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Friedenstreffen in Rom: Zeit für gemeinsamen Neuanfang

Der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat beim interreligiösen Friedenstreffen in Rom zu einem gemeinsamen Neustart aufgerufen. „Die Welt der Vergangenheit existiert nicht mehr." Für einen gemeinsamen Neuanfang müssten die Völker der Erde zunächst erkennen, dass sie alle Teil der einen Menschheitsfamilie seien, sagte er am Mittwochabend im römischen Kongresszentrum „Nuvola".

Das zweitägige interreligiöse Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio ist prominent besetzt; zahlreiche führende Politiker und Religionsvertreter sind dazu nach Rom gereist. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Papst Franziskus nehmen teil. Das Motto der Konferenz lautet dieses Jahr: Völker als Geschwister, Zukunft der Erde. Religionen und Kulturen im Dialog".

In seiner Eröffnungsansprache am Mittwochabend  stellte der Sant'Egidio-Vorsitzende Marco Impagliazzo die Grundfrage des Treffens: Wie können wir die Basis für eine neue Welt schaffen, während wir noch die Wunden der Pandemie tragen?"

Der Sant'Egidio-Vorsitzende Marco Impagliazzo bei seiner Eröffnungsrede (Foto S. Egidio)
Der Sant'Egidio-Vorsitzende Marco Impagliazzo bei seiner Eröffnungsrede (Foto S. Egidio)

„Wie können wir die Basis für eine neue Welt schaffen, während wir noch die Wunden der Pandemie tragen?“

Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese wies darauf hin, dass Hass, Kriege und Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt wieder auflebten. Besonders arme Länder seien betroffen. Es ist keine einfache Zeit für Friedenstifter", so die Ministerin. Dennoch habe die internationale Gemeinschaft die Pflicht, sich - wo immer möglich - für Frieden einzusetzen. Religionen spielten dabei eine wichtige Rolle.

„Keine einfache Zeit für Friedenstifter“

Anglikanerprimas Justin Welby (Foto S. Egidio)
Anglikanerprimas Justin Welby (Foto S. Egidio)

Anglikanerprimas Justin Welby kritisierte, dass die westlichen Gesellschaften in vielerlei Hinsicht zulasten des globalen Südens aufgebaut seien. Unverständlichem Reichtum" stehe schreckliche Armut" gegenüber. Ein solches Modell sei auf Sand gebaut", so der Erzbischof von Canterbury. Wenn man die Welt auf gleicher Basis wiederaufbaue, stehe die Menschheit vor einer noch schlechteren Zukunft.

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, äußerte sich hoffnungsvoller. Im Gegensatz zu früheren Pandemien könnten die Bürger der Welt heute gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die Religionen böten dabei Quellen der Weisheit", die es zu nutzen gelte. Mohamed Al-Duwaini, Stellvertreter des Großimams von Al-Azhar in Kairo, äußerte sich ähnlich. Er habe ein Gefühl von Hoffnung und Optimismus", dass die Menschheit fähig sei, das Leben für alle besser zu machen.

Abschluss am Kolosseum mit Papst und Merkel

Die von Sant'Egidio veranstalteten Gebetstreffen für den Frieden im Geiste von Assisi" finden jährlich an unterschiedlichen Orten statt. Höhepunkt der aktuellen Ausgabe ist die Abschlussfeier am Donnerstagnachmittag mit Papst Franziskus und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Kolosseum. Radio Vatikan überträgt Live ab 16.30 Uhr. 

Die 1968 in Rom gegründete Bewegung Sant'Egidio widmet sich karitativer Arbeit, Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen.

(kap - sst)

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07. Oktober 2021, 09:26