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Vor einem Büro der Wahlkommission CENI in Kinshasa Vor einem Büro der Wahlkommission CENI in Kinshasa  (AFP or licensors)

Kongo vor der Mega-Wahl: „Nicht das Elend der Leute ausnutzen“

Im Kongo finden nächste Woche – am 20. Dezember - Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Über 900 Parteien treten an, und der amtierende Präsident Félix Tshisekedi, auf dem einst viele Hoffnungen ruhten, stellt sich zur Wiederwahl. Nicht ohne Sorge blickt die katholische Kirche auf den bevorstehenden Urnengang in dem 100-Millionen-Einwohner-Land.

Der Priester Justin Nkonzi, Leiter der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in der Erzdiözese Bukavu in Ost-Kongo, hat bestimmte Formen von Einflussnahme auf Wählende beobachtet. Generell habe Wahlkampf in der Republik Kongo „immer eine geografische, soziale, stammesbezogene und regionale Dimension. Jeder greift auf sein angestammtes Terrain zurück, vertreten durch seinen Stamm, seine Sprache oder seine Religionszugehörigkeit", erläutert der Priester. Die Kandidaten hätten aber keine großen gesellschaftlichen Visionen für ihr Land entwickelt und kein Wahlprogramm vorgelegt. Sie schwiegen über politische Vorhaben „und ziehen es vor, mit Geschenken um sich zu werfen und Versprechungen zu machen", so der Leiter der Diözesankommission Justitia et Pax.

Tatsächlich wählten die Menschen dann oft jene Kandidaten, die ihnen Vergünstigungen bieten oder zumindest in Aussicht stellen. Von Abgeordneten solle man freilich erwarten können, „dass sie Gesetze erlassen und kontrollieren" und nicht „das Elend und die Armut der Menschen ausnutzen, indem sie kleine, nutzlose Dinge zu verteilen und so die Menschen beeinflussen und manipulieren, um ihre Wählerstimmen zu erhalten", so der Justitia-et-Pax-Mann.

Politische Parteien sind im Kongo generell weniger von Ideen oder von demokratischen Prinzipien als von wirtschaftlichen Interessen geleitet. Papst Franziskus hatte bei seinem Besuch in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa im vergangenen Januar den Eigennutz der Eliten in deren Anwesenheit kritisiert.  Auch Präsident Amtsinhaber Félix Tshisekedi war präsent. Er stellt sich nächsten Mittwoch zur Wiederwahl und hat Beobachtern zufolge keine schlechten Chancen, weil er es in den vergangenen fünf Jahren verstand, seine Macht geschickt auszubauen. Unter den übrigen 25 Präsidentschaftskandidaten sind lediglich zwei Frauen, denen allerdings keine Chancen eingeräumt werden.

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Die katholische Bischofskonferenz des Kongo (CENCO) ist die größte zivilgesellschaftliche Organisation des Landes und geografisch in der Fläche präsenter als die Zentralregierung. Mehrfach haben die Bischöfe ihre Landsleute mit Blick auf die Wahl zu Wachsamkeit aufgerufen, erinnert Nkonzi. „Ein Kandidat mag Ihrem Stamm oder Ihrer Religionszugehörigkeit angehören, aber wenn es ein Kandidat ist, der seine Familienmitglieder aufstellt, wenn es ein Kandidat ist, der in bewaffnete Gruppen involviert ist, wenn es ein Kandidat ist, von dem bekannt ist, dass er öffentliche Gelder des Staates veruntreut hat, dann müssen wir wirklich das Stammes-Ego überwinden und an das höhere Interesse der Nation denken", hielten die katholischen Bischöfe fest, die im Land große moralische Autorität genießen.

Keine Wahlempfehlung

Eine Wahlempfehlung spricht die Kirche bei dieser wie bei anderen Wahlen nicht aus. Die Bischofskonferenz will aber am 20. Dezember gemeinsam mit einer Gruppe protestantischer Vereinigungen, der Eglise de Christ en Congo, Wahlbeobachter stellen, um den reibungslosen Ablauf des Urnengangs zu gewährleisten. Schon bei früheren Wahlen im Kongo hatte die katholische Kirche eine ähnliche Rolle gespielt.

(vatican news – gs)

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15. Dezember 2023, 18:37