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Christen protestieren in Karachi gegen die christenfeindliche Gewalt (22.8.2023) Christen protestieren in Karachi gegen die christenfeindliche Gewalt (22.8.2023)  (AFP or licensors)

Pakistan: Solidarität mit Opfern von antichristlicher Gewalt

Erneut hat mit Erzbischof Sebastian Shaw von Lahore ein hochrangiger Kirchenvertreter die von der christenfeindlichen Gewalt betroffenen Familien in Jaranwala besucht. Dort war es am 16. August aufgrund einer angeblichen Blasphemie-Anschuldigung zu einer Welle der Gewalt gegen Christen gekommen. Begleitet wurde Shaw von muslimischen Führungspersönlichkeiten.

Der Erzbischof besuchte die Familien, betete mit ihnen und hörte sich ihre Erlebnisse an. Zuvor waren bereits der Bischof von Faisalabad, Indrias Rehmat, und eine Delegation der Bischöflichen Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ unter Leitung von Erzbischof Joseph Arshad von Islamabad-Rawalpindi, seines Zeichens Vorsitzender der pakistanischen Bischofskonferenz, vor Ort gewesen.

Muslimische Vertreter zeigen Solidarität

Begleitet wurde der Erzbischof von Lahore bei seinem Besuch von einigen muslimischen Führungspersönlichkeiten, die die Gewalt verurteilt hatten und ebenfalls ihre Solidarität und ihr Gebet anbieten wollten.

„Was wir gesehen haben, ist eine schreckliche Verwüstung, die uns sehr bewegt hat“, wird Shaw von der Agentur Fides zitiert. Die Menschen seien „schockiert und verzweifelt“, ihre Habe sei zerstört, so Erzbischof Shaw.

Premierminister verspricht Schutz von Minderheiten

Die Gemeinde von Jaranwala begrüßte in einer Versammlung von Gläubigen verschiedener Konfessionen und muslimischen Bürgern auch den Besuch von Anwar ul Haq, dem Interims-Premierminister von Pakistan. In einer Rede, die in den pakistanischen Medien große Verbreitung fand, erinnerte Anwar ul Haq daran, dass „die christliche Gemeinschaft eine wichtige Rolle bei der Gründung Pakistans gespielt hat“ und ein „wesentlicher Bestandteil der Nation“ sei. Er fügte hinzu, dass „es die Verantwortung eines jeden Muslims ist, Minderheitengemeinschaften zu schützen“.

Nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen hatten der Regierung angesichts des Gewaltausbruchs vorgeworfen, religiöse Minderheiten nicht ausreichend vor Gewalt zu schützen. So betonte Akmal Bhatti, Vorsitzender der „Allianz der Minderheiten in Pakistan“ am Dienstag gegenüber dem pakistanischen Nachrichtenportal „Dawn“, dass Minderheiten immer zum Fortschritt beigetragen hätten. Doch der Staat verweigere ihnen seit der Gründung Pakistans im Jahr 1947 ihre Grundrechte.

Patricia Gossman, Expertin der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, sagte am Dienstag, der Anschlag in Jaranwala unterstreiche das Versagen der Polizei, religiöse Minderheiten angemessen zu schützen. „Dass die Verantwortlichen für solche Verbrechen in der Vergangenheit nicht strafrechtlich verfolgt wurden, ermutigt diejenigen, die im Namen der Religion Gewalt begehen“, betonte Gossman laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA).

„Wenn jemand eine Gemeinschaft verfolgt, wird die Gerechtigkeit ihn einholen“

Ohne auf derartige Vorwürfe einzugehen, betonte der Premierminister in seiner Ansprache: „Wir verfolgen die Feinde der Minderheiten nicht nur aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Als Anhänger des Gründers des Heimatlandes Ali Jinnah und als Anhänger des Propheten Muhammad handeln wir nach dem Gesetz und der Verfassung Pakistans, die uns verpflichten, auf diese Gräueltaten zu reagieren. Wir werden die Verfolger nicht einfach dulden. Wenn jemand eine Gemeinschaft verfolgt, wird die Gerechtigkeit ihn einholen“.

An die Christen gewandt, bekräftigte der Premierminister den Beistand der Institutionen: „Brüder und Schwestern, wir sind mit euch, wir werden die Stimme der Stimmlosen sein. Wir werden dem Gesetz Geltung verschaffen, und Sie werden feststellen, dass der Staat und die Gesellschaft Ihnen nicht nur verbal, sondern auch mit konkreten und bedeutsamen Gesten zur Seite stehen“. Anwar ul Haq verteilte anschließend Schecks über jeweils zwei Millionen Rupien (rund 6.000 Euro) an Christen, deren Häuser während der Gewaltwelle zerstört wurden.

Interreligiöser Dialog als Weg zum Frieden

Unterdessen appellierte die internationale Vereinigung „Religionen für den Frieden“ an „ökumenische und interreligiöse Partner auf der ganzen Welt, ,Nein' zu allen Formen von Gewalt und Unterdrückung zu sagen und weiterhin für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan zu beten“.

Auch unter den Pakistanern in der Diaspora ist die Solidarität mit den betroffenen christlichen Gemeinschaften groß: „Dieser schockierende Vorfall hat die Herzen der Menschen auf der ganzen Welt erschüttert und die dringende Notwendigkeit von Einigkeit, Verständnis und religiöser Toleranz hervorgehoben“, betonte die von Pakistanern im Ausland gegründete Vereinigung „Voice of The Voiceless international“ (VOV). „In dieser Zeit der Trauer und des Schmerzes sprechen wir der pakistanischen christlichen Gemeinschaft unser tiefstes Mitgefühl aus. Wir appellieren an alle Einzelpersonen, internationalen Gemeinschaften und Führungspersönlichkeiten, sich gemeinsam gegen Hass, Gewalt und Intoleranz zu stellen und in Pakistan ein Umfeld zu fördern und zu leben, in dem alle Glaubensrichtungen respektiert und geschätzt werden.“

(fides/kap/kna - cs)

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23. August 2023, 13:23