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Papst Benedikt XVI. in Köln Papst Benedikt XVI. in Köln  (AFP or licensors)

Radioakademie „In memoriam Benedikt XVI.“ – Teil 4

Was bleibt von Papst Benedikt? Im letzten Teil unserer Radioakademie über das geistige Erbe des deutschen Pontifex reden wir über die Friedensgebete der Religionen in Assisi, über Nichtglaubende und Schöpfungsverantwortung. Und wir lassen Benedikt über seinen Rücktritt im Februar 2013 selbst zu Wort kommen.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Ein Ausschnitt aus Teil 4 der Radioakademie:

Im Sommer 2012 stand der Rücktritt für ihn fest, wie Benedikt später erklärte. Erwogen und ins Gebet getragen hatte er es lange vorher, vielleicht unter dem Eindruck seines Dienstes an der Seite von Johannes Paul II., dessen letzte Lebensjahre gezeichnet waren von Krankheit und heldenhaft ertragenem Leid. Jedenfalls lässt sich sogar schon aus einigen seiner frühen Reden als Papst heraushören, dass er einen Rücktritt nicht ausschloss. Hier 2006 in Freising:

„So vieles müsste getan werden – ich sehe, ich kann es nicht. Das gilt für die Pfarrer – ich ahne wenigstens, wie sehr – das gilt auch für den Papst; der sollte so viel tun! Und meine Kräfte reichen einfach nicht dafür aus. So muss ich lernen, das zu tun, was ich kann, und das andere Gott und den Mitarbeitern zu überlassen und zu sagen: „Am Ende musst es ja Du machen, denn die Kirche ist Deine Kirche. Und Du gibst mir nur so viel Kraft, wie ich eben habe. Sie sei Dir geschenkt, denn sie kommt von Dir, aber das andere überlasse ich eben Dir.“ Ich glaube, diese Demut, das anzunehmen – „Hier hört meine Kraft auf, ich überlasse es Dir, Herr, dass Du das andere tust“ – diese Demut ist entscheidend.“

2009 in Nazareth
2009 in Nazareth

Der Papst des Wortes, der mit einer Geste - seinem Rücktritt - überrascht 

Benedikt XVI. war ein Theologenpapst, einer, der ganz auf das Wort setzte – das Wort, das Fleisch geworden ist. Das Gestische, das Haptische und Handelnde, blieb ihm fremd. Hier unterschied er sich von seinem Vorgänger Johannes Paul II. und seinem Nachfolger Franziskus, die beide den Glauben und das Amtshandeln des Papstes auch in sprechende Bilder und Gesten zu fassen wussten. Und doch bleibt in der Summe von acht Jahren Papst Benedikt – neben den Worten – ausgerechnet eine Geste. Ein unerhörter Sprechakt: Sein Amtsverzicht.

Hier zum Hören:

Vor Kardinälen kündigte er ihn an, bei einem komplett unverdächtigen Termin, einer Versammlung zum Zweck von Heiligsprechungen. Auf Latein. Seine Kräfte reichten altersbedingt nicht mehr aus, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben, sagte Benedikt. „Im Bewußtsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri … zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.“

„Täglich habe ich seine Gegenwart wahrnehmen können“

Ein Papst dankt ab. Und setzt zur großen Dank-Sagung in Sankt Peter an.

„Ich danke euch, dass ihr so zahlreich zu meiner letzten Generalaudienz gekommen seid. Herzlichen Dank! Ich bin wirklich gerührt, und ich sehe, dass die Kirche lebt!

Als ich am 19. April vor fast acht Jahren eingewilligt habe, den Petrusdienst zu übernehmen, hatte ich die feste Gewissheit, die mich immer begleitet hat: diese Gewissheit, dass die Kirche lebt und zwar aus dem Wort Gottes. … Und acht Jahre danach kann ich sagen, dass der Herr mich wirklich geführt hat, er ist mir nahe gewesen, täglich habe ich seine Gegenwart wahrnehmen können.“

„Und das ist der Grund, warum mein Herz heute voll Dankbarkeit gegenüber Gott ist“

Auch und gerade dann, wenn Gegenwind kam, wie Benedikt in seinem Rückblick nicht verschwieg.  

„Es war eine Wegstrecke der Kirche, die Momente der Freude und des Lichtes kannte, aber auch Momente, die nicht leicht waren; ich habe mich gefühlt wie Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See Gennesaret: Der Herr hat uns viele Sonnentage mit leichter Brise geschenkt, Tage, an denen der Fischfang reichlich war, und es gab Momente, in denen das Wasser aufgewühlt war und wir Gegenwind hatten, wie in der ganzen Geschichte der Kirche, und der Herr zu schlafen schien. Aber ich habe immer gewusst, dass in diesem Boot der Herr ist, und ich habe immer gewusst, dass das Boot der Kirche nicht mir, nicht uns gehört, sondern ihm. Und der Herr lässt sie nicht untergehen; er ist es, der sie lenkt. Das war und ist eine Gewissheit, die durch nichts verdunkelt werden kann. Und das ist der Grund, warum mein Herz heute voll Dankbarkeit gegenüber Gott ist, weil er es der ganzen Kirche und auch mir nie an seinem Trost, seinem Licht, seiner Liebe hat fehlen lassen.“

Ganze Radioakademie auf CD

In der Radioakademie „In Memoriam Benedikt XVI.“ zum geistigen Erbe des verstorbenen Papstes lassen wir Papst Benedikt über weite Strecken selbst zu Wort kommen. Sie können die vier Folgen der Sendereihe gesammelt auf CD gegen einen Unkostenbeitrag ordern. Bestellungen bitte an cd@vaticannews.de - unser Freundeskreis von Radio Vatikan versendet aus Deutschland.

(vatican news – gs)

 

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29. Januar 2023, 08:48