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Proteste in Moundou, Tschad Proteste in Moundou, Tschad 

Eskalation in Tschad: Kirche ruft zu Ruhe und Versöhnung

Bei Protesten gegen eine Entscheidung der Übergangsregierung sind im zentralafrikanischen Tschad mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen. Nach den Demos und den gewaltsamen Auseinandersetzungen vom Donnerstag mahnte die katholische Bischofskonferenz des Tschad (CET) in einer Erklärung Ruhe und Versöhnung an.

Die Bischöfe riefen dazu auf, die Heiligkeit des menschlichen Lebens zu achten und bezeugten den Angehörigen der Opfer ihre Nähe und ihr Mitgefühl. Die CET äußerte sich zudem besorgt über die Situation und die zunehmenden Spannungen. Sie appellierte an „alle politischen Akteure und die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte, unter allen Umständen aufrichtigen Dialog und die Achtung der Menschenwürde" zu bevorzugen. Alle Katholiken und Christen, sowie Gläubige und alle Männer und Frauen guten Willen riefen die Bischöfe des Tschad zudem auf, „unablässig für die Versöhnung der Herzen zu beten, um den Frieden im Land zu fördern".

„Sich die Hände reichen, einander vergeben, den Hass vergessen und sich als Söhne und Töchter einer Nation akzeptieren“

Die Kirche forderte auch alle auf, „keinen Hass gegeneinander zu hegen, sich gegenseitig zu akzeptieren, sich die Hände zu reichen, einander zu vergeben, den Hass zu vergessen und sich als Söhne und Töchter einer Nation zu akzeptieren".

Demonstrationen und Gewalt

In der Hauptstadt N’Djamena und weiteren Städten waren Ende vergangener Woche Demonstrationen brutal niedergeschlagen worden. Mindestens 50 Menschen wurden nach offiziellen Angaben von staatlichen Sicherheitskräften getötet, etwa 300 verletzt; zahlreiche Menschen wurden festgenommen. Die Afrikanische Union, die Vereinten Nationen und die Europäische Union verurteilten die Gewalt. Menschenrechtsorganisationen sprachen von Massakern und forderten Aufklärung.

Die Proteste in N’Djamena richteten sich gegen eine Resolution vor wenigen Wochen, die es dem Präsidentensohn Mahamat Idriss Déby ermöglicht, weitere zwei Jahre an der Macht zu bleiben. Demokratische Wahlen sollen erst 2024 stattfinden, wobei er selbst in den Wahlen kandidieren darf.  Nach der Amtsübernahme im April 2021, nach dem Tod seines Vaters, hatte Déby eine Übergangsfrist von 18 Monaten bis zu Wahlen versprochen. Diese Frist ist jetzt abgelaufen.

„Die Machthaber hatten einen Wandel versprochen, doch bis heute ist nichts geschehen“

Im Interview mit Radio Vatikan äußerte sich in der Vorwoche auch der Generalvikar der Erzdiözese N’Djamena, Bischof Samuel Mbaïrabé, zur Lage im Land. Er bedauerte,  dass keine positive Entwicklung zu verzeichnen sei. Das Volk sehne sich nach einem Ende der Gewalt und all der Übel. „Die Machthaber hatten einen Wandel versprochen, doch bis heute ist nichts geschehen", stellte er fest. Man beobachte den Willen und den Wunsch einiger Personen, das gleiche System für ihre eigenen Interessen aufrechtzuerhalten. „All das hat ein Gefühl der Revolte hervorgerufen". Für Generalvikar Mbaïrabé sind die jüngsten Demonstrationen „der Verzweiflungsschrei einer bewussten Generation, die einen Wandel fordert".

(vatican news/diverse - sst)

 

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24. Oktober 2022, 12:49