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Papst schreibt an irakischen Groß-Ayatollah

Der Papst hat dem islamischen Groß-Ayatollah Ali al-Sistani einen Brief geschrieben. Franziskus ist dem angesehenen schiitischen Geistlichen vor zwei Jahren bei seiner Reise in den Irak begegnet.

„Die Zusammenarbeit und Freundschaft unter Glaubenden verschiedener Religionen ist unerlässlich – nicht nur, um gegenseitige Wertschätzung zu entwickeln, sondern auch, um einmütig zum Wohl der Menschheit beizutragen.“ Das schreibt Franziskus in dem Brief von Ende Februar, den das vatikanische Presseamt an diesem Dienstag publik machte.

Der 1930 im Iran geborene al-Sistani ist das geistliche Oberhaupt der schiitischen Muslime des Irak. Wegen seiner Offenheit für Frieden und Verständigung ist er eine der wichtigsten Autoritäten in seinem Land wie auch unter Schiiten außerhalb des Iran. Der Papst hat ihn 2021 während seiner Irak-Reise in al-Sistanis Residenz in Nadschaf besucht.

„Meilenstein auf dem Weg des interreligiösen Dialogs“

Die Begegnung damals „hat mir in der Seele gutgetan“, schreibt Franziskus nun. Sie sei „ein Meilenstein auf dem Weg des interreligiösen Dialogs und der Völkerverständigung“ gewesen. Der Papst würdigt das Engagement des Groß-Ayatollahs für alle Verfolgten und für die Einheit des irakischen Volkes.

Franziskus 2021 in Nadschaf
Franziskus 2021 in Nadschaf

„Unsere Gemeinschaften sollten ein Ort des friedlichen Zusammenlebens sein, wo der Schöpfer aller angerufen wird“, so Franziskus in dem Brief. Außerdem betont er die Bedeutung von „Religions-, Denk- und Meinungsfreiheit“. „Männer und Frauen unterschiedlicher Bekenntnisse, die gemeinsam auf Gott zugehen, sind dazu aufgerufen, einander auf dem weiten Feld gemeinsamer geistlicher, menschlicher und sozialer Werte zu begegnen.“

Zitat aus Abu-Dhabi-Manifest

Damit zitiert der Papst das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“, das er 2019 in Abu Dhabi zusammen mit einem wichtigen Vertreter des sunnitischen Islam unterzeichnet hat. Aus dem schiitischen Islam hat sich bisher keine Führungspersönlichkeit zu dem Text bekannt, der als wichtiger interreligiöser Durchbruch gilt.

Kardinal Ayuso
Kardinal Ayuso

Der Vatikan teilt mit, sein Verantwortlicher für den interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Ángel Ayuso, habe den Brief des Papstes am 9. März in Nadschaf an al-Sistani überreicht. Ayuso war in Nadschaf, um an einem katholisch-schiitischen Treffen teilzunehmen, das die internationale Basisgemeinschaft Sant’Egidio zusammen mit dem Institut al-Khoei organisiert hatte. Zur Begegnung mit al-Sistani hat Sant’Egidio-Gründer Andrea Riccardi den spanischen Kurienkardinal begleitet.

(vatican news – sk)
 

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14. März 2023, 14:16