Suche

Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. 

Gänswein: Franziskus stärkt Benedikt XVI. in einem persönlichen Brief

Papst Franziskus hat seinem Vorgänger im Amt, dem emeritierten Papst Benedikt XVI., in einem Brief seine Unterstützung und Gebete zugesichert. Das sagte der Privatsekretär des emeritierten Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, dem italienischen TV-Sender Rai. Hintergrund des Interviews war der persönliche Brief Benedikts XVI. zum Münchner Missbrauchsgutachten, der in Deutschland auf ein geteiltes Echo gestoßen war.

„Benedikt XVI. hat einen sehr schönen Brief von Papst Franziskus bekommen, in dem er als Hirte spricht, als Mitbruder und als ein Mensch, der erneut sein vollstes Vertrauen und Unterstützung ausdrückt und auch seine Gebete", so Gänswein wörtlich in dem am Mittwoch gesendeten TV-Interview. Der Brief Benedikts zum Münchner Missbrauchsgutachten sei besonders in Deutschland vielen nicht ausreichend erschienen, sagte der Moderator. Dazu Gänswein: 

„Wer den Brief aufrichtig liest, so wie er verfasst wurde, kann diese Kritik, oder diese Vorwürfe, nicht nachvollziehen. Er (Benedikt XVI.) bittet alle Opfer sexueller Gewalt um Vergebung".

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte sich am Dienstag in einem Brief an sein früheres Erzbistum München-Freising zum Münchner Missbrauchsgutachten und Vorwürfen gegen sich geäußert, um Vergebung gebeten und sich verteidigt. Die Reaktionen darauf in Deutschland waren gemischt. 

Hier im Audio: Erzbischof Georg Gänswein: Franziskus schrieb Brief an Benedikt XVI.

Unterstützung erhielt der emeritierte Papst indessen auch von italienischen Kardinälen. Benedikts Brief sei ein Wendepunkt, sagte der Erzbischof von Bologna, Kardinal Matteo Zuppi, der Zeitung „La Stampa" vom Donnerstag. Die Bitte um Vergebung für das Versagen, das Zeigen von Schmerz und tiefer Scham, erteile eine Lektion in Demut und Verantwortung und beweise Mut, so der 66-Jährige, der Papst Franziskus nahe steht.

Zuppi lobte die Offenheit des emeritierten Papstes und den „edlen, geistlichen und menschlichen Text". Dass der Brief einen Schatten auf Benedikt als Papst und Person werfe, glaube er nicht. Im Gegenteil sehe er mit diesem Eingeständnis dessen Autorität als Mensch, Priester, Bischof und emeritierter Papst gestärkt.

Auch Mailands früherer Erzbischof, Kardinal Angelo Scola, lobte den Brief von Benedikt XVI. in einem Interview von „La Repubblica". Für ihn sei das Schreiben mit der Übernahme der Verantwortung für jedes Mitglied der Kirche ein „überwältigendes Zeugnis in einer Zeit des Individualismus".

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte sich in einem am Dienstag veröffentlichte Brief erneut zum Münchner Missbrauchsgutachten geäußert. Darin entschuldigt er sich bei den Betroffenen und drückt seine „tiefe Scham" und seinen „großen Schmerz" aus. Zugleich wehrt sich der frühere Papst gegen den Vorwurf, als Erzbischof von München (1977-1982) Missbrauchsfälle aktiv vertuscht zu haben. Seinem Schreiben wurde innerkirchlich mit Hochachtung, aber auch mit Kritik begegnet.

(tg1/kna - sst/gs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

10. Februar 2022, 09:35