Suche

Blick auf beschädigte Autos nach der Explosion im Hafen von Beirut im letzten Jahr Blick auf beschädigte Autos nach der Explosion im Hafen von Beirut im letzten Jahr 

Libanon: Dem Alltag wieder einen Sinn geben

Das Solidaritätsprojekt „TetawJeddo“ – „Opa und Oma“ im libanesischen Dialekt – versorgt ältere Menschen und Haushalte in Beirut, die in Not geraten sind, mit warmen Mahlzeiten und finanzieller Unterstützung. Die Initiative wurde nach der Explosion im Hafen der Hauptstadt im August 2020 ins Leben gerufen. Wir sprachen mit dem Leiter der Organisation.

Mario Galgano und Claire Riobé - Vatikanstadt

Von den Betroffenen der Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020 seien die älteren Menschen im Libanon am stärksten betroffen. Dutzende von ihnen seien durch das fehlende Rentensystem des Landes und die fehlende finanzielle Unterstützung, die sie vor der Wirtschaftskrise von ihren Familien erhalten hatten, in die Armut getrieben worden. Um ihnen zu helfen, sei wenige Wochen nach der Katastrophe das Projekt „TetawJeddo“ ins Leben gerufen worden.

„Wir wurden von Wohltätern angesprochen, die uns helfen wollten, und uns wurde schnell klar, dass es sich um alte und isolierte Menschen handelte, die in großer Not waren“, so Pater Guillaume Bruté de Rémur. Seit 22 Jahren ist er Rektor des Seminars Redemptoris Mater in Beirut. Die Hilfsorganisation, die er nun leitet, sei heute in zwei Zweige von Freiwilligen unterteilt, die in Beirut und seinen Vororten tätig seien.

Zum Nachhören - was das Solidaritätswerk im Libanon macht

„Der eine kümmert sich darum, 50 älteren Menschen jeden Tag eine warme Mahlzeit zu bringen sowie einmal pro Woche eine Einkaufstasche (...). Wir haben auch eine Partnerschaft mit einem Blumenladen, so dass wir diesen Menschen monatlich einen kostenlosen Besuch mit einem Blumenstrauß organisieren können“, freut sich Pater Guillaume Bruté de Rémur.

Menschen auf der Straße von Beirut
Menschen auf der Straße von Beirut

Der andere Zweig der Organisation unterstütze 63 Personen, die in 26 Haushalten im christlichen Viertel Ain el Remmeneh, einem Vorort von Beirut, zusammenleben. Die Organisation versorge sie mit den nötigsten Lebensmitteln, da die Ausgaben für Lebensmittel fast das gesamte Einkommen der Haushalte ausmachen.

„Eine Dynamik der Unterstützung schaffen“

In einem besonders düsteren Umfeld im Libanon, der seit 2019 von einer politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Krise von beispiellosem Ausmaß betroffen sei, hätte das Projekt „TetawJeddo“ es ermöglicht, bei den Einwohnern wieder Hoffnung und Trost zu geben.

Für Pater Guillaume Bruté de Bémur habe das Projekt einen Impuls bei den Libanesen ausgelöst, „die in dieser schwierigen Situation in die Verzweiflung abrutschen könnten“. „Wenn man beginnt, anderen Menschen zu helfen, entsteht eine positive Dynamik im eigenen Leben, und alles bekommt einen Sinn. Denn was den Menschen leben lässt, ist vor allem die Tatsache, dass sein Leben einen Sinn und eine Richtung hat, jenseits aller Schwierigkeiten, auf die er stoßen kann“, sagt er.

Viele junge Menschen hätten sich freiwillig gemeldet, um die älteren Menschen zu besuchen und regelmäßig bei ihnen zu sein. Und zum Schluss sagt er: „Die älteren Menschen sind sehr gerührt, wenn man sich um sie kümmert (...). Sie neigen dazu, ihren Kindern zu sagen: 'Nein, kümmere dich nicht um mich', aber die Tatsache, dass sich jemand um sie kümmert, belebt sie und hilft ihnen enorm.“

Kurz vor Weihnachten und ein Jahr und vier Monate nach seiner Gründung trage der Verein „TetawJeddo“ weiterhin diesen Samen der Hoffnung weiter, „der jedem Menschen hilft, den Begünstigten ebenso wie denen, die aktiv daran beteiligt sind“.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

21. Dezember 2021, 10:39