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Papst Franziskus bei der Weltbischofssynode 2023 im Vatikan Papst Franziskus bei der Weltbischofssynode 2023 im Vatikan  (Vatican Media)

Synode: Papst-Rede und Schreiben an das Volk Gottes

Die erste von zwei Vollversammlungen der Weltbischofssynode im Vatikan ist im Endspurt. Am Mittwochnachmittag hat sich nochmal einiges getan: Papst Franziskus hielt auf Spanisch eine freie Rede bei der Plenarversammlung – und die Synonde veröffentlichte ein gemeinsames Schreiben an das Volk Gottes. Unser Kollegengespräch mit Stefanie Stahlhofen dazu.

Fangen wir mit der Papstrede an. In welchem Rahmen stand die?

Stahlhofen: Es geht zum Ende der Synodenversammlung um das Bilanzpapier, das am Samstagabend erscheinen soll. Franziskus war bei der Debatte am Mittwochnachmittag anwesend (er ist nicht immer im Saal) und hat vorab auf Spanisch das Wort ergriffen. Es war das dritte Mal, dass er das bei der Synode getan hat. Zur Eröffnung am 4. Oktober, zum einen in seiner Predigt bei der Eröffnungsmesse und dann bei der ersten Sitzung der Plenarversammlung, ebenfalls am 4. Oktober

Was hat Papst Franziskus da gesagt?

Er ist auf drei Punkte eingegangen: Erstens die Kirche als Volk Gottes, zweitens die Rolle von Frauen in der Kirche und drittens  Klerikalismus. Ich zitiere kurz einige Stellen. 

„Eines der Merkmale dieses gläubigen Volkes ist seine Unfehlbarkeit; ja, es ist unfehlbar im Glauben!“

„Ich stelle mir die Kirche gerne als dieses einfache und demütige Volk vor, das in der Gegenwart des Herrn wandelt... Eines der Merkmale dieses gläubigen Volkes ist seine Unfehlbarkeit; ja, es ist unfehlbar im Glauben!" Und Franziskus hat eine plastische Erklärung nachgeschoben: „Wenn Sie wissen wollen, was die heilige Mutter Kirche glaubt, wenden Sie sich an das Lehramt, denn es ist dafür zuständig, Sie zu lehren; aber wenn Sie wissen wollen, wie die Kirche glaubt, wenden Sie sich an das gläubige Volk!“

Zweiter Punkt - Frauen. Der Papst hat an ihre Rolle bei der Glaubensweitergabe erinnert und ihren Spürsinn in Glaubensdingen hervorgehoben. Die Frauen - sagte Franziskus bei der Synode - wissen zu warten, sie wissen „die Ressourcen der Kirche, des gläubigen Volkes zu entdecken", vielleicht nicht ohne Angst, aber mutig nähern sie sich dem leeren Grab von Jesus „mit der Intuition (noch nicht mit der Hoffnung), dass dort etwas Lebendiges sein könnte." Es ist dem Papst sehr bewusst, dass diese Synode stark über die Berufung von Frauen in der Kirche nachdenkt, das hat ihn bestimmt auch selbst zum Reflektieren gebracht. 

„Die Frau im heiligen, gläubigen Volk Gottes ist ein Abbild der Kirche. Die Kirche ist weiblich, sie ist die Braut, sie ist die Mutter“

Der dritte Punkt der Papstrede vor der Synode war dann Klerikalismus. Auch so ein Lieblingsthema von Franziskus! 

Stahlhofen: „Der Klerikalismus ist eine Peitsche, er ist eine Geißel, er versklavt das treue, heilige Volk Gottes" - das ist ein wörtliches Papstzitat. „Und das Volk Gottes, das treue heilige Volk Gottes, erträgt geduldig und demütig die Verschwendung, den Missbrauch, die Ausgrenzung durch den institutionalisierten Klerikalismus.“ Franziskus hat auch herausgearbeitet, sie dieses Modell der Kirche schadet, indem sie nämlich zu einem „Supermarkt des Heils" wird und „die Priester zu bloßen Angestellten eines multinationalen Unternehmens". So etwas ist die Folge von Klerikalismus, sagte Franziskus. 

„Der große Misserfolg, zu dem uns der Klerikalismus führt“

Am Mittwochnachmittag wurde auch ein Gemeinsames Schreiben an das Volk Gottes von der Synode veröffentlicht. Was hat es damit auf sich?

Stahlhofen: Dieses Schreiben st ein Ergebnis der Synodenberatungen selbst. Bei der Synode kam zur Sprache, dass viele Gläubige wenig wissen von der Synode, von dem gesamten Erneuerungsprozess, der damit beabsichtigt ist. Das Schreiben versucht, genau diese Katholikinnen und Katholiken zu erreichen. Es war eigentlich schon für Montag angekündigt worden, dann gab es aber viele Änderungsanträge und Abstimmungsbedarf, und so ist es erst seit Mittwochnachmittag publik.

Was steht drin in dem Schreiben? Und weiß man mehr zu diesem „Abstimmungsbedarf“?

Stahlhofen: Die Synode erklärt noch einmal, worum es bei der Synode geht und was daran neu ist –„Zum ersten Mal waren auf Einladung von Papst Franziskus Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen" - das wird noch einmal hervorgehoben. Und das ist vielleicht auch einer der heiklen Punkte. Da unter den 365 stimmberechtigten Teilnehmern zum ersten Mal bei einer Synode nicht nur Bischöfe und Priester sind, sondern auch Laien, Männer und Frauen, kam die Frage auf, wer mit diesem „wir“ gemeint ist, in wessen Namen das Schreiben also spricht. Da gab es also kritische Anfragen aus der Synode selbst, letztlich über deren kirchenrechtlichen Status.

In dem Brief aus der Synode steht aber auch ein Wort zu Betroffenen sexueller Gewalt, da heißt es, die „Kirche unserer Zeit“ habe „die Pflicht“, den Betroffenen zuzuhören und dafür zu sorgen, dass so etwas nie mehr passiert. Und zuletzt verweist der Brief auf das Bilanzdokument, das am Samstag kommt. Darin stehen auch die offen gebliebenen Fragen der Synode und der Arbeitsplan, der auf die Synodalen in den nächsten elf Monaten bis Oktober 2024 zukommt.

(vatican news - sst)

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26. Oktober 2023, 14:13