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Francesca Di Giovanni Francesca Di Giovanni 

Vatikan/UNO: Solidarität und Engagement für Flüchtlinge

Die globale Flüchtlingskrise ist eine Krise der Solidarität, die eine dringende Herausforderung unserer Tage und eine Herausforderung ist, die „unser Gewissen als Familie der Nationen in Frage stellt“. Mit diesen Worten definiert die vatikanische Kurienbeamtin Francesca Di Giovanni das Thema der Flüchtlinge und erinnert daran, dass „in vielen Regionen der Welt Millionen von ihnen nicht in den Genuss der Grundrechte kommen“.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die italienische Juristin bekräftigt, dass „die Aufnahmeländer keine angemessene Unterstützung erhalten haben“. Die Untersekretärin für den multilateralen Sektor der Abteilung für die Beziehungen zu den Staaten des Staatssekretariats sprach an diesem Dienstag in ihrer Eigenschaft als Delegationsleiterin beim 72. Exekutivausschuss des Flüchtlingsprogramms der Vereinten Nationen in Genf. Einige Länder hätten eine „Outsourcing-Strategie“ verfolgt, die die Untersekretärin als „unhaltbar“ bezeichnete, weil sie „die direkte Verantwortung für große Migranten- und Flüchtlingsströme durch Vereinbarungen vermeiden, um sie - oft auf unbestimmte Zeit - an strategischen Punkten ihrer Reise festzuhalten“. Man müsse stattdessen die Länder dazu auffordern, „nach Strategien zu suchen, die alle als gleichberechtigte Partner einbeziehen“, wie es der Globale Pakt für Flüchtlinge vorsehe. So warnt Di Giovanni, dass man „nur dann erfolgreich sein wird, wenn dieser Pakt den notwendigen politischen Willen erhält“.

Der Heilige Stuhl erhoffe sich daher „konkrete und bedeutende“ Maßnahmen. Konkret schlägt die Vatikan-Vertreterin die Erteilung von humanitären Visa in einer „effizienten, vernünftigen und großzügigen Weise“; die Öffnung von „humanitären Korridoren für die am meisten gefährdeten Personen“ und die „Gewährleistung der Familienzusammenführung“ vor. Gleichzeitig ruft die Leiterin der Delegation des Heiligen Stuhls dazu auf, „die Ursachen von Konflikten und Instabilität anzugehen, damit die Menschen in Frieden und Sicherheit in ihren Herkunftsländern bleiben können“. Di Giovanni wandte sich insbesondere Afghanistan zu, wo die Taliban im August an die Macht zurückgekehrt sind, was schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung habe. Sie hofft, dass „alle Afghanen, ob zu Hause, auf der Durchreise oder in den Aufnahmeländern, in Würde, Frieden und Geschwisterlichkeit mit ihren Nachbarn leben können“, wie es Papst Franziskus beim Angelus am 5. September gefordert habe.

Schutz und sichere Aufnahme

Es sei daher „unerlässlich, Schutz und sichere Aufnahme“ zu bieten, auch weil in bestimmten Situationen „humanitäre Krisen durch Wirtschaftssanktionen verschärft werden“, die schließlich die schwächsten Mitglieder der Bevölkerung treffen würden, erinnert Di Giovanni. Der Heilige Stuhl „versteht die Gründe für die Verhängung von Sanktionen“, sagt sie weiter, „aber der Heilige Stuhl hält sie nicht für wirksam und hofft, dass sie gelockert werden“. Als weiteren Grund zur Besorgnis verweist die Untersekretärin auf die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, die von Naturkatastrophen bis zu Zwangsvertreibung reichten. Dies erfordere „eine radikalere Umkehr und Aktion“, erklärte sie, denn „die Klimakrise hat ein menschliches Gesicht“ und man könne „das Leiden“, das die Geschichte eines jeden Menschen begleitet, nicht ignorieren.

Anschließend verwies sie nachdrücklich auf die „Notwendigkeit, das Recht auf Gesundheit zu schützen“, insbesondere bei Flüchtlingen, Migranten, Frauen und Kindern, die „besonders gefährdet“ seien. Es könne nicht sein, so Di Giovanni, dass „die Ideologie den Zugang zur Gesundheitsversorgung bestimmt oder ihn von der Akzeptanz von Gesundheitskonzepten abhängig macht, über die kein internationaler Konsens besteht oder die die Menschenwürde verletzen und religiöse Überzeugungen missachten“. Vielmehr müsse der Zugang zur Gesundheitsversorgung durch „nichtdiskriminierende Gesetze und Politiken gewährleistet werden, die das Wohl jedes Menschen und das Recht auf Leben für alle im Blick haben, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“.

Di Giovannis Rede endete mit einem Aufruf zu „einem größeren Bewusstsein für unsere Geschwisterlichkeit“, denn wir alle hätten „die Verantwortung, uns um unsere Brüder und Schwestern zu kümmern, insbesondere um diejenigen, deren Leben und Freiheit aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität, politischer Verfolgung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe bedroht sind“. „Ohne diese Geschwisterlichkeit“, so die Vatikan-Vertreterin abschließend, „ist es unmöglich, eine gerechte Gesellschaft und einen soliden und dauerhaften Frieden aufzubauen“.

(vatican news)

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05. Oktober 2021, 13:58