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Irak: Seit Anfang Oktober kommt es immer wieder zu gewaltsamen Protesten und Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten Irak: Seit Anfang Oktober kommt es immer wieder zu gewaltsamen Protesten und Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten 

Kirche im Irak: Den Forderungen des Volkes Gehör schenken

Seit Anfang Oktober protestieren in zahlreichen Städten und Provinzen des Iraks Tausende Menschen gegen Korruption und Misswirtschaft. Die Polizei reagiert mit Gewalt. Nun hat die chaldäische Kirche Position bezogen und ein Ende der Ausschreitungen gefordert.

„Wir appellieren an die Gewissen der Regierenden. Sie müssen den Forderungen des Volkes endlich Gehör schenken, das die allgemein unerträgliche Situation im Land nicht länger hinnehmen will,“ beschreibt das chaldäische Patriarchat in einem Schreiben an AsiaNews die unhaltbaren Zustände im Land. Seit Beginn der Demonstrationen am 1. Oktober bete man in den Kirchen für die Wiederherstellung der Stabilität des Landes, heißt es in dem Schreiben weiter.

Der Frust der Bevölkerung...

In der Bevölkerung herrscht wegen der grassierenden Korruption im irakischen Regierungsapparat, aber auch wegen der chronischen Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung großer Frust. Dazu kommt noch die schlechte Infrastruktur und die hohe Arbeitslosigkeit. Auch am kommenden Freitag sind wieder Proteste angesagt. Man befürchtet, dass die Lage weiter eskalieren könnte.

Untersuchungssausschuss: mindestens 149 Tote

Ein von der irakischen Regierung eingesetzter Untersuchungsausschuss, der sich mit der gewaltsamen Niederschlagung der Volksproteste befasst, spricht von mindestens 149 Toten. 70 Prozent der Opfer wurden durch Kugeln getötet, die von nicht identifizierten Scharfschützen im Zentrum von Bagdad abgegeben worden sind. Premierminister Adel Abdul Mahdi wird von der Kommission jedoch entlastet: er habe nie einen Schießbefehl gegeben, so die Feststellung.

Offiziere und Kommandeure – so heißt es in dem Patriarchats-Bericht weiter – hätten bei der Niederschlagung der Proteste die Kontrolle verloren und durch die Anwendung von Gewalt zum allgemeinen Chaos beigetragen. Von Regierungsseite habe es aber nie einen „offiziellen Befehl“ zum Einsatz von scharfer Munition gegeben. Vielmehr habe der irakische Ministerpräsident persönlich die Einsetzung der Untersuchungskommission unterstützt und eine Neuordnung der Regierung versprochen. Mit gezielten Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption und dem Versprechen von Arbeitsplätzen, vor allem für junge Menschen, will man nun versuchen, der Situation Herr zu werden. Kritikern zufolge dürften diese Versprechungen jedoch keinesfalls ausreichen, die Wut der Bevölkerung zu lindern.

Kirche im Irak: Aufruf zu friedlichen Protesten und Achtung des Demonstrationsrecht

„Zum ersten Mal seit 2003 haben die Demonstranten ihre Forderungen friedlich und fernab jeglicher Politisierung geäußert und dabei ihre gemeinsame irakische Identität betont,“ betont das chaldäische Patriarchat. Die Kirche fühle sich solidarisch mit dem Volk, das nur seinen Wunsch nach einer besseren Zukunft verwirklichen wolle. Gleichzeitig ruft sie die Bevölkerung zu friedlichen Protesten auf, bei denen jegliche Form von Gewalt und Missbrauch vermieden wird. Die Regierung dagegen müsse das Demonstrationsrecht der Bevölkerung respektieren und sich verpflichten, jede Form von Gewalt zu vermeiden.


(asianews - skr)

 

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24. Oktober 2019, 14:48