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Papst und deutsche Bischöfe Papst und deutsche Bischöfe 

Rückblick auf ad-limina-Besuch: „Schon einfach mal direkt“

Der ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe ist am Wochenende zu Ende gegangen. Am interdikasteriellen Treffen vom Freitag nahm Papst Franziskus, anders als erwartet, nicht teil. Ihn trafen die Bischöfe aber am Vortag. Welches Fazit lässt sich aus der intensiven ad-limina-Woche ziehen? Ein Kollegengespräch.

Radio Vatikan: Wie ist der Ad-limina-Besuch denn jetzt eigentlich gelaufen, welches Fazit können wir ziehen?

Anne Preckel (Radio Vatikan): Bemerkenswert ist zunächst mal, dass es ein gemeinsames Abschlusskommuniqué gab. Anliegen war offenbar, dass es ein gemeinsames Fazit gibt, dass kein Raum für Missverständnisse entsteht. Aus der Erklärung geht hervor, dass kontrovers diskutiert wurde, dass die Kurie klare Ansagen gemacht hat – einige Themen seien „nicht verhandelbar“, Reformen der Kirche drohten aus der Kirche hinauszuführen, von Vatikanseite gebe es „Bedenken und Vorbehalte gegenüber Methodik, Inhalten und Vorschlägen des Synodalen Weges“. Also eine Grundsatzkritik. Ganz neu ist das nicht, aber hier wurde es noch einmal explizit festgehalten, und die Grenzen wurden nachgezogen.

Zum Nachhören

Für die deutschen Bischöfe war es ein anstrengender, ein „herausfordernder Besuch“, wie Bischof Bätzing bei seiner Abschluss-Pressekonferenz am Samstag durchblicken ließ. Erleichtert war er aber auch – ich denke, weil er alle Themen, auch die schwierigen, im Vatikan auf den Tisch gelegt hat. Und zweitens, weil er die Gespräche im Vatikan zwar als „hart in der Sache“, aber „verbindlich im Ton“ empfunden hat, schon als Dialog - man sei gemeinsam auf dem Weg, trotz widersprechender Auffassungen. Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat den Austausch als konstruktiv gelobt. Das war trotz aller Protokolle schon einfach mal direkt, eben kein distanzierter und zeitversetzter Briefwechsel.

RV: Es war im vatikanisch-deutschen Abschlusskommuniqué von einem Moratorium, einem möglichen Aussetzen des Synodalen Weges die Rede. Was hat es damit auf sich?

Preckel: Ja, das ließ doch aufhorchen. Man habe die Möglichkeit, dass die Bischöfe den Synodalen Weg aussetzen sollten, verworfen. Konkreter wurde es hier nicht. Aber dass davon erstmals so explizit die Rede war, weist doch darauf hin, dass es höchste Zeit war, dass die deutschen Bischöfe sich einmal direkt austauschen konnten mit den Kurienspitzen und dem Papst über die Lage der Kirche in Deutschland.

RV: Franziskus hatten die Bischöfe ja am Donnerstag getroffen, am Freitag beim interdikasteriellen Treffen aber war der Papst doch nicht dabei. Warum?

Preckel: Das ist schwer zu sagen. Bischof Bätzing vermutet, dass der Papst wohl wollte, dass „die Brüder hier mal untereinander ringen“ sollten, dass er bei diesem Ausloten nicht dabei sein wollte. Die deutschen Bischöfe hatten erwartet, den Papst nochmal am Freitag zu sehen, und hätten deswegen bei der Begegnung am Donnerstag auch Fragen des Synodalen Weges weitgehend ausgespart, erzählte Bätzing. Jedenfalls bezeichnete Bätzing den Austausch mit Franziskus als „ermutigend“. Wichtiges Signal war von deutscher Seite sicher auch, dass der Bischofskonferenz-Vorsitzende auf den Brief von Papst Franziskus an die deutsche Kirche von 2019 verwiesen hat – ein Brief, in dem der Papst grundlegende Hinweise zum Synodalen Weg gab, die bis heute gültig sind – und dass die Bischöfe diesen Brief weiter vertiefen wollen.

RV: Wie speisen die deutschen Bischöfe diesen Ad limina-Besuch jetzt in den Synodalen Weg ein?

Preckel: Die Bischöfe werden in Deutschland diesen Besuch jetzt zunächst einmal im Ständigen Rat Revue passieren lassen und in ihren Diözesen berichten. Mit den Laienvertretern werden die Ergebnisse offiziell im März auf der fünften und letzten Vollversammlung des Synodalen Weges diskutiert. Dann werden die Synodalen sehen, was sie damit tun können und wollen, wo Reformspielraum besteht und wo nicht.

Bischof Georg Bätzing hat bei der Pressekonferenz zu Abschluss des Ad-Limina-Besuches in Rom versichert, dass die Kirche in Deutschland keinen Sonderweg gehen und Entscheidungen treffen werde, die die Weltkirche betreffen und für die sie nicht zuständig sei. Das hat er auch vorher betont, nur jetzt wurden in Rom nochmal die „roten Linien“ nachgezogen und man hat das - so mein Eindruck - auf bischöflicher Seite nochmal verinnerlicht. Vielleicht wird man jetzt in Deutschland auch nochmal genauer schauen, welche Themen eigentlich im weltweiten synodalen Prozess gemeinsam sind. Denn es ist ja nicht ausgeschlossen, dass einige der deutschen Themen nochmal in anderem Gewand nach Rom gehen, und zwar im Rahmen der laufenden Weltsynode.

(vatican news – pr)


 

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21. November 2022, 11:26