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Vatikan-Vertreter in Genf: Gespräch mit Russisch-Orthodoxen fortsetzen

Andrzej Choromanski hat in Genf als Vatikan-Beobachter an der Sitzung des Weltkirchenrats teilgenommen. Der Pole ist Mitarbeiter des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen. Über ein mögliches Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Kasachstan sagt Choromanski in einem Interview mit kath.ch: „Franziskus tut alles, um zur Lösung des Konflikts beizutragen.“

Der Weltkirchenrat hatte zwar beschlossen, die russisch-orthodoxe Kirche nicht zu sanktionieren, bei ihrer jüngsten Sitzung in Genf aber den russischen Angriffskrieg in der Ukraine scharf kritisiert. Wie Andrzej Choromanski gegenüber kath.ch betonte, sei die Diskussion in Genf zu dem Schluss gekommen, das Gespräch „unbedingt“ fortzusetzen. Dafür brauche man „die russisch-orthodoxe Kirche am Tisch des ökumenischen Gesprächs“, weswegen Ausschluss oder Suspendierung der Mitgliedschaft „keine Option“ darstelle. Als Beobachter im Weltkirchenrat begrüße er diese Entscheidung, so Choromanski. Die russischen Delegierten hätten in Genf darauf gedrungen, dass die „Behauptung von manchen Journalisten“, wonach Moskau den Konflikt rechtfertige, besser analysiert werden sollten. Doch für ihn stehe fest: „Kein Christ kann diesen Krieg theologisch rechtfertigen. Rechtfertigen können wir nur, dass sich ein Volk gegen einen Angriffskrieg wehrt.“

Er habe keine offizielle Botschaft des Dikasteriumsleiters Kurt Koch oder des Papstes zu dem Treffen in Genf gebracht, da er nur als Beobachter an den Beratungen teilnehme, präzisierte Choromanski. Mit seiner Präsenz solle vielmehr die „Wertschätzung und Unterstützung der Arbeit des Weltkirchenrats“ zum Ausdruck gebracht werden. Ob es zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Kyrill I. in Kasachstan kommen werde, sei ihm derzeit nicht bekannt. Offiziell sei ein solches – trotz des ausgesprochenen Wunsches des Papstes, nach Kasachstan zu reisen – noch nicht angekündigt. Insgesamt sei es wichtig, dass auch im Umfeld von geopolitischen Konflikten Kirchenvertreter auf theologischer Ebene diskutierten. „Wir sprechen nicht die Sprache der Politik“, betont Choromanski. In diesem Licht sei auch die Äußerung des Papstes in dem Zoom-Gespräch mit Kyrill zu lesen, keine „Kleriker des Staates“ zu sein.

An der vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe stattfindenden Vollversammlung des Weltkirchenrates werden 20 Delegationsvertreter aus der katholischen Kirche teilnehmen, kündigte Choromanski an. Diese werde von Kardinal Koch geleitet und bestehe aus Bischöfen, Priestern und Laiinnen und Laien aus der ganzen Welt: „Unsere Delegation ist vielfältig und repräsentativ für die katholische Weltkirche“, so der Pole, der am Einheitsdikasterium für multilaterale ökumenische Initiativen zuständig ist.

In Genf wurde auch ein „Statement für die Einheit“ unterzeichnet, mit dem die „sichtbare Einheit aller Christinnen und Christen“ unterstrichen werden sollte. „Diese Einheit ist das Hauptziel der ökumenischen Bewegung“, so Choromanski. Doch es gehe auch um das Handeln in der aktuellen Zeit, die durch Konflikte und humanitäre Notlagen sowie die Herausforderungen des Klimawandels gezeichnet sei: „All diese Aspekte werden im ,Statement of Unity‘ angesprochen. Ich denke, es ist eine gute Botschaft.“

(kath.ch - cs)

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19. Juni 2022, 11:01