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Erzbischof Gallagher sprach zum Thema „Von Ungleichheit und Verwundbarkeit zu Wohlstand für alle“ Erzbischof Gallagher sprach zum Thema „Von Ungleichheit und Verwundbarkeit zu Wohlstand für alle“  

Vatikan/UNO: „Idee der Interdependenz zurückgewinnen“

In seiner Rede vor der UNCTAD (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) hat der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Richard Gallagher auf die gravierenden globalen Ungleichheiten hingewiesen, die durch die Covid-19-Pandemie verursacht werden. Er bekräftigte Forderungen nach „echten Reformen in den Bereichen Handel, Finanzen und Entwicklung".

Die 15. Ministerkonferenz der UNCTAD fand am Dienstag virtuell unter dem Motto „Von Ungleichheit und Verwundbarkeit zu Wohlstand für alle“ statt. Gallagher appellierte in seiner Rede, man müsse „die Idee der Interdependenz zurückgewinnen und den Multilateralismus auf der Grundlage der Ideale der sozialen Gerechtigkeit und der gegenseitigen Verantwortung zwischen und innerhalb der Nationen wiederaufbauen."

Folgen der Pandemie verheerend

Laut Gallagher habe die Covid-19-Pandemie „die Verwerfungen und Schwachstellen des vorherrschenden Wirtschaftsmodells in dramatischer Weise offengelegt". Leittragende seien dabei die schwächsten und verletzlichsten Menschen, die sich mit sehr ernsthaften Auswirkungen konfrontiert sehen. „Extreme Ungleichheit ist wieder zu einem vorherrschenden Merkmal der heutigen Welt geworden", fährt der Erzbischof fort. Weiters warnt er davor, dass Hyperglobalisierung und der technische Wandel für vermehrte Armut sorgen könnten, denn diese führten zu sinkenden Löhnen für Millionen von Arbeitnehmern.

„Virus einer individualistischen Ideologie"

Laut Gallagher sei es an der Zeit, die Lehren der Pandemie zu nutzen. Es sei Aufgabe der internationalen Gemeinschaft Vorschläge zur Linderung der Leiden der ärmsten Länder und Gemeinschaften zu unterbreiten. Bisher sei die internationale Staatengemeinschaft dazu „völlig unfähig oder, noch schlimmer, nicht willens“ gewesen. Es gehe das „Virus" einer „individualistischen Ideologie" umher und es bestehe ein Mangel an „Vertrauen und Solidarität", der die heutige Gesellschaft zersetzt und sie daran hindert, „gerecht und gesund" zu sein.

Forderung nach neuer Ethik des Gemeinwohls

Daher forderte Gallagher eine „neue Ethik des Gemeinwohls". Sie soll die Grundlage bilden für eine Politik „die in der Lage ist, sowohl die strukturellen Ungleichheiten unserer tief gespaltenen und zunehmend zerbrechlichen Welt anzugehen als auch den Geist des menschlichen Einfallsreichtums und der Kreativität freizusetzen". Um die zentrale Bedeutung des Multilaterismus zu bekräftigen und Reformen in den Bereichen Handel, Finanzen und Entwicklung wiederaufzunehmen, brauche es zudem „einen bedeutenden und notwendigen Tempowechsel", schlussfolgert Gallagher. Ziel müsse eine „widerstandsfähige und wohlhabende Zukunft“ für alle sein, in der „die Teilung der Welt in Zonen von Armut und Reichtum aufgehoben werden kann".

Konkrete Maßnahmen gefordert

In seiner Rede stellte der Erzbischof auch konkrete Forderungen an die Politik. Als Beispiele für sozial gerechte Maßnahmen nannte er eine „steuerliche Umverteilung und die Erhöhung der Progressivität der Einkommensteuerprogramme". Weiters empfahl er angemessene Unternehmenssteuern, insbesondere für multinationale Unternehmen, und die Schaffung von substanziellen Rückzahlungsplänen für die Auslandsschulden von Entwicklungsländern. Dies sei ein Zeichen, dass „Ethik wieder die ihr gebührende Rolle in der Finanzwelt einnimmt und die Märkte den Interessen der Völker und dem Gemeinwohl der Menschheit dienen". Außerdem müssten alle Länder über geeignete Mittel verfügen und notfalls Unterstützung erhalten, um die aktuelle Krisensituation zu bewältigen. Hierfür sei auch eine Ausnahmeregelung für geistiges Eigentum erforderlich, um allen Ländern Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus zu sichern. Darüber hinaus seien Maßnahmen zur wirtschaftlichen Dekarbonisierung und Klimaschutz dringend notwendig.

(vatican news – gh)

 

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06. Oktober 2021, 15:44