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Eine Frau liest die Bibel Eine Frau liest die Bibel  (AFP or licensors)

Beraterin beim Kardinalsrat: Großes Interesse an der Frauenfrage

Die italienische Ordensfrau Linda Pocher registriert waches Interesse und Lernbereitschaft in der Frauenfrage bei Papst Franziskus und den Kardinälen seines Beratungsstabs. Sie organisiert im Auftrag von Franziskus eine Vortragsreihe über die Rolle der Frau in der Kirche für den Kardinalsrat, die auch als Vorbereitung für die zweite Sitzung der Synode dient.

„Ich hoffe, dass diese Begegnungen den Kardinälen helfen können, die Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen, als sie es gewohnt sind“, sagte die Schwester im Interview mit der Jesuitenzeitschrift „America“ Anfang des Monats. In der aktuellen Phase des synodalen Prozesses gehe es nicht um „vorschnelle Entscheidungen“, sondern um eine „Öffnung für andere Gedanken und Perspektiven als die unseren“. Bei Synode gilt die Beschäftigung mit der Rolle der Frau als transversales Thema, das Gläubige aus allen Kontinenten beschäftigt, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Pocher kündigte für Juni ein Buch an, das einige Überlegungen der K9-Kardinäle zur Frauenfrage bündelt. Nach der ersten Vortragsrunde war ein Werk mit den Beiträgen der drei Fachleute erschienen, die vor den Kardinälen und dem Papst gesprochen hatten; neben Pocher waren das die Fundamentaltheologin Lucia Vantini und der Priester und Seminaristenausbilder Luca Castiglione. Papst Franziskus hatte für das Buch mit dem Titel „Smaschilizzare la Chiesa?“ (etwa: „Die Kirche entmännlichen?“) das Vorwort beigesteuert und darin von einer „Verblüffung“ gesprochen, die entstehe, wenn Männer der Kirche Frauen zuhörten und sich ihren Blickwinkel schildern ließen. Was in den Ohren der Männer anfangs „absurd“ klinge und sie einschüchtere, sei heilsam: „Diese Verblüffung ist gesund, sie lässt uns wachsen“, so der Papst in dem Vorwort.

Papst war überrascht über Kritik an Theologie

Die erste Vortragsrunde galt dem marianischen und dem petrinischen Prinzip in der Kirche. Das Konzept geht auf den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) zurück und erhielt in den vergangenen Jahren mehr Aufmerksamkeit, weil Papst Franziskus es einige Male nutzte, um Reformideen zur Rolle der Frau in der Kirche zu illustrieren. Die drei Theologen hätten hinterfragt, ob das marianische und das petrinische Prinzip „wirklich geeignet sind, die gegenwärtige Situation der Kirche zu begleiten, die sich stark unterscheidet von derjenigen vor 50 Jahren“, als Balthasar schrieb. Besonders kritisch gesehen würde heute eine zu starke Idealisierung der Frau und eine zu starre Rollenverteilung in dieser Theologie. Franziskus sei von dieser Kritik überrascht gewesen, so Pocher.

Papst und Kardinäle zeigten „viel Interesse“

Die zweite Vortragsreihe vor dem Kardinalsrat galt dem Thema Frauen und Ämter, sagte Pocher „America“. Dazu waren die anglikanische Bischöfin Jo Mailey Wells, verheiratet, zwei Kinder, und die Liturgiewissenschaftlerin Giuliva Di Berardino eingeladen. Sie habe versucht, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund auszuwählen, die „zugleich etwas Interessantes über das vorgeschlagene Thema zu sagen hätten“, so die Ordensfrau. Der Papst und die Kardinäle hätten viel Interesse gezeigt, mit Eifer zugehört und danach „freimütig ihre Standpunkte und Bedenken geäußert.“

Pocher, die Dogmatik an der Hochschule ihrer Ordensgemeinschaft in Rom lehrt, war zum ersten Mal bereits 2022 eingeladen, vor dem Kardinalsrat über das marianische und das petrinische Prinzip in der Kirche zu sprechen. Die Idee zur Vortragsreihe zwischen den beiden Synodensitzungen sei von Papst Franziskus selbst gekommen, erklärte die Ordensfrau. Zum Thema der bevorstehenden dritten Vortragsrunde wollte sie sich nicht äußern.

(vatican news – gs)

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09. April 2024, 15:16