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Der vertriebene malische Präsident Keita Der vertriebene malische Präsident Keita 

Mali: „Ein Moment der Hoffnung“

Die Bevölkerung im afrikanischen Mali schöpft wieder Hoffnung: Der vom Militär gestürzte Präsident Ibrahim Boubacar Keïta hat das Land verlassen. Nach den Unruhen der vergangenen Wochen ist der Wunsch nach Frieden groß.

Die Enttäuschung der Menschen in Mali über den seit sieben Jahren regierenden Präsidenten war bereits vor dem Putsch groß, es kam wöchentlich zu Großdemonstrationen in der Hauptstadt Bamako. Dank der langjährigen Vermittlung der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) ist nun der Entschluss gefasst, auf ein demokratisches ziviles System hinzuarbeiten, an dem große Teile der Zivilgesellschaft beteiligt sind.

In Bamako wirkt seit 30 Jahren die italienische Ordensfrau Elisa Azzalin von den Missionsschwestern der Unbefleckten Königin des Friedens. „Die Menschen erleben einen Moment der Hoffnung, nachdem sie so viele schwierige und harte Zeiten durchlebt haben”, erzählt sie im Gespräch mit uns. „Sie hoffen, dass wir mit diesem Übergang, den sie gerade vorbereiten, endlich in Frieden leben können.”

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Schule und Bildung: „Eine echte Katastrophe”

Dabei sind die Lebensumstände in dem Subsahara-Land Mali alles andere als gut. „In Wirklichkeit ist immer noch alles blockiert, es gibt nirgendwo Sicherheit. Alles steht still, alles steckt fest, praktisch ein verlorenes Jahr: zuerst aufgrund der Streiks, dann wegen allem anderen.” Besonders schwerwiegend sei das Problem der Bildung und der Schulen, „eine echte Katastrophe”, sagt die Schwester rundheraus. Armut und Korruption seien grundlegende Übel im Land. Dessen ungeachtet setzten die Menschen in Mali wirklich große Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, betont die Missionarin. Als Seelsorgerin im Frauengefängnis und in einem Heim für ledige Mütter kommt die Ordensfrau in engen Kontakt mit den Sorgen ausgegrenzter Menschen in einem armen Land.

„Es scheint, dass diese neuen Leute an der Macht wirklich mit dem Volk zusammenarbeiten wollen“

„Wir hoffen, dass wir diese Situation wirklich lösen können. Mali ist wirklich zusammengebrochen. Wie auch immer, diese neuen Verantwortlichen wollen die Dinge richtig machen, zumindest sagen sie das, wie alle am Anfang; dann passiert das, was passiert“, so die Ordensfrau. Immerhin aber: „Es scheint, dass diese neuen Leute an der Macht wirklich mit dem Volk zusammenarbeiten wollen - also warten wir ab, was passiert.“

Mali ist zu rund 90 Prozent muslimisch, nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum christlichen Glauben, davon die meisten Katholiken. Ungeachtet ihrer eher bescheidenen Präsenz genießt die katholische Kirche in Mali einiges Ansehen und bemühte sich, unter anderem durch einen Versuch des malischen Kardinals Jean Zerbo, um einen Ausgleich der Spannungen der vergangenen Wochen.

(vatican news – gs)

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07. September 2020, 07:47