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Letzter europäischer Konzilsvater Bettazzi gestorben

Luigi Bettazzi ist am frühen Sonntagmorgen im Alter von 99 Jahren verstorben. Der frühere Bischof der italienischen Diözese Ivrea war einer der wenigen noch lebenden Konzilsväter, sowie der letzte aus dem europäischen Raum. Sieben Jahre lang hatte er die internationale katholische Friedensorganisation Pax Christi geleitet.

Der Gesundheitszustand des 99-Jährigen hatte sich in den letzten Tagen zusehends verschlechtert, so dass der aktuelle Bischof von Ivrea, Edoardo Cerrato, zu Gebet für seinen Vorgänger aufgerufen hatte. Das Bistum hatte Bettazzi vom 1967 bis 1999 geleitet. Präsident von Pax Christi Italien war er von 1968 an, bis er 1978 zum Präsidenten von Pax Christi International berufen wurde. Am kommenden 26. November wäre er 100 Jahre alt geworden.

Als Weihbischof von Bologna hatte er an der Seite von Kardinal Lercaro, einem der Protagonisten der Kirchenversammlung, am II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) teilgenommen. In der Endphase des Konzils gehörte er zu den 40 – zumeist lateinamerikanischen - Konzilsvätern, die am 16. November 1965 in den Domitilla-Katakomben den so genannten „Katakombenpakt“ unterzeichneten, mit dem sie sich zum Einsatz für eine dienende und arme Kirche verpflichteten.

Ein Verfechter des Dialogs

Bekannt war er nicht nur durch seine zahlreichen Publikationen, sondern auch wegen seines konkreten Einsatzes für Menschen- und Sozialrechte. Ebenso sah er sich dem Dialog mit allen verpflichtet, egal ob Gläubige, Nicht-Gläubige oder Vertreter anderer Religionen. Im Entführungsfall Aldo Moro, der Italien 1978 in Atem gehalten hatte, hatte er sich gemeinsam mit anderen zwei Bischöfen als Geisel angeboten, um die Freilassung des Vorsitzenden der Partei Democrazia Cristiana zu erreichen, der durch die Roten Brigaden entführt worden war. Allerdings lief dieser Plan unter anderem wegen des Widerstands der Kurie ins Leere.

Papst Franziskus hatte er nach einer Begegnung in Molfetta 2018 bescheinigt, dass dieser die Linie des Konzils weiterverfolge. Insbesondere äußerte er sich positiv zur „Synodalität“ als „Erweiterung der Kollegialität“, die die Konzilsväter erhofft hätten und die keineswegs eine Abwertung der Hierarchie, sondern eine Aufwertung des „Volkes Gottes“ und der „Verantwortung eines jeden Getauften in der Kirche“ darstelle.

Würdigung durch italienische Bischöfe

Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, dankte in einer Mitteilung vom Sonntag für Bettazzis „Zeugnis und Einsatz für das Zweite Vatikanische Konzil". Der letzte italienische Konzilsvater werde wegen seiner Weisheit und Väterlichkeit erinnert, so Zuppi, der sich persönlich durch den Einsatz des Verstorbenen für das Konzil beeindruckt zeigte, den er mit „Freiheit und Liebe zur Kirche" gelebt habe.„Lächeln, Freundlichkeit, Festigkeit, Ironie, die Fähigkeit, die Geschichte zu lesen und die Botschaft des Friedens zu überbringen, waren seine wesentlichen Eigenschaften", heißt es in der Erklärung Zuppis weiter. Diese Eigenschaften hinterlasse er als sein Erbe, gemeinsam mit der Einladung zum stetigen Einsatz für Frieden.

(vatican news - cs)

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16. Juli 2023, 11:23