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Kardinal Kurt Koch beim Religionsgipfel in Kasachstan Kardinal Kurt Koch beim Religionsgipfel in Kasachstan 

Kardinal Koch: Tischtuch mit Moskau nicht zerschneiden

Der Ökumene-Beauftragte des Papstes, Kardinal Kurt Koch, hält am vatikanischen Dialogangebot an die russisch-orthodoxe Kirche fest. Bei allen Schwierigkeiten dürfe der Dialog nicht aufgegeben werden, sagte Koch am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Kathpress beim Weltkongress der Religionen in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan.

Denn sonst habe man „überhaupt keine Möglichkeiten mehr, miteinander im Gespräch zu sein und nach Lösungen zu suchen in dieser schwierigen, verfahrenen Situation“: „Man darf das Tischtuch nicht durchschneiden“, so Koch wörtlich.

Wie dieser Dialog jetzt geführt werden könne, müsse sich zeigen, erklärte der Kardinal. Patriarch Kyrill habe in seiner von der russisch-orthodoxen Delegation in Nur-Sultan verlesenen Botschaft an die Kongressteilnehmer deutlich gemacht, dass er am „interreligiösen Dialog“ interessiert sei. Eine Antwort angesichts der konkreten Situation habe er jedoch nicht gehört. „Und auf die warte ich an sich“, so der Kurienkardinal weiter. Mit Blick auf die in der Ansprache enthaltenen Klage Kyrills, dass „historische Ereignisse“ „falsch dargestellt“ würden, sagte Koch, dass er dies immer wieder höre. Darüber müsse man „intensiv sprechen und sich austauschen“.

Trennung zwischen Staat und Religion definieren

Die orthodoxe Tradition habe ein anderes Verständnis der Beziehung zwischen Kirche und Staat. „Im Westen haben wir durch Jahrhunderte mühsam gelernt, dass das adäquate Verhältnis von Kirche und Staat eine Trennung bei gleichzeitiger Zusammenarbeit ist“, so Koch weiter. Er begrüße, wenn der Moskauer Patriarch eine Trennung von Religion und Politik betone. Aber dann müsse auch erklärt werden, „was das für die russisch-orthodoxe Kirche genau heißt“.

Kyrill hatte in seiner Ansprache bei dem Religionsgipfel auch dafür plädiert, insbesondere in diesen schwierigen Zeiten für die Menschlichkeit „klaren Verstand“ und eine „friedvolle Seele“ zu bewahren. Der Glaube könne dazu beitragen, so Kyrills Worte.

Antonij als Anführer der russisch-orthodoxen Delegation hatte ergänzt, dass es immer leichter geworden sei, Informationen zu manipulieren. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, „wie leicht es geworden ist, ein Feindbild zu schaffen“, so der Metropolit. Man zeige mit dem Finger auf andere und rufe zu Hass auf.

Hochrangige Vertreter aus aller Welt

Außer dem Papst und dem Vertreter des Moskauer Patriarchats sprachen am Mittwochvormittag in der Unabhängigkeitshalle der kasachischen Hauptstadt Großscheich Ahmed al-Tayyib von der Al-Azhar-Moschee in Kairo, und Israels sephardischer Oberrabbiner Yitzhak Yosef. Abschließend wurde eine kurze Video-Grußbotschaft von UN-Generalsekretär Antonio Guterres gezeigt, der das Bemühen der religiösen Führer um den Weltfrieden würdigte.

Nach den Reden fanden bilaterale Treffen statt. Dabei traf Papst Franziskus laut Programm unter anderem Großscheich al-Tayyib, die beiden israelischen Oberrabbiner, David Baruch Lau und Yitzhak Yosef, die Delegation des Lutherischen Weltbundes, und den russisch-orthodoxen Metropoliten Antonij, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats.

(kap - cs)

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14. September 2022, 15:31