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Bei der Weltbischofssynode Bei der Weltbischofssynode

Synode plant Brief an das Volk Gottes

Über Verantwortung, Autorität und Macht denken die Teilnehmenden der Weltbischofssynode gegenwärtig nach. Das erklärte der vatikanische Kommunikations-Chef Paolo Ruffini an diesem Mittwoch Nachmittag vor Journalisten.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Beim täglichen Presse-Briefing kündigte er an, dass die Synode einen „Brief oder eine Botschaft an das Volk Gottes“ verfassen wird. Damit solle versucht werden, auch die Katholikinnen und Katholiken zu erreichen, die bisher vom weltweiten synodalen Prozess „noch nicht erfasst“ wurden.

Ruffini ging auch auf das Abschluss-Dokument ein, das am Ende dieser ersten von zwei Weltbischofssynoden stehen soll. Es werde kurz sein, provisorischen Charakter haben und als Grundlage für weitere Debatten bis zur nächsten Weltbischofssynode vom Oktober nächsten Jahres dienen.

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„Zunächst hatten wir Vorbehalte“

„Es ist unglaublich, dass man hier die Möglichkeit hat, Perspektiven aus der ganzen Welt zu hören“, sagte Wyatt Olivas vor der Presse: Der US-Amerikaner mit hellem Jackett, Bart und Nerd-Brille ist mit 19 Jahren der jüngste Teilnehmer der Weltbischofssynode. Er habe bei der Weltbischofssynode „keine persönliche Agenda“, sondern vertraue auf den Heiligen Geist. „Ich bin sicher, dass er uns in die richtige Richtung leiten wird.“

Erzbischof Zbigņev Stankevičs von Riga, der Hauptstadt von Lettland, gab offen zu, dass die Initiative des Papstes zu einem weltweiten synodalen Prozess in seinem Land anfangs auf Vorbehalte gestoßen sei. „Einige hatten etwas vom Synodalen Weg in Deutschland gehört und haben sofort gebremst und abgelehnt; andere dachten, der weltweite synodale Prozess sei etwas Formelles, das mit uns nicht viel zu tun haben würde.“ Er hingegen glaube an einen „Hauch des Heiligen Geistes, der die Kirche erneuern will“.

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Den schlafenden Riesen wecken

Nicht nur Katholiken, sondern auch Christen anderer Konfessionen und Nichtglaubenden müsse jetzt zugehört werden, um zu erspüren, „wie wir das Reich Gottes in der Welt von heute voranbringen können“. Es gehe darum, „den schlafenden Riesen zu wecken“, also den „Sinn für die Mitwirkung eines jeden Getauften in der Kirche“ zu schärfen, so der Erzbischof unter Rückgriff auf ein geflügeltes Wort in seiner Heimat.

Der Erzbischof von Riga
Der Erzbischof von Riga

„Das weibliche Genie“ und die Frage der Homosexuellen

„Wir haben auch über das ‚weibliche Genie‘ gesprochen, wie Johannes Paul II. das einmal genannt hat. Frauen sind vor allem zur Mutterschaft berufen – nicht nur physisch, sondern auch spirituell. Frauen und Männer sind keine Konkurrenten, sondern sie sind komplementär… Gegenseitige Ergänzung, Wertschätzung der Frau, mehr Platz für Frauen in der Kirche, ja – aber ohne dabei an das zu rühren, worin die Tradition der Kirche liegt.“

Es sei wichtig, dass die Kirche ihrer 2.000-jährigen Tradition treu bleibe, sagte der lettische Kirchenmann auf die Frage eines Journalisten, ob sich die katholische Lehre zu Homosexualität ändern werde. Was einen Segen für homosexuelle Partnerschaften angehe, sehe er „ein großes Problem“.

„Es tut mir leid, dass die Kirche in den letzten Jahrhunderten die Homosexuellen wie eine Stiefmutter behandelt hat, nicht wie eine Mutter. Wir sollen diese Personen mit Liebe aufnehmen und sie nicht verurteilen, nicht diskriminieren! Doch wahre Liebe ist nicht trennbar von der Wahrheit, sonst wird sie zu Permessivismus. Wir können zu einer Person, die in Sünde lebt, nicht sagen: Alles in Ordnung, mach weiter so! Hier bedarf es einer neuen Sensibilität, eines neuen Ansatzes.“ Dies gelte übrigens gleichermaßen für ungeordnete heterosexuelle wie homosexuelle Beziehungen, präzisierte er.

Kardinal Steiner aus Manaus
Kardinal Steiner aus Manaus

„Klar, dass wir zu Entscheidungen kommen müssen“

Der brasilianische Kardinal Leonardo Ulrich Steiner – einer von vier diesmal ausschließlich männlichen Gästen auf der Pressekonferenz – führte vor den Journalisten aus, dass in seinem Erzbistum Manaus, der Stadt im Amazonas-Regenwald, Synodalität immer schon eine große Rolle gespielt habe. 

Hier in Rom werde Synodalität bislang vor allem „geübt“. „Es ist natürlich klar, dass wir auch zu Entscheidungen kommen müssen. Das Schöne ist, zu sehen, wie alle versuchen, teilzuhaben und beizutragen zu diesem synodalen Prozess.“ Bei der Synode von 2024 müssten „konkrete Themen und Problematiken“ wie etwa der kirchliche Umgang mit LGBTQ-Personen noch spezifischer behandelt werden; er habe keinen Zweifel, dass das geschehen werde. Der Ordensmann Steiner stammt aus einer deutschstämmigen Familie und ist auch stellvertretender Vorsitzender des kirchlichen Amazonien-Netzwerks REPAM.

Neues vom Fortgang der vatikanischen Bischofssynode - Radio Vatikan berichtet

Angetan vom neuen Stil der Synode

Bischof Pablo Virgilio David von Kalookan auf den Philippinen, bekannt als Bibelexperte und für seinen Einsatz für die Armen, zeigte sich bei der Pressekonferenz angetan vom neuen Stil der Weltbischofssynode. Sie sei „ganz anders“ als eine frühere Synode 2008, an der er vor Jahren als „Baby-Bischof" von weit her in eine der hinteren Reihen verbannt worden war. „Es macht keinen Unterschied, ob man Kardinal, Bischof oder irgendetwas anderes ist; als Getaufte sind wir gleich, im allgemeinen Priestertum der Gläubigen.“

(vatican news)
 

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18. Oktober 2023, 15:26