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Libanon: Historisches Treffen der Leiter syrischer Tradition

Zum ersten Mal haben sich am Sitz des syrisch-orthodoxen Patriarchats im libanesischen Atchaneh die Oberhäupter der Kirchen der syrischen Tradition getroffen. Sie wollten „im Lichte des gemeinsamen geistlichen Erbes gemeinsam über die Notlagen und Probleme der christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten“ beraten.

An dem als historisch gewerteten Treffen am Freitag auf Einladung des syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Aphrem II. nahmen unter anderem der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan, der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï, der assyrische Patriarch Mar Awa III. und der chaldäische Patriarch Luis Raphael Sako teil, wie der vatikanische Missionspressedienst Fides berichtete.

Vor dem Gipfel hatte Aphrem II. in einem Interview des Fernsehsenders „Tele Lumière-Noursat“ die Einzigartigkeit des Treffens hervorgehoben, das zum ersten Mal die Oberhäupter von Kirchen zusammenbringe, die dieselbe spirituelle und theologische Quelle hätten, aber in der Vergangenheit oft durch Kontroversen und Konflikte getrennt gewesen seien. Ziel des Treffens sei es auch, gemeinsam Wege zu finden, um die Bedeutung des gemeinsamen geistigen und theologischen Erbes syrischer Herkunft, das von großen Persönlichkeiten des frühen Christentums wie dem heiligen Ephrem von Syrien geprägt werde, zu bewahren und zu bekräftigen.

Gemeinsames Zeugnis ablegen

Bei der Eröffnung des Treffens sagte Aphrem II.: „Wir sind heute zusammengekommen, um in dieser Welt voller Provokationen gemeinsam Zeugnis abzulegen, und wir bitten Gott, uns die Kraft und die Liebe zu geben, um gemeinsam zu entscheiden, was das Beste für die Mitglieder unserer Kirchen in allen Teilen der Welt ist.“ Die Kirchen hätten viel gemeinsam, so der Primas der syrisch-orthodoxen Kirche, „auch wenn wir aufgrund verschiedener historischer Gegebenheiten heute noch Uneinigkeit in der Art und Weise erleben, wie wir unseren Glauben ausdrücken. Aber heute spüren wir die Dringlichkeit, zusammen zu sein und unser reiches syrisches Erbe gemeinsam zu pflegen.“

Der chaldäische Patriarch Sako hatte im September seinen Wunsch bekräftigt, dass die Chaldäische Kirche und die Assyrische Kirche des Ostens die Kirchengemeinschaft aufnehmen. Dem Vorschlag erteilte der assyrische Patriarch Mar Awa III. in einem Interview des Fides-Dienstes eine deutliche Absage. Die Chaldäer sind im 16. Jahrhundert aus der Assyrischen Kirche hervorgegangen bzw. haben sich abgespalten, nachdem einige Bischöfe wegen interner Kirchenkonflikte eine Union mit Rom eingegangen waren. „Der Vorschlag von Patriarch Sako lautet meines Erachtens so: Die beiden Patriarchen, der chaldäische und der assyrische, treten von ihren Ämtern zurück, und die assyrischen und chaldäischen Bischöfe wählen gemeinsam einen anderen Patriarchen der Kirche des Ostens, der dann aber in hierarchischer Gemeinschaft mit dem Papst stehen muss. Dieses Verfahren erscheint mir nicht praktikabel“, betonte Mar Awa. Die Assyrische Kirche lehne diese Art von „Uniatismus“ ab. Der Weg für eine Wiederherstellung der Einheit müsse vielmehr darin liegen, „zu den Wurzeln der Ostkirche zurückzugehen, zurück in die Zeit vor 1552, um zu sehen, was die gemeinsame Ekklesiologie zur Zeit der Trennung war“.

(kna-öki/fides – mg)

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20. Dezember 2022, 09:25