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Papst Franziskus bei einer Audienz für die Mitglieder der Stiftung Centesimus Annus pro Pontifice am 26. Mai 2019 Papst Franziskus bei einer Audienz für die Mitglieder der Stiftung Centesimus Annus pro Pontifice am 26. Mai 2019 

Vatikan: Centesimus-Annus-Preis verliehen

Die US-amerikanische Professorin Mary Hirschfeld ist an diesem Mittwoch mit dem internationalen Preis „Wirtschaft und Gesellschaft” der Stiftung „Centesimus Annus – Pro Pontefice“ ausgezeichnet worden. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Theologin wurde für ihr Werk „Aquinas and the Market. Toward a Humane Economy“ ausgezeichnet, in dem sie wirtschaftswissenschaftliche Ansätze mit Aussagen der Theologie vergleicht. Überreicht wurde der Preis durch den Jury-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx.

Dieser hob in seiner Laudatio hervor, dass es sich bei den Ausführungen um „einen wahren Dialog zwischen Theologie und Wirtschaft“ handele, „denn dieses Buch zur Vision des heiligen Thomas von Aquin hilft dabei zu verstehen, dass die Soziallehre der katholischen Kirche nicht mit Leo XIII. beginnt, sondern sich von Wurzeln nährt, die in der christlichen Tradition viel weiter zurückreichen.“ Der Kardinal, der selbst ein ausgewiesener Kenner der katholischen Soziallehre ist, würdigte in diesem Zusammenhang Hirschfelds Lesart, dass mangelndes Glücksempfinden der Menschen auch „durch eine pathologische Beziehung zum Geld“ verursacht werden könnte. „Oft“, so Marx, „akzeptieren wir auf unkritische Weise die Macht, die das Geld auf uns selbst und die Gesellschaft hat. Wir riskieren, das Geld nicht als Mittel zum Zweck zu sehen, sondern lassen zu, dass es unser Leben bestimmt.“ Das ausgezeichnete Buch sei ein wirksames Instrument, um „Fragen über den Sinn des Lebens und unsere Beziehung zu den Gütern dieser Welt zu stellen“.

„Wir riskieren, das Geld nicht als Mittel zum Zweck zu sehen, sondern lassen zu, dass es unser Leben bestimmt“

 

Menschliches Glück finde sein letztes Ziel nicht in der Anhäufung endlicher Werte - wie etwa Geld. Daher gelte es zu unterscheiden, was denn als sinnvolles Ziel des Lebens tauge, schilderte die Preisträgerin Hirschfeld den Ansatz ihrer Arbeit. Als Ökonomin sei sie überrascht gewesen, wie der mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin (1225-1274) über Privateigentum dachte: dass es nach Befriedigung der grundlegenden eigenen materiellen Bedürfnisse für andere und das Gemeinwohl eingesetzt werden müsse. Dabei war es „keineswegs offensichtlich, wie christliches Denken über Tugenden und Gerechtigkeit mit der Logik des Marktes“ zu vereinbaren seien, gestand Hirschfeld in ihrer Dankesrede. „Wir können nicht die Herausforderungen wirtschaftlicher Gerechtigkeit und der Umwelt diskutieren, wenn wir keine klare Vorstellung von menschlichem Glück und der angemessenen Rolle von Wohlstand haben“, warnte sie.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hielt bei der Veranstaltung die Schlussansprache. Darin verlieh er seinem Wunsch Ausdruck, dass die tiefergehende Untersuchung der Beziehungen zwischen Thomas von Aquin und dem modernen Wirtschaftsdenken ein „fruchtbares Feld für interreligiösen und kulturellen Dialog“ darstellen möge, genauso wie für einen „gemeinsamen Einfluss der verschiedenen Religionen auf die soziale Wirklichkeit.“

Katholische Soziallehre

Die 1991 gegründete Päpstliche Stiftung „Centesimus Annus“, die den Preis vergibt, ist nach der gleichnamigen Enzyklika benannt, die Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 1991 veröffentlichte. Deren Titel bezieht sich auf das 100 Jahre zuvor veröffentlichte erste päpstliche Sozial-Lehrschreiben von Papst Leo XIII. (1810-1903) „Rerum novarum“. Dieses gilt als Manifest der katholischen Soziallehre mit ihren Grundprinzipien der Personalität, Solidarität und Subsidiarität.

(vatican nwes/kna - cs)

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29. Mai 2019, 16:49