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Pius XII, Archivbild  Pius XII, Archivbild  

Vatikan: Deutscher Jesuit Peter Gumpel verstorben

Er war einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils und wurde als Berichterstatter im 1974 eröffneten Seligsprechungsverfahren für Papst Pius XII. international bekannt: der deutsche Jesuit Peter Gumpel. Er verstarb am Mittwochmorgen 98-jährig in Rom.

Der seit vielen Jahrzehnten in Rom lebende Pater Gumpel war Historiker und emeritierter Professor an der Universität Gregoriana. Er war einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), bei dem er als Berater und Übersetzer im Einsatz war. Gumpel gehörte zu den wenigen Jesuiten, die im Auftrag von Paul VI. direkten Zugang zu dem Vatikanische Apostolische Archiv (bis Oktober 2019 Vatikanisches Geheimarchiv) hatten.

Seit 1965 verfolgte Gumpel als Experte den Seligsprechungsprozess für Papst Pius XII. (1939-1958) und konnte so das gesamte unveröffentlichte Material über das Pontifikat, insbesondere für die Zeit von 1939 bis 1945, einsehen. Als Berichterstatter in dem 1974 eröffneten Seligsprechungsverfahren erlangte Gumpel internationale Bekanntheit. Als „Relator“ nahm er den Weltkriegs-Papst in zahlreichen Interviews gegen den Vorwurf des angeblichen Schweigens zum Holocaust in Schutz. Zugleich wies er Vorwürfe zurück, der Vatikan wolle Akten über Pius XII. unter Verschluss halten.

Der Jesuit hatte als einer der ersten einen Einblick in die für Historiker lange Zeit nicht zugänglichen Akten über das Pontifikat von Pius XII. erhalten. In einer Web-Doku, die vor einigen Jahren der Figur Pius XII. gewidmet war, erzählte Gumpel einige Details seiner Studien und Entdeckungen: Er erwähnte etwa die regelmäßigen Stadtrundfahrten zur Verteilung von Lebensmitteln von Schwester Pascalina Lehnert, der Nonne, die die Wohnung von Pius XII. führte. Sie besorgte die Lebensmittel und fuhr sie selbst im Kleinbus zu Bedürftigen. Gumpel sprach bereits vor der Öffnung des Vatikanischen Archivs von viele „Gesten der verborgenen Nächstenliebe“, die sich nachher bestätigten.

Der 1923 in Hannover geborene Gumpel war in jungen Jahren vor den Nationalsozialisten nach Frankreich und dann in die Niederlande geflohen, wo er 1942 die Deportation der dortigen Juden miterlebte. Er stammte aus einer Familie, die wegen ihrer Opposition gegen Hitler und sein Regime verfolgt wurde.

(vatican news/kna – pr)
 

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13. Oktober 2022, 09:17