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Weihbischof Oleksandr Yazlovetskiy Weihbischof Oleksandr Yazlovetskiy 

Ukraine: Ostern im Zeichen der Hoffnung

Der Weihbischof der Diözese Kyiv-Zhytomyr blickt auf das zweite, vom Krieg geprägte Osterfest mit der Hoffnung auf Frieden: Die meisten Menschen in dem osteuropäischen Land, sowohl Gläubige als auch Nicht-Gläubige, spürten, dass dieser Krieg „mit Gottes Hilfe“ enden wird, sagt uns Oleksandr Yazlovetskiy.

Svitlana Dukhovych und Mario Galgano - Vatikanstadt

Etwas mehr als ein Jahr Krieg und zwei belagerte Osterfeiern. Die katholischen Gläubigen des lateinischen Ritus in der Ukraine feierten die Auferstehung des Herrn und hoffen weiterhin auf eine Wiedergeburt, auf ein Ende der Angst und der Tränen. Trotz des andauernden Bombenhagels, der noch immer den Alltag aller Ukrainerinnen und Ukrainer begleite, sei die Hoffnung auf ein baldiges Ende der russischen Invasion groß, so Weihbischof Oleksandr Yazlovetskiy. Dieses Jahr sei es nämlich anders, bestätigt er gegenüber Radio Vatikan und erklärt, dass es „die jungen Leute sind, die dazu drängen, sich zu freuen und an den Frieden zu glauben“:

Zum Nachhören - was der Weihbischof sagt

„Sicherlich ist dieses Ostern, obwohl wir es wieder während des Krieges erlebt haben, etwas anders als die vorherigen, weil wir jetzt Hoffnung und Glauben haben, dass der Konflikt mit Gottes Hilfe beendet werden kann. Ich erinnere mich, dass wir letztes Jahr zwar mit der Freude über die Auferstehung Christi, aber auch mit viel Traurigkeit gefeiert haben, weil wir nicht wussten, wie es in unserem Land weitergehen würde, wir fragten uns, wie es weitergehen sollte, ob wir als Volk noch existieren könnten. Wir spürten eine große Angst. Jetzt ist es ein wenig anders. Ich glaube, dass die meisten Ukrainer, ob gläubig oder ungläubig, trotzdem glauben, dass dieser Krieg mit Gottes Hilfe zu Ende gehen wird. Und so ist auch Ostern in diesem Jahr ein wenig anders: Die Freude ist stärker, denn die Freude hängt in erster Linie von der Auferstehung Christi ab, aber auch von den Umständen, die uns helfen, sie besser zu empfinden.“

„Friede sei mit euch“

Die ersten Worte Jesu an seine Jünger nach der Auferstehung waren „Friede sei mit euch“, ein Satz, der heute in der Ukraine eine „besondere Bedeutung“ hätte, fügt der Weihbischof hinzu:

„Wir wissen, dass man, wenn man jung ist, die Gesundheit nicht so sehr schätzt, weil man sie als Selbstverständlichkeit betrachtet und besitzt, und wir wissen auch, dass dieser junge Mensch, wenn er alt wird, versteht, dass die Gesundheit eine schöne Gnade ist, und er bereut, sie nicht genug geschätzt zu haben. So ist es auch mit dem Frieden. Ich glaube, dass dieses Wort für alle Völker einen großen Wert hat, nicht nur für die Ukraine, denn es gibt mehrere Länder, die so leiden wie wir. Für uns bedeutet Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg, denn wir haben erkannt, dass es auch ohne Schießerei, auch ohne ,echten Krieg´, nicht so ist, als hätten wir vorher Frieden gehabt. Für uns Christen bedeutet Frieden, dass wir Christus als unseren Herrn bei uns haben, und um dies zu erreichen, müssen wir beten.“

Weihbischof Oleksandr Yazlovetskiy
Weihbischof Oleksandr Yazlovetskiy

Die Quelle der Hoffnung für die jungen Menschen in der Ukraine sei der Glaube, fügt er hinzu:

„Wir wissen, dass ältere Menschen in der Regel ruhiger sind, weil sie eine gewisse Erfahrung haben, sie haben gute und schlechte Zeiten durchlebt. Und wenn es um den Sieg, um den Frieden geht, beten unsere jungen Mitbürger. Man muss sie nur hier in Kyiv sehen und mit ihnen reden, und sie geben uns Hoffnung, mit einem Lächeln und tröstenden Worten, einer für den anderen. Wenn sie uns begrüßen, sagen sie: ,Lasst uns gewinnen´, oder: ,Ich wünsche euch Frieden´, oder: ,Wir hoffen, dass wir uns wiedersehen, wenn der Krieg vorbei ist´. Unsere Jugendlichen sind also wirklich eine Quelle des Trostes für uns, eine Hilfe, weil sie an den Frieden glauben. Ich möchte sagen, dass unsere jungen Leute sich auch auf den Besuch von Papst Franziskus freuen, wir alle beten für seine Gesundheit, wir beten für ihn und wir hoffen, ihn eines Tages mit großer Freude hier zu sehen.“

Änderungen im Alltag

Natürlich habe sich auch die Art und Weise, wie der Bischofsdienst in diesem Jahr ausgeübt wird, verändert:

„Ich habe viele Dinge gelernt. Ich habe zum Beispiel gelernt, wie man einen Generator ein- und ausschaltet, oder was es bedeutet, eine Powerbank zu haben, und zwar nicht die kleine für das Handy, sondern eine große, die in der Lage ist, den Strom in einer Wohnung für einen Tag zu garantieren. Diese Zeit war für uns alle schwierig, aber mit Gottes Hilfe haben wir viel gelernt. Mir persönlich hat es auch geholfen, dass ich seit Dezember letzten Jahres Präsident von 'Caritas-Spes Ukraine' geworden bin. Hier gibt es zwei Caritasverbände: 'Caritas Ukraine' der griechisch-katholischen Kirche und 'Caritas-Spes Ukraine' der römisch-katholischen Kirche, die beide so viele Projekte durchführen. Und hier lerne ich, wie man Werke der Barmherzigkeit gegenüber den Bedürftigen verrichtet. Papst Franziskus spricht viel über die Geißel des Klerikalismus, ich denke, dass es in jeder Kirche diese Flecken des Klerikalismus gibt, mehr oder weniger, und auch wir sind nicht frei davon, aber durch den Krieg haben viele unserer Priester und auch ich gelernt, den Menschen nahe zu sein, hinauszugehen, bei ihnen zu sein, sie zu bitten, gemeinsam mit ihnen, mit den Gemeindemitgliedern, etwas zu organisieren, denn der Priester kann nichts allein tun. Deshalb ist es für viele unserer Priester und sogar Bischöfe so, als ob sie wieder zu Atem gekommen sind.“

(vatican news)

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11. April 2023, 12:01