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Libanon: Patriarch Rai ruft zu Regierungsbildung auf

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat die als Vermittler im Streit um die Seegrenzen zwischen Israel und dem Libanon fungierenden USA aufgerufen, das Problem mit Israel zu lösen. Der Libanon könne „nicht lange mit der Förderung von Gas und Öl warten, während Israel dies bereits tut“, sagte Rai laut Manuskript in seiner Sonntagspredigt am Sommersitz in Dimane.

Ferner forderte er die verschiedenen Parteien des Landes auf, sich auf nationaler Ebene zu positionieren und eine positive Atmosphäre zu schaffen, die die Bildung einer neuen Regierung und die Wahl eines Präsidenten der Republik ermöglicht. Der künftige Präsident müsse dabei „der libanesischen Sache, den nationalen Prinzipien und der Souveränität und Unabhängigkeit des Libanon treu bleiben“.

In seiner Predigt ging Rai auch auf die beispiellose Wirtschaftskrise im Libanon ein. Keine Familie bleibe von ihr verschont, wie „in der Mehl-, Brot-, Strom-, Wasser- und Lebensmittelkrise, in den Schulgebühren, in der Versorgung mit Medikamenten und Krankenhäusern, bei der Rückkehr der Corona-Epidemie“ sichtbar werde.

Die politische Lage im Libanon hat sich in den vergangenen Tagen wieder angespannt. Am Vorabend der Ankunft von US-Präsident Joe Biden in Israel letzte Woche hatte die libanesische Hisbollah ihren Ton verschärft: „Wenn der Libanon daran gehindert wird, seine Gasvorkommen auszunutzen, wie wir wollen, dann wird es niemand tun dürfen“, erklärte der Generalsekretär von Hisbollah, Hassan Nasrallah, anlässlich des 16. Jahrestages des Krieges vom Juli 2006.

Zum Nachhören - was Patriarch Bechara Boutros Rai zur Lage im Libanon sagt

Furcht vor einem weiteren Krieg

Nach der Entsendung von drei Drohnen in der Nähe des israelischen Gasfeldes Karish im Norden Israels vor zwei Wochen befürchtete Hassan Nasrallah das Risiko eines weiteren Krieges. Die Kriegsoption werde offen ausgesprochen, obwohl die USA und EU immer noch nach regionaler Stabilität suchten, die es ihnen ermögliche, Europa mit Gas aus dem Nahen Osten zu versorgen und russisches Gas zu ersetzen, „das mit ukrainischem Blut befleckt ist“, schreibt Asianews.

Eine weitere Herausforderung, auf die Patriarch Rai eingegangen ist, betrifft den Ablauf des Präsidentenmandats von Michel Aoun am 31. Oktober 2022, dem wichtigsten christlichen Verbündeten der libanesischen Hisbollah, während Premierminister Nagib Mikati mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt werden wird.

Die Verfassung des Libanons sieht vor, dass der Nachfolger von Präsident Aoun im September vom Parlament gewählt werden müsste. Die für die Nachfolge in Frage kommenden Kandidaten seien derzeit der Leiter der der überwiegend christlichen Freien Patriotischen Bewegung Gebran Bassil, der Anführer von Zgharta Sleiman Frangié, ein Pro-Syrer, und der Armeekommandant Joseph Aoun, der nicht mit dem derzeitigen Präsidenten verwandt ist. Der letztgenannte gilt als Kompromisskandidatur.

Sorge des Patriarchen

Die mögliche Vakanz eines Präsidentenamtes gibt schon jetzt Anlass zu größter Besorgnis, selbst auf dem maronitischen Patriarchalsitz. Bereits vergangene Woche hatte Patriarch Rai bekräftigt: „Wir müssen uns alle dazu verpflichten, die für die Wahlen festgelegten verfassungsmäßigen Fristen einzuhalten, die pünktlich eingehalten werden müssen.“ Der Kardinal ging sogar noch weiter und warnte vor der Versuchung, dass Präsident Aoun im Falle einer fehlenden Zustimmung zum Namen seines Nachfolgers im Amt bestätigt werden müsse, eine Hypothese, die aber auch bereits von den meisten Poltikern in dem Land abgelehnt wurde.

(kna/facebook.com-maronite.patriarchate.bkerki/asianews – mg)

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18. Juli 2022, 10:23