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Gerichtssitzung im Vatikan-Finanzprozess vom 19. Februar 2022 Gerichtssitzung im Vatikan-Finanzprozess vom 19. Februar 2022 

Kardinal Becciu im Finanzprozess: „vulgäre Medienkampagne"

Im Vatikan-Finanzprozess hat sich der angeklagte Kardinal Giovanni Angelo Becciu zu Wort gemeldet - und seine Unschuld beteuert. „Ich habe immer zum Wohl des Apostolischen Stuhls und der ganzen Kirche gehandelt", so der Kurienkardinal am Donnerstag bei der 10. Anhörung im Prozess wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern des Staatssekretariats.

Becciu sprach von einem „beispiellose Medienmassaker", das er durch eine „gewalttätige und vulgäre Kampagne" erlitten habe: „Ich wurde als der schlimmste aller Kardinäle dargestellt. Sie beschrieben mich als korrupt, geldgierig, unloyal gegenüber dem Papst und besorgt nur um eigenes familiäres Wohlergehen", so der frühere Kurienkardinal. 

Im Zentrum des Prozesses stehen verlustreiche Investitionen des vatikanischen Staatssekretariats in eine Londoner Luxusimmobilie. Darüber hinaus geht es um Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen von Becciu in seine Heimatdiözese und an die dortige Caritas. Sein Bruder ist Vorsitzender der an die Caritas angedockten Sozialkooperative „Spes".  Auch dazu äußerte sich der Kardinal vor Gericht. Er sprach von „grotesken und ungeheuerlichen Anschuldigungen" von jemandem, der versucht habe, ihn „ zu dämonisieren und zu zerstören".  Becciu bekräftigte zugleich sein Vertrauen in das „unparteiische Urteil" des Gerichts. Er sei erhobenen Hauptes gekommen. „Ich habe keine Angst vor der Wahrheit", betonte der 73-Jährige. Er werde alles tun, um mit dem Gericht die volle Wahrheit herauszufinden.

Hintergrund

Der Prozess mit zehn Angeklagten hatte im vergangenen Juli begonnen. Monatelang stritten die Parteien um formale Fragen. Im Zentrum stand die Befragung des Hauptzeugen Alberto Perlasca und deren Dokumentation. Die von der Strafverfolgung zur Einsicht herausgegeben Beweismaterialien sind aus Sicht der Verteidigung nicht ausreichend.

Angeklagt sind der Kardinal, die italienischen Finanzmakler Enrico Crasso und Gianluigi Torzi, die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sowie die Ex- Verantwortlichen der vatikanischen Finanzaufsicht (AIF), Tommaso di Ruzza und Rene Brülhart.

Beim ehemaligen Sekretär von Becciu, Mauro Carlino, dem Fondsmanager Raffaele Mincione, dem Mailänder Rechtsanwalt Nicola Squillace sowie Manager Fabrizio Tirabassi hatte die Strafverfolgung auf eigenen Wunsch die Anklageschrift überarbeitet und im Januar wieder eingereicht.

(vatican news/kna-sst)

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18. März 2022, 12:34