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Papst eröffnet Synode: Ort der Gnade und Gemeinschaft

Mit einer Messfeier auf dem Petersplatz hat Franziskus an diesem Mittwoch die Synodenversammlung eröffnet, die in den kommenden dreieinhalb Wochen im Vatikan tagt. In seiner Predigt zeichnete Franziskus das Bild einer Kirche, „die Gott als ihren Mittelpunkt hat und sich deshalb im Inneren nicht spaltet und nach außen hin niemals herb ist“.

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Der Einzug der Kardinäle auf einen sonnendurchfluteten Petersplatz wurde vom Gesang der wunderschönen "Laudes Regiae" begleitet, die mit den Anrufungen der Allerheiligenlitanei enden. "Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat" - Christus  Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!". Diese feierliche Akklamation, die übrigens auch die Erkennungsmelodie von Radio Vatikan ist, ist eine Sonderform der abendländischen Akklamationen, in der Huldigungsrufe auf Christus, Heilrufe auf die Herrscher und Bittrufen an die Heiligen vereint sind. Ihren Ursprung hat sie im vorchristlichen Rom, den Triumphzügen für die Feldherren, die erfolgreich von ihren Eroberungszügen zurückkehrten und von der Menge bejubelt wurden. Auf Wunsch Karls des Großen wurden sie bei seiner Krönung an Weihnachten des Jahrs 800 gesungen.

Hier zum Nachhören

„Liebe Brüder Kardinäle, liebe Mitbrüder im Bischofsamt, liebe Schwestern und Brüder, wir sind bei der Eröffnung der Synodenversammlung. Und da brauchen wir keinen innerweltlichen Blick, der aus menschlichen Strategien, politischen Überlegungen oder ideologischen Kämpfen besteht. Dass die Synode diese oder jene Erlaubnis erteilt, diese oder jene Tür öffnet - das braucht es nicht. Wir sind nicht hier, um eine parlamentarische Sitzung oder einen Reformplan voranzubringen. Die Synode, liebe Brüder und Schwestern, ist kein Parlament. Die Hauptperson ist der Heilige Geist. Nein, wir sind hier, um gemeinsam zu gehen mit dem Blick Jesu, der den Vater preist und all jene einlädt, die mühselig und beladen sind“, stellte Franziskus gleich zu Beginn seiner Predigt klar.

Ausgangspunkt für seine Überlegungen war der Passus aus dem Matthäusevangelium (vgl. Mt 11,2-24), in dem Johannes der Täufer an Jesus zweifelt, der Herr sich aber nicht von seiner „pastoralen Traurigkeit“ anstecken lässt, sondern die „Saat des Wortes, die von den einfachen Menschen aufgenommen wird, und das Licht des Reiches Gottes, das sich auch in der Nacht seinen Weg bahnt“ zu erkennen vermag.

Den Blick wieder auf Gott ausrichten

Die Kirche dürfe auch „inmitten der manchmal aufgewühlten Wogen unserer Zeit nicht den Mut verlieren, keine ideologischen Abkürzungen suchen, sich nicht hinter erworbenen Überzeugungen verbarrikadieren, sich nicht auf bequeme Lösungen einlassen, sich nicht von der Welt das Programm diktieren lassen“, so Franziskus, der jeglichem Streben nach irdischem Ruhm eine Absage erteilte. „Wir gehören zum Herrn und – bedenken wir dies – wir existieren nur, um ihn in die Welt zu bringen,“ sprach der Papst Klartext.

Hauptaufgabe der Synode sei es, den Blick wieder auf Gott auszurichten, um eine Kirche zu sein, die mit Barmherzigkeit auf die Menschheit schaut: „Eine Kirche, die geeint und geschwisterlich ist, oder die zumindest versucht, geeint und geschwisterlich zu sein, eine Kirche, die zuhört und in Dialog tritt; eine Kirche, die segnet und ermutigt, die denen hilft, die den Herrn suchen, die die Gleichgültigen wohltuend aufrüttelt, die Wege eröffnet, um die Menschen in die Schönheit des Glaubens einzuführen. Eine Kirche, die Gott als ihren Mittelpunkt hat und die sich deshalb im Inneren nicht spaltet und nach außen hin niemals herb ist. Eine Kirche, die etwas riskiert, mit Jesus. So wünscht sich Jesus die Kirche, so wünscht er sich seine Braut.“

„Der Marsch im Heiligen Geist“

Der „Marsch im Heiligen Geist“ – wie Franziskus den synodalen Dialog nannte – könne helfen, in der Einheit und in der Freundschaft mit dem Herrn zu wachsen. Und das sei auch ein Gegenmittel für die Versuchung, „eine starre Kirche zu sein, eine Zollstation, die sich gegen die Welt wappnet und rückwärts schaut; eine laue Kirche zu sein, die sich den Moden der Welt ergibt; eine müde Kirche zu sein, die über sich selbst gekrümmt ist“. Nein, die Kirche solle für alle offen sein, betonte er: „Die Kirche mit offenen Türen, für alle, alle, alle“.

Die Waffen des Evangeliums

Am Gedenktag des hl. Franziskus legte der Papst aus Argentinien allen Teilnehmenden an der bevorstehenden Synodenversammlung das Vorbild des Heiligen aus Assisi ans Herz, dessen Namen er nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri annehmen wollte:

„Unsere Mutter Kirche bedarf stets der Reinigung, der Reparatur, denn wir alle sind ein Volk von Sündern, denen vergeben worden ist, beides: Sünder, denen vergeben worden ist, die immer wieder umkehren müssen zu der Quelle, die Jesus ist, und sich wieder auf die Wege des Heiligen Geistes begeben müssen, um alle mit seinem Evangelium zu erreichen. Franz von Assisi hat in einer Zeit großer Kämpfe und Spaltungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zwischen der Amtskirche und häretischen Strömungen, zwischen Christen und anderen Gläubigen, niemanden kritisiert und sich über niemanden hergemacht, sondern nur die Waffen des Evangeliums eingesetzt: die Demut und die Einheit, das Gebet und die Nächstenliebe. Lasst es uns ebenso machen!“

Synode ist kein Parlament, sondern Ort der Gnade

Abschließend stellte Franziskus fest: „Und wenn das heilige Volk Gottes mit seinen Hirten aus der ganzen Welt Erwartungen, Hoffnungen und auch einige Befürchtungen in Bezug auf die Synode hegt, die wir gerade beginnen, sollten wir uns erneut daran erinnern, dass sie keine politische Versammlung ist, sondern eine Zusammenkunft im Heiligen Geist; kein polarisiertes Parlament, sondern ein Ort der Gnade und der Gemeinschaft. Der Heilige Geist bricht dann oftmals unsere Erwartungen, um etwas Neues zu schaffen, das unsere Vorhersagen und unsere Negativität übertrifft. Vielleicht kann ich sagen, dass die ergiebigsten Momente der Synode die Momente des Gebets sind, auch das Ambiente des Gebets. Darin handelt der Herr in uns. Öffnen wir uns für ihn und rufen wir ihn an, die Hauptperson, den Heiligen Geist. Lassen wir zu, dass er die Hauptperson der Synode ist, der Heilige Geist. Und mit ihm sind wir unterwegs, im Vertrauen und mit Freude.“

Die Weltbischofssynode

„Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“: so lautet das Motto des weltweiten synodalen Prozesses, der in drei Phasen auf Ebene der Diözesen, dann der Kontinente und schließlich der Weltkirche stattfindet. In zwei Versammlungen vom 4. bis 29. Oktober 2023 sowie im Jahr 2024 wird die Weltbischofssynode in Rom über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses beraten.

(vaticannews – skr)

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04. Oktober 2023, 10:34