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Papst: Immer den Weg des Guten suchen

Auf dem Weg des christlichen Lebens tragen wir alle eine Mitverantwortung für unsere Brüder und Schwestern. Und das bedeutet, Liebe walten zu lassen, wenn uns jemand Unrecht tut, und „andere nicht an den Pranger zu stellen und sie öffentlich zu beschämen.“ Das betonte Franziskus in seiner Katechese an diesem Sonntag, in der er den Evangeliumsbericht über die „brüderliche Zurechtweisung“ auslegte.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Wer kennt das nicht: Da hat uns wieder einmal jemand so richtig übel mitgespielt. Die erste Reaktion ist meist Wut und Enttäuschung – und was tun, wenn dieser andere auch noch ein Christ ist? Hier kommt das Prinzip der „brüderlichen Zurechtweisung“ ins Spiel – „eine der höchsten, aber auch anspruchsvollsten Ausdrucksformen der Liebe“. Nicht umsonst erinnert uns der Evangelist Matthäus in seinem Evangelium daran, dass Jesus selbst uns auffordert, sie zu praktizieren (Mt 18,15-20).

„Eine der höchsten, aber auch anspruchsvollsten Ausdrucksformen der Liebe“

„Doch leider ist das erste, was im Umfeld derer, die einen Fehler gemacht haben entsteht, oft Klatsch und Tratsch. Und dabei erfährt jeder – bis in die kleinsten Einzelheiten – von dem Fehler, nur der Betroffene nicht!,“ warnte Franziskus in seiner Auslegung des Tagesevangliums.

„Das ist nicht richtig und gefällt Gott nicht! Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass Klatsch und Tratsch eine Plage sind für das Leben der Menschen und der Gemeinschaften, weil sie Spaltung, Leid und Skandal auslösen und nie dazu beitragen, dass sich andere verbessern und wachsen. Ein großer spiritueller Meister, der heilige Bernhard von Clairvaux, pflegte zu sagen, dass unfruchtbare Neugier und oberflächliche Worte die ersten Stufen auf der Leiter des Hochmuts sind, die nicht nach oben, sondern nach unten führen und den Menschen in die Verdammnis und ins Verderben stürzen.“

Die brüderliche Zurechtweisung dagegen hilft, die eigenen Schwächen zu erkennen, die oft aufgrund der eigenen Begrenztheit nicht erkannt werden, ist also ein „Zeichen der Liebe zum Nächsten, die auch die Sorge um ihr geistliches Wohl beinhaltet“, wie schon Papst Benedikt XVI. in seiner Fastenbotschaft 2012 festhielt.

„Unter vier Augen“

Und so sagt uns Jesus im Tagesevangelium ja auch:

„'Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht'. Sprich mit ihm 'unter vier Augen' – in aller Ehrlichkeit –, damit er erkennen kann, wo er im Unrecht war", führte Franziskus weiter aus. „Tu es zu seinem eigenen Besten, indem du die Scheu überwindest und den wahren Mut findest, der darin besteht, nicht zu lästern, sondern dem anderen die Dinge sanft und freundlich ins Gesicht zu sagen.“

Hier zum Nachhören

 

Niemanden an den Pranger stellen

Und wenn auch das nicht fruchtet, solle man – so der Rat Jesu - die Gemeinschaft einbeziehen. Allerdings ohne „andere an den Pranger zu stellen und sie öffentlich zu beschämen“, sondern indem man die Bemühungen aller vereine, um den Betroffenen dabei zu helfen, sich zu ändern, präzisierte der Papst.

„Mit dem Finger auf andere zu zeigen, ist nicht gut; es macht es dem Schuldigen oft sogar nur noch schwerer, seinen Fehler einzusehen. Die Gemeinschaft muss ihm oder ihr vielmehr das Gefühl geben, dass sie den Fehler zwar verurteilt, aber mit Gebet und Zuneigung ihre Nähe zeigt; stets bereit, Vergebung anzubieten und neu anzufangen.“

Einladung zur Gewissenserforschung

Abschließend lud das Kirchenoberhaupt noch zu folgender Gewissenserforschung ein:

„Fragen wir uns also: Wie gehe ich mit denen um, die mir Unrecht tun? Fresse ich es in mich hinein, lasse ich meinen Groll immer größer werden? ... Ziehe ich hinter ihrem Rücken über sie her? ... Versuche ich, mit ihnen reden? Bete ich für sie, bitte ich um Hilfe dabei, ihnen Gutes zu tun? Kümmern sich unsere Gemeinschaften um jene, die gefallen sind, damit sie wieder aufstehen und ein neues Leben beginnen können? Zeigen sie mit dem Finger auf die anderen - oder öffnen sie ihre Arme? Was tust du - öffnest du die Arme, oder zeigst du mit dem Finger auf die anderen? Denk darüber nach... Maria, die auch dann noch liebte, als sie hörte, wie die Menschen ihren Sohn verurteilten, helfe uns, immer den Weg des Guten zu suchen.“

(vaticannews – skr)

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10. September 2023, 12:19

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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