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Die Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom Die Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom 

Deutschsprachige Gemeinde in Rom: Kirche bleibt offen

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat am Montagabend ganz Italien zur Sperrzone erklärt, in den Straßen Roms ist es seitdem gespenstisch ruhig. Der Rektor des Päpstlichen Instituts Collegio Teutonico di Santa Maria dell'Anima, Franz Xaver Brandmayr, lädt dennoch zum Feiern der Heiligen Messe ein.
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Radio Vatikan: Wie reagiert die deutschsprachige Gemeinde in Rom auf diese Ausnahmesituation?

Franz Xaver Brandmayr (Rektor des Päpstlichen Instituts Collegio Teutonico di Santa Maria dell’Anima): In der Kirche Santa Maria dell´Anima wird weiterhin die Heilige Messe zelebriert. Die Leute können auch weiterhin in die Kirche kommen und an den Messen teilnehmen. Ich selbst habe die ursprüngliche Gemeindemesse um 18 Uhr übernommen. Die feiere ich zwar als private Messe, aber es kann mich niemand daran hindern, dies mit lauter Stimme zu tun. Ich halte auch immer eine Predigt.

Wer beten möchte, ist in dieser Kirche immer herzlich willkommen. Und wenn jemand kommt und die Kommunion empfangen möchte, dann werde ich sie ihm nicht verweigern. Da hört für mich der Gehorsam auf. Die Kommunion verweigere ich niemandem. Wir sind da für unsere Gemeinde. Ich weiß, ich habe damit die Möglichkeiten ausgereizt, aber das tue ich mit ganzem Herzen. 

Radio Vatikan: Ist es also gerade in dieser angespannten Situation wichtig, dass die Menschen in die Kirchen kommen können?

Franz Xaver Brandmayr: Ja, natürlich. Schon vor Wochen hat mir ein slowenischer Mitbruder als Reaktion auf die Sperrung der Kirchen in Mailand und Umgebung gesagt: Gerade jetzt müssen wir die Kirchen aufmachen. Wir müssen die Leute hineinlassen, einladen zu beten und Buße zu tun. Jetzt müssen wir die Menschen zur Vertiefung im Glauben bringen. Das ist doch wichtig. Dass wir uns da zurückziehen, das kommt nicht infrage.

Radio Vatikan: Wie nehmen Sie die Stimmung innerhalb der Gemeinde wahr?

Franz Xaver Brandmayr: Zu Beginn hatten nur die alten Menschen große Sorgen, jetzt beginnen auch die Jüngeren, Angst zu haben. Der Virus, der sich am meisten verbreitet dieser Tage, ist die Angst. Meines Erachtens sind die Maßnahmen von der Regierung viel zu spät getroffen worden. Zum jetzigen Zeitpunkt wird sich die Multiplikation ohnehin nicht mehr aufhalten lassen.

Radio Vatikan: Wie raten Sie den Menschen, der Angst entgegenzutreten?

Franz Xaver Brandmayr: Ich sage immer: „Wenn’s einen erwischen soll, dann erwischt’s einen“. Gewisse Vorsichtsmaßnahmen muss man beachten, aber man kann eben nicht alles kontrollieren. Es ist überhaupt eine Manie der Menschheit, zu glauben, alles kontrollieren zu können. Wir können unser Leben nicht kontrollieren, sondern nur in Gottes Hand geben.

Radio Vatikan: Sie versuchen also, die Normalität weitestgehend aufrecht zu erhalten?

Franz Xaver Brandmayr: Wir versuchen Mut zu machen: Habt Mut und habt Vertrauen und geht euren Weg. Die Kirche werden wir offenhalten. Wer die Kirche zusperren will, der muss mich mit physischer Gewalt dazu bringen. Ich halte auch das Verbot der Messfeier für einen schweren Fehler – und da bin ich nicht der einzige.

Die Leute sollten selbst entscheiden können, ob sie zur Kirche kommen. Ein wenig Freiheit muss man den Menschen lassen. Meinen Mitbrüdern habe ich es auch freigestellt, für das Osterfest nach Hause zu fahren, aber die meisten wollen hierbleiben. Hier reagieren alle sehr besonnen. 

(Vatican News - mt)

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10. März 2020, 13:59