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Unter den Flüchtenden aus der Ukraine sind vor allem Frauen und Kinder Unter den Flüchtenden aus der Ukraine sind vor allem Frauen und Kinder 

Ukraine-Krieg: Vorsicht vor Menschenhändlern!

Die physischen und psychischen Strapazen von Krieg und Flucht, mit denen die Menschen aus der Ukraine gerade konfrontiert sind, sind kaum vorstellbar. Dabei seien Frauen und Mädchen noch zusätzlich gefährdet, warnen Hilfswerke und die deutsche Bundespolizei. Angesichts der großen Zahl schutzsuchender Frauen aus der Ukraine werden Warnungen vor Ausbeutung und Zwangsprostitution laut.

Unser Kollege Mario Galgano ist als Mitglied der ukrainischen Pfarrei Santa Sofia in Rom auch bei dem Hilfsprojekt für die Betroffenen in der Ukraine beteiligt. Er ist mit einer Ukrainerin verheiratet.

Das Kollegengespräch zum Nachhören

RV: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich besorgt, dass die Not geflüchteter Frauen ausgenutzt werden könnte. Warum ist das so?

Galgano: Ukrainische Frauen machen den Großteil der mittlerweile mehr als zwei Millionen Geflüchteten aus, da Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren in der Ukraine bleiben und ihr Land verteidigen müssen. Es muss also genau geschaut werden, dass nicht jemand privat eine Unterkunft zur Verfügung stellt, um auf diese Weise eine Frau unter seine Gewalt zu bringen. Leider ist das offenbar in diesen Tagen in Westeuropa schon vorgekommen. Zugleich möchte ich klarstellen, dass ehrenamtliche Helfer nicht unter Generalverdacht gestellt werden sollen. Der Großteil will den Geflüchteten einfach nur helfen.

Viele alleinreisende Frauen und Kinder

RV: Deutschland scheint das Zielland für den Menschenhandel zu sein. Warum?

Galgano: Es gibt viele junge Rumäninnen und Bulgarinnen in den deutschen Bordellen. Auch Ukrainerinnen würden bald dort sein, warnen jetzt Hilfswerke. Es wäre eine Tragödie innerhalb einer bereits tragischen Situation, wenn Menschenhändler den Krieg für ihre kriminellen und böswilligen Machenschaften ausnützen.

RV: Westeuropa erlebt ja nicht zum ersten Mal in jüngster Zeit eine Flüchtlingswelle. Was ist denn diesmal anders?

Galgano: Anders als 2015 kommen derzeit vorwiegend Frauen mit Kindern in Deutschland an. Um sie vor einer möglichen Ausbeutung zu warnen, wird man in den nächsten Tagen an Bahnhöfen in ganz Westeuropa und vor allem in Deutschland in Beratungsstellen und in Unterkünften einen Flyer auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch verbreiten. Die Frauen müssen auf ihren Pass und ihr Telefon aufpassen, Namen und Adresse von Gastgebern notieren und auch Frauen nicht blind vertrauen - Menschenhändler sind nicht nur Männer.

Hilfe in Kooperation mit professionellen Organisationen

RV: Und wie sieht es mit Minderjährigen und Kindern aus?

Galgano: EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat jetzt in eindringlichen Worten einen besseren Schutz flüchtender ukrainischer Kinder vor Menschenhändlern angemahnt. So gebe es Berichte von Straftätern, die sich seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs als Angehörige von Waisen ausgäben und diese dann in anderen Ländern ausbeuteten. Noch weiß man nicht, wie viele Kinder unter den aus der Ukraine Flüchtenden sind, aber sie gehe von der knappen Hälfte aus, sagte Johansson. Sie alle brauchen auch nach ihrer Flucht ein Grundmaß an Normalität und müssten zur Schule gehen können.

RV: Wie sieht es bei euch in der ukrainischen Gemeinde in Rom aus - habt ihr von solchen schwierigen Situationen auch mitbekommen?

Galgano: Leider ist es so. Es haben sich schon einige ukrainische Frauen, die nach Rom geflüchtet sind, über grenzwertige Situationen beschwert. Die Pfarrgemeinde weist sie und auch jene, die ukrainische Flüchtlinge aufnehmen wollen, darauf hin, dass man die staatlichen oder kirchlichen Behörden miteinbeziehen soll und vor allem auch professionelle Hilfe beanspruchen soll. Viele Kinder und Frauen sind ja traumatisiert vom Krieg und bedürfen psychologischer Hilfe. Darum gilt: wer helfen will, soll dies bitte in Zusammenarbeit mit professionellen Hilfsorganisationen machen.

(vatican news)

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09. März 2022, 12:42