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Papst: „Christlich wirtschaften im Zeichen der Seligpreisungen“

Wirtschaft und Finanzen aus christlicher Sicht müssen immer mit Blick auf die Botschaft Jesu getätigt werden. Das hob Papst Franziskus in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der 24. Jahrestagung einer Vereinigung von christlichen Wirtschaftsführern in Argentinien hervor. Das Online-Treffen findet vom 30. Juni bis 1. Juli 2021 zum hundertsten Jahrestag der Geburt des Dieners Gottes Enrique Shaw statt.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es sei für ihn eine Freude gewesen, persönlich die Anerkennung des heroischen Tugendgrades von Enrique Shaw unterschrieben zu haben. Mit diesen Worten eröffnete der Papst seine Videobotschaft. Enrique Ernesto Shaw (1921-1962) war ein argentinischer Geschäftsmann. Der Katholik setzte sich in der Heimat des Papstes für ein Wirtschaftswachstum im Sinne der Katholischen Soziallehre ein. Er sei ein Vorbild für die heutigen Wirtschaftsleute, so Papst Franziskus:

„Die christliche Sicht der Wirtschaft und der Gesellschaft, die sich von einer weltlichen oder ideologischen Sicht unterscheidet, wird aus der Botschaft Jesu geboren, aus den Seligpreisungen, also aus Matthäus 25. Von dort wird alles sichtbar. Und der Aufbau eines gerechten Gemeinwesens, wirtschaftlich und sozial für alle, muss von allen mitgetragen werden: von Gewerkschaftern und Unternehmern, Arbeitern und Wirtschaftsführern.“

Zum Nachhören - was der Papst an die Wirtschaftsleute in Argentinien sagte

Franziskus hob hervor, dass man den Weg der Sozialwirtschaft beschreiten solle, warnte aber auch vor Gefahren:

„Seien wir ehrlich, in den letzten Jahrzehnten wurde die Wirtschaft durch die Finanzwirtschaft hervorgebracht, und die Finanzwirtschaft läuft Gefahr, wie ein trügerisches Schneeballsystem zu enden, bei dem wir denken, dass viel herauskommt und am Ende gibt es dann doch nichts.“

Doch nicht so einfach

Es sei ihm bewusst, dass das Ganze sehr komplex sei. Es gebe keine einfachen Lösungen. Aber gerade die Finanzwelt sei an sich sehr abstrakt.

„Und das Konkrete ist die Produktion, die Arbeit aller, dass es keinen Mangel an Arbeit gibt, an Familien, an der Heimat, an der Gesellschaft. Das alles ist konkret. In einer Gesellschaft, in der es sehr große Armut gibt, muss man sich fragen, wie es um die Wirtschaft bestellt ist, ob sie gerecht ist, ob sie sozial ist, oder ob sie einfach nur persönliche Interessen verfolgt. Die Wirtschaft ist sozial.“

Und um Arbeitsplätze zu schaffen, sei die Kraft kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) wichtig, fügte Franziskus an. Denn Kreativität komme immer von unten. So müsse zum Wohle der Allgemeinheit, alles getan werden, um Arbeitsplätze zu schaffen. Das sei eine Herausforderung und dazu seien Treffen, wie jetzt jenes in Argentinien wichtig.

„Es geht um die Herausforderung an die Kreativität. Die Frage nach Arbeitsplätzen hat uns die Pandemie dorthin gebracht, wo die Arbeit fehlt. Es geht darum, in das Gemeinwohl zu investieren, nicht um Geld in Steuerparadiesen zu verstecken.“

Finanzielle Investitionen seien „lebensspendend, schöpferisch und kreativ“, oder zumindest sollten sie es sein. Denn investieren bedeute Leben schenken. Umgekehrt sei es falsch, „Geld zu verstecken“, so der Papst.  Er erklärte auch den Grund:

„Man versteckt sich, wenn das Gewissen nicht rein ist oder wenn man wütend ist. Wir alle wissen, was man auf dem Lande sagt, wenn die Kuh keine Milch gibt: ,Was ist mit der Kuh passiert? Ist sie wütend, dass sie die Milch 'versteckt'?` Wenn wir uns verstecken, dann deshalb, weil etwas schief läuft.“

Klarheit, Transparenz und Leistung

Drei Stichwörter wolle er den Wirtschaftsleute mitgeben: Klarheit, Transparenz und Leistung. Man müsse diese drei Bereiche zusammennehmen: „Beim Investieren soll man soziales Vertrauen aufbauen. Es ist sehr schwierig, ohne soziales Vertrauen etwas aufzubauen. Manchmal kommt es vor, dass bei großen Vereinbarungen von großen Firmen oder großen Investoren oder wichtigen Leuten genau das passiert. Sie alle sitzen am Tisch und nach Stunden Diskussionen schließen sie eine Vereinbarung, sie unterschreiben sie, und in dem Moment, in dem sie auf die Vereinbarung anstoßen, spricht der eine Geschäftspartner mit einer Stelle auf der anderen Seite des Tisches und sie machen klammheimlich unter dem Tisch eine andere Abmachung. Nein, so nicht! Es muss mit Vertrauen gehen und es darf niemals Vertrauen missbraucht werden.“

Franziskus wünschte den Teilnehmern der Konferenz daher, dass das Treffen für all diese Themen hilfreich sein werde. „Möge Gott Sie segnen, möge die Gottesmutter über Sie wachen, mögen Sie kreativ sein, mögen Sie mutig sein, und bitte beten Sie auch für mich. Danke!“, schloss der Papst seine Botschaft.

(vatican news)

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30. Juni 2021, 15:00