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Am Tag nach dem Knall: Die Evakuierung des Krankenhauses Am Tag nach dem Knall: Die Evakuierung des Krankenhauses 

Beirut: Das Krankenhaus am Ground Zero

Die verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut vom 4. August haben auch schwerwiegende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. Darauf wies der medizinische Direktor des St-Georges-Krankenhauses, Alexandre Nehme, gegenüber Radio Vatikan hin.

„Uns hat die Explosion voll getroffen“, so Nehme. Elf Patienten, vier Krankenschwestern und drei Besucher starben, 160 Ärzte, Pfleger bzw. Krankenschwestern trugen Verletzungen davon. Das St-Georges-Krankenhaus liegt in 800 m Luftlinie vom Ort der Detonationen entfernt; weite Teile des neunstöckigen Baus wurden verwüstet oder beschädigt.

Die Patienten wurden nach der Katastrophe aus dem Krankenhaus evakuiert; dabei hätten viele Mitarbeiter trotz eigener Verletzungen „ein heroisches Verhalten an den Tag gelegt“. Der Parkplatz vor dem Krankenhaus wurde in ein Feldlazarett verwandelt. „Was die Zahl der Toten reduziert hat, war die Qualität der Türen“, berichtet der Mediziner. Fünf unterirdische Stockwerke des Krankenhauses seien unbeschädigt geblieben; man habe sie nach dem Bürgerkrieg angelegt, „um im Fall einer Katastrophe weiter zu funktionieren“.

Es wird ein Jahr dauern...

Hunderte von Freiwilligen haben nach Nehmes Angaben das ärztliche und pflegerische Personal in den Tagen nach den Explosionen beim Aufräumen unterstützt. „Wir fühlen uns wie eine Familie und wollen, dass unser Krankenhaus so schnell wie möglich wieder funktionsfähig wird.“ Zu den größten Herausforderungen gehört es nach Nehmes Worten, die Aufzüge wieder ans Laufen zu bringen. Insgesamt werde es mehr als ein Jahr und dreißig Millionen Euro brauchen, bis das St-Georges wieder seine frühere Kapazität erreiche.

Die Explosionen vom 4. August sind keineswegs das einzige Problem des Beiruter Gesundheitssystems – Stichwort Corona-Pandemie. Das Virus zirkuliert im Libanon immer schneller; mehr als hundert Menschen sind bisher an oder mit dem Virus gestorben. Die Krankenhäuser in der libanesischen Hauptstadt sind aber derzeit zu achtzig bis hundert Prozent mit Verletzten der Explosionen ausgelastet und können deshalb kaum Corona-Patienten aufnehmen.

Diese Wunden trug Shady Rizk (36) bei den Explosionen davon
Diese Wunden trug Shady Rizk (36) bei den Explosionen davon

Zu allem Überfluss gibt's auch Corona

Die libanesischen Behörden haben ab diesem Freitag einen neuen Lockdown verhängt; er ist auf zwei Wochen angesetzt. Die von den Explosionen beschädigten Stadtviertel von Beirut sind allerdings von den Beschränkungen ausgenommen, schließlich muss das Aufräumen weitergehen.

Das St-Georges-Krankenhaus war bisher nach Nehmes Angaben „eine Speerspitze im Kampf gegen Corona“: „Wir konnten zwischen zwanzig und dreißig Covid-Patienten aufnehmen. Jetzt werden wir ein paar Monate brauchen, bis wir wieder in den Kampf gegen die Pandemie einsteigen können.“

(vatican news – sk)
 

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21. August 2020, 12:37