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Schwester Alessandra Smerilli Schwester Alessandra Smerilli 

Vatikan: „Wir brauchen mutige Politiker, die an das Gemeinwohl glauben“

Die Corona-Pandemie macht die Notwendigkeit „mutiger Politiker, die wirklich an das Gemeinwohl glauben“, noch deutlicher. Dies wurde von Schwester Alessandra Smerilli, Koordinatorin der Arbeitsgruppe Wirtschaft der Vatikanischen Kommission für die Überwindung von Covid-19 und ordentliche Professorin für politische Ökonomie an der Päpstlichen Fakultät der Hochschule Auxilium, betont.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die Ordensfrau sprach an diesem Dienstag auf einer Pressekonferenz im Vatikan, die der Friedenskonsolidierung in Zeiten des Coronavirus gewidmet war. „Die Pandemie, die ein weit verbreitetes Übel ist, hat die Bedeutung des Gemeinwohls auf erfahrungsmäßige Weise zum Ausdruck gebracht,“ sagte die Nonne. „Wie uns Papst Franziskus sagte, können wir diese Phase nicht allein angehen und überwinden. Das Übel muss gemeinsam, also global, in Angriff genommen werden. Deshalb müssen wir alle verstehen, dass wir alle miteinander verbunden sind: die Menschheit hängt vom gemeinsamen Schicksal ab. Wir kommen nur voran, wenn wir mit dem Engagement aller rechnen können.“

Zum Nachhören

Die Militärausgaben weltweit seien im Jahr 2019 auf 1,9 Billionen US-Dollar angestiegen, was bei weitem die jährlichen globalen Militärausgaben während des Kalten Krieges übersteige. Daran erinnerte Alessio Pecorario, Koordinator der Task Force der Vatikanischen Kommission für die Überwindung von Covid-19 und Mitarbeiter in der Abteilung für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen bei der Pressekonferenz im Vatikan. Was die Staaten für Waffen ausgeben, betrage etwa das 300-fache des Budgets der Weltgesundheitsorganisation. Es sei bedenklich, dass einige Politiker und Beamte sogar noch eine weitere Erhöhung der Militärausgaben in Reaktion auf die Covid-19-Pandemie forderten.

Wichtige Entscheidungen treffen

„Deshalb müssen jetzt international wichtige Entscheidungen getroffen werden. Medizinische Versorgung, Ernährungssicherheit und wirtschaftlicher Aufschwung mit Schwerpunkt auf sozialer Gerechtigkeit und grüner Wirtschaft erfordern Ressourcen, die im Rahmen einer erneuerten Rüstungskontrolle vom militärischen Sektor abgezweigt werden sollten. Die Ernährungssicherheit soll an erster Stelle stehen. Denn das ist entscheidend für die internationale Sicherheit und nicht die Waffenarsenale.“

„Die Gesundheitssysteme in der ganzen Welt brauchen mehr Investitionen und vor allem bessere Qualität“, fügte Schwester Smerilli an. „Wir brauchen einen brauchbaren Schutz gegen ansteckende Krankheiten und müssen in die Prävention investieren. Die Covid-19-Pandemie hat die unzureichende Finanzierung der Medizin in vielen Teilen der Welt aufgedeckt, gerade was die Versorgung für Patienten mit ansteckenden Krankheiten betrifft. Doch das sollte das Herzstück vieler Systeme bilden.“

Man müsse nicht an komplizierte und teure Krankenhäuser oder Kliniken denken. Eine große Geste wäre schon die Installation von Toiletten, die in vielen Gegenden der Welt gar nicht vorhanden seien. „Doch im Moment brauchen wir vor allem einen Impfstoff“, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. Die Pandemie habe das wahre Ausmaß der Verbindung zwischen den Menschen zutage gebracht. „Wir wissen, dass Gesundheit ein Allgemeingut ist, das global gelten sollte und dass die Präventions- und Behandlungsdienste auch global greifen müssten. Insbesondere muss die globale Gesundheit als Gemeingut betrachtet werden, denn jeder Mensch hat ein Recht darauf. Doch das bedeutet auch, dass wir alle Verantwortung bei der Förderung des Gesundheitswesens tragen“, so Schwester Smerilli.

Friedensfördernde Projekte

Die Kirche unterstütze nachdrücklich friedensfördernde Projekte, die für die Überwindung von Konflikten und die Reaktion auf den Corona-Notstand unerlässlich seien, erläuterte der Präfekt der Abteilung für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Kardinal Peter Turkson, bei der Pressekonferenz an diesem Dienstag.

„Ohne Rüstungskontrolle ist es unmöglich, Sicherheit zu garantieren. Ohne Sicherheit sind die Reaktionen auf die Pandemie nicht vollständig genug. … Die Covid-19-Pandemie, die wirtschaftliche Rezession und der Klimawandel machen die Notwendigkeit des Friedens deutlich. Der weltweite Friede hat Vorrang vor jeglichen nationalen Sicherheitsfragen. Man kann also nicht nur auf sich selbst schauen“, betonte Kardinal Turkson. „Jetzt ist die Zeit zum Aufbau einer Welt gekommen, die einen wirklich integralen Ansatz widerspiegelt; einen Ansatz, der für Frieden, menschliche Entwicklung und Ökologie einsteht“, schloss er seinen Redebeitrag bei der vatikanischen Konferenz zur Friedenskonsolidierung in Zeiten des Coronavirus.

(vatican news)

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07. Juli 2020, 13:46