Suche

Kinderkrankenhaus in Zaporischja in der Ukraine Kinderkrankenhaus in Zaporischja in der Ukraine 

Schewtschuk: „Dieser Krieg trägt Merkmale eines Völkermords“

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat den russischen Krieg gegen die Ukraine als Völkermord bezeichnet. Hier seine Videobotschaft an diesem Mittwoch im Wortlaut:

 


Gelobt sei Jesus Christus!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Heute ist der 23. März 2022. Die Ukraine und das ukrainische Volk durchleben bereits den achtundzwanzigsten Tag dieses Kreuzweges, seines Golgatha, dieses Krieges, den Russland gegen das friedliche ukrainische Volk begonnen hat.

Wir leben in tragischen, schmerzhaften Zeiten. Aber solche Zeiten bringen Helden hervor. Helden, die aus Liebe zu ihrem Volk und ihrer Heimat bereit sind, jedes Opfer zu bringen, sogar ihr eigenes Leben zu opfern.

In diesen Tagen, in denen ich mit verschiedenen Menschen gesprochen habe, mit Freiwilligen, Geistlichen, Soldaten, Behördenmitarbeitern auf verschiedenen Ebenen, insbesondere mit der Zentralregierung, merkt man, dass unser ukrainisches Volk wirklich zusammengekommen ist, um den Kampf durchzustehen.

Wir haben so viel über die Einheit gesprochen: die Einheit der Kirche, die nationale Einheit, sogar die politische Einheit, und wir haben über diese Einheit wie in einem Traum gesprochen. Aber heute ist dieser Traum Wirklichkeit geworden.

Wir sehen, wie sich die Menschen vereinen, um dem Widersacher entgegenzutreten, der den ukrainischen Boden mit Füßen tritt. Wir sehen, dass jeder den Auftrag seines eigenen Gewissens spürt, durchzuhalten und den Sieg zu erringen.

Wir spüren, dass dieser Krieg in der Tat kein Krieg ist, in dem nur die ukrainische Armee kämpft. Es handelt sich nicht um einen Krieg, den der Feind gegen den Präsidenten oder die ukrainische Regierung aus dem einen oder anderen ideologisch motivierten Grund führt. Der russische Aggressor führt einen Krieg gegen das ukrainische Volk. Und dieser Krieg trägt alle Merkmale eines Völkermordes, der Ausrottung von Menschen, unseres kulturellen Erbes, unserer geistigen Tradition.

Und gerade in diesem patriotischen Krieg hat das gesamte ukrainische Volk seine Heimat verteidigt. Und wenn wir „Volk“ sagen, meinen wir alle Einwohner der Ukraine, unabhängig von ihrer nationalen oder ethnischen Herkunft, ihrer Kirchen- oder Religionszugehörigkeit, und sogar unabhängig davon, ob sie in der Ukraine oder im Ausland leben. Wir sind der Meinung, dass der Sieg eine gemeinsame Angelegenheit ist. Und in dieser nationalen Einheit spüren wir den Vorgeschmack des Sieges.

Es ist sehr wichtig, dass jede und jeder von uns, jede und jeder, der mir zuhört, sich dieser heiligen und großen Sache anschließt. Das „Wunder am Dnipro“, das sich vor unseren Augen entfaltet, erweist sich als ein von Gott gesegnetes Werk. Wir kämpfen und ringen um den Sieg, aber dieser Sieg wird uns von unserem Herrgott geschenkt.

Heute möchte ich meinen besonderen Dank für ein einzigartiges Ereignis aussprechen, das am Montag, also vorgestern, in Jerusalem stattgefunden hat. Auf Initiative des internationalen „Elijah Interfaith Institute“ fand vor der Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem ein internationales, interreligiöses und interkirchliches Gebet für den Frieden und den Sieg der Ukraine in diesem Krieg statt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Seine Seligkeit Pierbattista Pizzaballa, nahm persönlich an diesem Gebet teil. Vertreter der griechisch-katholischen Kirche der Melkiten, verschiedener protestantischer, anglikanischer und anderer Gemeinschaften, Intellektuelle, führende Persönlichkeiten, religiöse Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinschaft, islamische Denker und religiöse Führer nahmen daran teil. Ich möchte ihnen sehr dafür danken, dass dieses Gebet stattgefunden hat und eine entsprechende Erklärung für ein Ende des Krieges in der Ukraine unterzeichnet wurde.

Jerusalem und Kiew stehen in einer geistigen Beziehung zueinander. Kiew wurde als ein neues Jerusalem gebaut. Möge sich dieses Gebet, diese Bewegung gegen den Krieg, auf andere Zentren des religiösen und spirituellen Lebens in der ganzen Welt ausbreiten.

Lasst uns gemeinsam beten. Beten wir vor den Kathedralen der russisch-orthodoxen Kirche in der ganzen Welt für den Frieden in der Ukraine. Wir werden sehen, dass Gott, der Herr, unsere Gebete erhören wird und dieser Krieg gewonnen wird. Möge der Herrgott uns alle segnen.

Der Segen des Herrn komme auf Euch herab, kraft seiner Gnade und Menschenliebe, jetzt und allezeit, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gelobt sei Jesus Christus!

(vatican news – mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

23. März 2022, 12:52