist das Verhältnis von Kirche und Staat. Da haben wir verschiedene Auffassungen“, sagt Kardinal Koch.

Die Frage der Häresie

Einen Krieg zu rechtfertigen sei schon Häresie. „Das ist natürlich ein schwieriger Begriff, ,Häresie'. Ich habe ihn in einem Interview genannt, weil er in der Frage vorkam. Die Frage ging auf die Einheit der Russen und Ukrainer mit der Taufe in Kiew ein und ob dementsprechend die Taufe konstitutiv für die Nation sei. Damit könnte man die Haltung des Moskauer Patriarchen als Häresie betrachten, der sich gegen die ursprüngliche Taufe stelle. „Ich habe auf diese Frage Nein gesagt, so kann man es nicht sagen. Wenn schon häretisch, dann müsste man die religiöse Legitimation des Krieges als Häresie bezeichnen, weil das unserer Grundüberzeugung widerspricht“, erläutert Kardinal Koch.

Während des Krieges werde der Dialog aufgrund der festgefahrenen Positionen sehr schwierig sein. „Ich denke, man muss nach dem Krieg, der hoffentlich möglichst bald enden wird, das Gespräch intensiv führen“, fügt er an. Er befürwortet die Haltung des Weltkirchenrates ÖRK, in dem die katholische Kirche nicht Mitglied ist. Da hatte die Reformierte Kirche der Schweiz den Antrag gestellt, das Moskauer Patriarchat auszuschließen. Der Ökumenische Rat hatte diesen Antrag mit dem Argument abgelehnt, dass dies nicht der richtige Weg sei. Die Begründung lautete, man müsse den Dialog weiterführen. „Ich denke, das ist genau die Position, die auch der Heilige Vater vertritt“, so Kardinal Koch.

(vatican news)

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01. Juli 2022, 14:02