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Franziskus bei der Begegnung im Vatikan Franziskus bei der Begegnung im Vatikan 

Papst: Vor Martyrium in der Ukraine nicht die Augen verschließen

Die gesamte Kirche steht den Ukrainern nahe. Dies bekräftigte Papst Franziskus am Donnerstagmorgen bei einer Audienz für die Generalkapitel von drei Orden, darunter dem Männerorden der ukrainischen Basilianer.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Wir begleiten euch, so gut wir können, in eurer Trauer“, sagte der Papst während der Audienz zu den ukrainischen Gästen. Er selbst denke oft, dass eine der größten Gefahren jetzt darin bestehe, das Drama in der Ukraine zu vergessen, so Franziskus: „Man gewöhnt sich daran.“ Wie der vatikanische „Außenminister“ Paul Richard Gallagher und auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in diesen Tagen gegenüber Journalisten bestätigten, will der Papst demnächst die Ukraine besuchen. Ein Datum ist aber derzeit nicht bekannt. In seiner Rede fügte Franziskus an diesem Donnerstag hinzu:

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

„An einem der vergangenen Tage las ich in der Zeitung, dass die Nachrichten über den Krieg auf Seite 9 standen! Es scheint kein Interesse mehr da zu sein, das ist hässlich. Deshalb sind wir euch nahe, und wir alle müssen auf euch schauen, weil die Ukraine gerade ein Martyrium durchmacht. Die Ukrainer sind auf dem Weg zum Märtyrertum. Und ich wünsche euch, dass der Herr sich eurer erbarmt und euch auf andere Weise mit Frieden und der Gabe des Friedens nahe ist.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Null Toleranz gegenüber Missbrauch

Dann ging der Papst, abweichend vom Redemanuskript, weiter auf das Thema Missbrauch ein. Dies sei ihm ein Anliegen, „damit wir es nicht vergessen“. Franziskus richtete sich hierbei an alle anwesenden Generalkapitel - neben den Basilianern an die Brüder des Ordens der Mutter Gottes und der Kongregation der Mission:

„Sie sind drei Ordensgemeinschaften, und wir wissen, dass eines der Probleme, die es so oft gibt, das Problem des Missbrauchs ist. Bitte denken Sie daran: Null Toleranz gegenüber dem Missbrauch von Minderjährigen oder nicht einwilligungsfähigen Personen. Null Toleranz! Bitte verstecken Sie diese Realität nicht. Wir sind Ordensleute, wir sind Priester, um die Menschen zu Jesus zu führen, nicht um sie mit unseren Begehrlichkeiten zu 'fressen', denn der Missbrauchende zerstört den Missbrauchten mit seiner Begehrlichkeit. Null Toleranz! Schämen Sie sich nicht, dies anzuprangern und zu sagen: ,Der hat dies getan´. Sagen sie ihm: ,Ich begleite dich, du bist ein Sünder, du bist ein kranker Mensch, aber ich muss andere schützen.´ Ich bitte Sie um Folgendes: Null Toleranz! Das Problem wird nicht durch eine Versetzung gelöst. Das geht nicht.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Austausch mit Vertretern des geweihten Lebens ist wichtig

Zu Beginn der Audienz bekräftigte Franziskus, dass ihm die Audienz für Generalkapitel sehr am Herzen liege, weil dies eine Möglichkeit sei, mit dem geweihten Leben in Kontakt zu treten. Das sei so wichtig in der Kirche, aber es gebe nicht immer die Zeit. Und in dieser Ferienzeit sei es gerade im Vatikan schwierig, eine Audienz zu organisieren.

„Aber für euch ist es auf diese neue Weise geöffnet worden, wenigstens drei zusammen, streitet bitte nicht untereinander! Manche mögen jetzt denken, diese Audienz sei ein ,Obstsalat´ von Ordensinstituten, aber eigentlich zeigt es die Schönheit der Kirche, die durch die Vielfalt in der Kirche zu sehen ist. Und ich breche das ,Fasten´ der Juli-Audienzen gerne, um euch anlässlich eurer Generalkapitel zu begrüßen.“

In seiner Rede ging der Papst auch auf die Bedeutung der Anbetung ein:

„Ohne längere Momente der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort, dem aufrichtigen Dialog mit dem Herrn, werden die Aufgaben einer Ordensgemeinschaft bedeutungslos. Auch werden wir durch Müdigkeit und Schwierigkeiten geschwächt, und der Eifer erlischt. Und lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Führen Sie die Anbetung durch? Oder haben Sie vergessen, was es heißt, anzubeten? Denken Sie darüber nach, über die Unentgeltlichkeit der Anbetung. Ich denke, in unserer Zeit besteht die Gefahr, dies zu vergessen. ,Soll ich anbeten? Weiß ich, was es heißt, anzubeten?´ Jeder soll bitte selbst dazu antworten“, schloss der Papst.

(vatican news)

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14. Juli 2022, 12:30