Suche

Betende Frau beim Sonntags-Gottesdienst in Jaranwala, neben dem ausgebrannten Gebäude der Heilsarmee Betende Frau beim Sonntags-Gottesdienst in Jaranwala, neben dem ausgebrannten Gebäude der Heilsarmee  (AFP or licensors)

Pakistan: Erzbischof für harte Strafen

„Die christliche Gemeinschaft ist zutiefst erschüttert, sie leidet sehr, aber sie bleibt friedlich.“ Das sagt der Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Arshad von Islamabad, gegenüber Radio-Vatikan.

Arshad ist entsetzt über die antichristliche Gewalt vom 16. August in Jaranwala im pakistanischen Punjab. Nach Gerüchten über eine Schändung des Koran durch Christen hatte ein Mob Kirchen und Häuser von Christen angegriffen und teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Zwei Christen, die der Blasphemie beschuldigt werden, sind in Haft – und desgleichen über hundert Muslime, die an den Ausschreitungen und den Plünderungen beteiligt waren. Gegen einen islamischen Geistlichen, der über den Lautsprecher einer Moschee zu den Protesten aufrief, wird ermittelt.

An diesem Sonntag findet in allen katholischen Gemeinden Pakistans ein besonderer Gebetstag für ein friedliches Zusammenleben der Religionen statt. Er wurde von den Bischöfen des Landes ausgerufen. „Wir müssen für das beten, was in unserer Gesellschaft geschieht“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz in unserem Interview. „Wir müssen für die Opfer beten, für diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in Not sind.“

Sicherheitskräfte in Jaranwala, am Sonntag
Sicherheitskräfte in Jaranwala, am Sonntag

„Man kann den Schmerz der Menschen spüren“

Er habe einige der Tatorte der Ausschreitungen besucht, so Erzbischof Arshad. „Man kann den Schmerz der Menschen spüren, die flüchten mussten. Ihre Häuser sind geplündert worden. Einundzwanzig Kirchen wurden niedergebrannt. Bibeln wurden verbrannt, Kreuze wurden verbrannt. Es ist sehr schmerzhaft, das zu sehen. Natürlich wird es für die Menschen, die ihre Häuser verloren haben, eine Weile dauern, bis sie dieses Trauma überwunden haben.“

Der Erzbischof von Islamabad verurteilt scharf das in Pakistan gültige Anti-Blasphemie-Gesetz, genauer: seinen „Missbrauch“. „Das Problem in Pakistan ist, dass die Menschen das Recht in ihre eigenen Hände nehmen.“ Um so etwas in Zukunft zu verhindert, brauche es „gute Bildung“: „Die Menschen müssen sensibilisiert werden. Der Respekt vor der Religion der anderen muss gefördert werden.“

Eine Gesellschaft, in der die Starken die Schwachen diskriminieren

Diese Maßnahmen könnten „zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen“, glaubt Arshad. „Und natürlich sollte die Regierung die Täter vor Gericht bringen, und es sollten strenge Strafen verhängt werden.“ Das sei leider in den bisherigen Fällen nicht passiert. „Es muss wirklich für Gerechtigkeit gesorgt werden, damit solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr vorkommen.“

Auch viele Muslime äußerten jetzt Christen gegenüber ihr Beileid. „Sogar der Premierminister hat angekündigt, dass er streng durchgreifen und diese Leute vor Gericht bringen wird.“ Doch „die Kultur, die Mentalität“ in Pakistan seien leider „so, dass andere Menschen diskriminiert werden“. Darunter litten nicht nur die Christen als religiöse Minderheit. „Die Reichen diskriminieren die Armen, die Mächtigen diskriminieren die Schwachen. Diese Realitäten gibt es in unserer Gesellschaft.“

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

20. August 2023, 10:54