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D: Bischof verteidigt Nennung von Täter-Namen

Der Bischof von Aachen, Helmut Dieser, hat die öffentliche Nennung der Namen von mutmaßlichen und tatsächlichen Missbrauchs-Tätern in seinem Bistum verteidigt.

In einem Hirtenbrief, der auf der Internetseite des Bistums Aachen veröffentlicht wurde, erklärt Dieser, zu den 53 genannten Namen lägen „konkrete belastbare Beschuldigungen“ vor. „Damit verbunden ist der Aufruf an die Öffentlichkeit, uns weitere Informationen zukommen zu lassen, die der Aufarbeitung dienen.“

Auf der Internetseite des Bistums sind seit letztem Mittwoch die Namen von 52 Geistlichen und von einem Laien aufgeführt, die des Missbrauchs beschuldigt wurden. Alle Beschuldigten – unter ihnen ist auch ein Weihbischof – sind seit mindestens zehn Jahren verstorben. Sie alle wurden entweder von einem staatlichen beziehungsweise kirchlichen Gericht verurteilt, oder aber ihren Opfern wurden finanzielle Leistungen in Anerkennung ihres Leids zugesprochen.

„Das Bistum tut diesen Schritt nicht leichtfertig“

Das Vorgehen, die Namen öffentlich zu nennen, solle vor allem „den Betroffenen zugute kommen“, schreibt Dieser. „Zum Einen, weil sie mit der öffentlichen Nennung des Namens ihres Täters nicht mehr allein bleiben, zum Anderen, weil vielleicht weitere Betroffene so das Vertrauen schöpfen, aus dem Dunkelfeld herauszutreten.“

Bischof Dieser  - Aufnahme von 2020
Bischof Dieser - Aufnahme von 2020

Das Bistum tue diesen Schritt „nicht leichtfertig, sondern erst nach langem Abwägen und verbunden mit vielen flankierenden Maßnahmen“. Der Aachener Bischof zählt auch auf, was da alles gegeneinander abgewogen worden sei: „Datenschutzrechte, die Unschuldsvermutung bei fehlenden Beweisen und die Gefahr einer Stigmatisierung, sofern sich ein Vorwurf im Nachhinein als unbegründet erweist, stehen auf der einen Seite, die Erwartung von Aufarbeitung und Gerechtigkeit auf der anderen“.

Aufarbeitung ist nicht nur etwas für Betroffene und Experten

Natürlich wirke die Nennung der Namen der Beschuldigten auch auf alle zurück, die mit ihnen verbunden waren, so der Bischof weiter. „Nicht wenige reagieren persönlich tief verunsichert und entsetzt darauf, dass ein Priester, den sie in guter Erinnerung haben, als Täter beschuldigt wird. Alle diese Belastungen und Erschütterungen gehören aber zur Aufarbeitung der Verbrechen des sexuellen Missbrauchs dazu.“ Aufarbeitung bleibe „nie nur den Betroffenen oder den eigens dazu bestellten Fachleuten überlassen“, sondern beziehe „alle“ mit ein.

Der Aachener Bischof geht davon aus, dass durch die Nennung der Namen „an nicht wenigen Stellen unseres Bistums großer Gesprächsbedarf“ entstehen wird. Um solche Gespräche konstruktiv vor Ort führen zu können, stünden Fachleute zur Moderation bereit. Für die Betroffenen gebe es außerdem ab sofort eine Telefon-Hotline; sie könnten sich aber auch über ein Formular auf der Website des Bistums melden. „Alle Meldungen werden vertraulich und professionell behandelt“, verspricht Dieser.

(bistum aachen – sk)
 

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23. Oktober 2023, 11:07