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Junge Menschen in Prag protestieren gegen den Krieg in der Ukraine Junge Menschen in Prag protestieren gegen den Krieg in der Ukraine 

Papst an EU-Jugend: „Gemeinsam für ein Kriegsende einsetzen“

Franziskus hat die Teilnehmer der EU-Jugendkonferenz in Prag aufgefordert, den „alten Kontinent“ in einen „neuen Kontinent“ zu verwandeln. Dies bekräftigte er in seiner am Montag veröffentlichten Botschaft, in der er zum Einsatz für ein Kriegsende in der Ukraine aufrief.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Der Papst sieht in der heutigen europäischen Jugend großes Potential, wie er in seiner Botschaft ausführte: „Ihr seid aufmerksame junge Menschen, weniger ideologisiert, daran gewöhnt, in anderen europäischen Ländern zu studieren, offen für Freiwilligenarbeit und sensibel für Umweltfragen“, schreibt der Papst in dem am Montag veröffentlichten Text. „Deshalb habe ich das Gefühl, dass es Hoffnung gibt“, fügte er hinzu.

Zum Nachhören - was der Papst in seiner Botschaft geschrieben hat

Bildungspakt

Nach einer Analyse der Herkunft des Wortes „Europa“ ging der Papst auf den Globalen Bildungspakt 2019 ein. In seiner Botschaft an die EU-Jugendkonferenz in Prag schreibt er darüber:

„Eine der ersten Verpflichtungen des Bildungspakts ist es, Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen zuzuhören. Deshalb, liebe junge Menschen, verschafft euch Gehör! Wenn man euch nicht zuhört, schreit noch lauter, macht Lärm; ihr habt jedes Recht, über eure Zukunft mitzubestimmen. Ich ermutige euch, unternehmungslustig, kreativ und kritisch zu sein: Ihr wisst, dass ein Lehrer, der anspruchsvolle, kritische und aufmerksame Schüler in seiner Klasse hat, dazu angeregt wird, sich mehr Mühe zu geben und einen besseren Unterricht vorzubereiten.“

Lob für Erasmus und Umweltengagement

Zur Bedeutung der Aufnahmebereitschaft würdigte der Papst das Erasmus-Projekt, das bisher eine hervorragende Gelegenheit für Austausch und Offenheit gewesen sei. Weiter ging er in seiner Botschaft auf das Thema Umwelt- und Klimaschutz ein, die Pflege des Gemeinsamen Hauses:

„Auch hier habe ich mit Genugtuung festgestellt, dass die vorangegangenen Generationen viel geredet und wenig gehandelt haben, ihr hingegen zu konkreten Initiativen fähig seid. Deshalb sage ich, dass jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt ist: Wenn es euch nicht gelingt, diesen selbstzerstörerischen Trend umzukehren, wird es anderen in Zukunft schwer fallen, dies zu tun.“

Kritik an Kriegstreibern

Dann erinnerte Franziskus daran, dass in der Ukraine – „die nicht zur EU, aber zu Europa gehört“ - ein „absurder Krieg“ geführt wird, während junge Menschen an der Konferenz in Prag teilnehmen. Angesichts der zahlreichen Konflikte in den verschiedenen Regionen der Welt sei ein Bildungspakt, der alle zur Geschwisterlichkeit erziehe, umso dringlicher, betonte der Papst.

„Die Idee eines geeinten Europas entstand aus einer starken Sehnsucht nach Frieden nach so vielen Kriegen, die auf dem Kontinent geführt wurden, und führte zu einer siebzigjährigen Friedensperiode. Jetzt müssen wir uns alle dafür einsetzen, dass diese Kriegswirren beendet werden, bei denen wie üblich einige wenige Mächtige entscheiden und Tausende von jungen Menschen in den Kampf und in den Tod schicken. In solchen Fällen ist es legitim, zu rebellieren!“

Wenn Frauen oder Jugendliche regieren würden...

Dann erinnerte der Papst daran, was der britische Premierminister Boris Johnson vor einigen Tagen in einem Interview mit einem deutschen Journalisten gesagt hatte: wenn die Welt von Frauen regiert würde, gäbe es nicht so viele Kriege, weil diejenigen, deren Fähigkeit es ist, Leben zu schenken, nicht über den Tod entscheiden könnten. „Wenn die Welt von jungen Menschen regiert würde, gäbe es auch nicht so viele Kriege: Diejenigen, die ihr ganzes Leben vor sich haben, wollen es nicht zerstückeln und wegwerfen, sondern es in vollen Zügen leben“, schreibt Franziskus.

In diesem Zusammenhang ging er insbesondere auf die Figur des Franz Jägerstätter ein. Franz Jägerstätter wurde in dem KZ-Gefängnis ermordet, in dem auch sein Altersgenosse Dietrich Bonhoeffer, ein junger deutscher lutherischer Theologe und Anti-Nazi, inhaftiert war, der ebenfalls ein tragisches Ende fand.

Märtyrer als Vorbild

Diese beiden „großäugigen“ jungen Männer seien getötet worden, weil sie den Idealen ihres Glaubens bis zum Ende treu blieben, so der Papst. „Und hier ist die vierte Dimension der Bildung: nach der Kenntnis der eigenen Person, der anderen und der Schöpfung schließlich die Kenntnis des Anfangs und des Endes von allem“, stellte der Papst klar.

Jägerstätter und Bonhoeffer seien deshalb Vorbilder auch für die heutige Jugend. „Liebe junge Europäerinnen und Europäer, ich lade euch ein, nach oben zu blicken, immer den Sinn eures Lebens zu suchen, euren Ursprung, das Ziel, die Wahrheit, denn ihr lebt nicht, wenn ihr die Wahrheit nicht sucht. Geht mit den Füßen fest auf der Erde, aber mit einem weiten Blick, offen für den Horizont, für den Himmel“, schloss der Papst seine Botschaft.

(vatican news)

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11. Juli 2022, 12:00