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Im Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus beim Angelus

Hier finden Sie eine Arbeitsübersetzung der Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag vor seinem Angelusgebet am Petersplatz gehalten hat.

Die offizielle Übersetzung finden Sie in Kürze auf der Vatikan-Homepage.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Der heutige Evangeliumsabschnitt (vgl. Mt 16,21-27) knüpft an den vom vergangenen Sonntag an (vgl. Mt 16,13-20). Nachdem Petrus, auch im Namen der anderen Jünger, seinen Glauben an Jesus, den Messias und Sohn Gottes, bekannt hat, beginnt Jesus, mit den Jüngern über seine Passion zu sprechen. Auf dem Weg nach Jerusalem erklärt er seinen Freunden in aller Offenheit, was ihn am Ende in der heiligen Stadt erwartet: Er sagt das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung, seiner Erniedrigung und Herrlichkeit voraus. Er sagt, er müsse „von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, getötet und am dritten Tag auferweckt werden“ (Mt 16,21). Aber seine Worte werden nicht verstanden, denn die Jünger haben einen Glauben, der noch nicht gereift und zu eng an die Mentalität dieser Welt geknüpft ist (vgl. Röm 12,2). Sie hoffen auf einen Sieg – aber einen weltlichen. Darum verstehen sie nicht die Sprache des Kreuzes.

Mit der Vorstellung konfrontiert, dass Jesus eine Niederlage erleiden und am Kreuz sterben könnte, begehrt Petrus auf und ruft. „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!“ (V. 22). Er glaubt an Jesus – so ist Petrus -, er glaubt, er will ihm nachfolgen, aber er akzeptiert nicht, dass seine Herrlichkeit über die Passion verlaufen soll. Für Petrus und die anderen Jünger – aber auch für uns! – ist das Kreuz etwas Unbequemes, ein „Skandal“. Für Jesus dagegen ist es ein „Skandal“, vor dem Kreuz zu fliehen, denn das würde ja bedeuten, vor dem Willen des Vaters zu fliehen, vor der Sendung, die er ihm zu unserer Rettung anvertraut hat. Und so antwortet Jesus dem Petrus: „Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen!“ (V. 23).

„Der böse Geist, der Teufel will uns vom Kreuz Jesu entfernen“

Zehn Minuten zuvor hat Jesus Petrus gelobt und ihm versprochen, er werde die Basis seiner Kirche sein, ihr Fundament. Zehn Minuten später sagt er: Satan. Wie kann man das verstehen? So passiert uns das ja auch: In den Momenten der Frömmigkeit, des Eifers, der Nähe zum Nächsten schauen wir auf Jesus und gehen voran. Aber wenn dann das Kreuz uns entgegenkommt, flüchten wir. Der Teufel – „Satan“, sagt Jesus zu Petrus! – versucht uns. Der böse Geist, der Teufel will uns vom Kreuz Jesu entfernen.

Und an alle gewandt, fügt Jesus hinzu: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (V. 24). So zeigt er den Weg des wahren Jüngers auf und veranschaulicht dies an zwei Haltungen. Die erste ist die der „Selbstaufgabe“, die aber keine oberflächliche Veränderung bedeutet, sondern eine Umkehr, eine Umkehr der Werte. Die andere Haltung ist es, sein eigenes Kreuz auf sich zu nehmen. Es geht nicht nur darum, unsere tägliche Mühsal geduldig zu ertragen, sondern die Drangsale und das Leid, die der Kampf gegen das Böse mit sich bringt, mit Glauben und Verantwortung auf uns zu nehmen. Das Leben der Christen ist immer ein Kampf. Die Bibel sagt, das Leben des Glaubenden sei eine „Miliz“: Kämpfen gegen den bösen Geist, gegen das Böse!

Das Kreuz ist ein heiliges Zeichen der Liebe Gottes

So wird die Verpflichtung, „das Kreuz auf sich zu nehmen“, zur Teilhabe an Christus, der die Welt gerettet hat. Daran sollten wir denken, damit das Kreuz, das bei uns zuhause an der Wand hängt, oder das kleine Kreuz, das wir um den Hals tragen, zum Zeichen unseres Wunsches wird, uns mit Christus zu vereinen, indem wir unseren Brüdern und Schwestern mit Liebe dienen, besonders den Kleinsten und Bedürftigsten. Das Kreuz ist ein heiliges Zeichen der Liebe Gottes und des Opfers Jesu, und es darf nicht auf einen Gegenstand des Aberglaubens oder der reinen Zierde reduziert werden. Denken wir jedes Mal, wenn wir das Bild des gekreuzigten Christus betrachten, daran, dass er als wahrer Diener des Herrn seine Sendung erfüllt hat, indem er sein Leben hingegeben und sein Blut zur Vergebung der Sünden vergossen hat. Lassen wir uns nicht von der Versuchung des Bösen auf die andere Seite ziehen! Wenn wir also seine Jünger sein wollen, sind wir gerufen, ihn nachzuahmen und unser Leben vorbehaltlos in den Dienst der Liebe Gottes und unseres Nächsten zu stellen.

Die Jungfrau Maria, die bis zum Ende auf dem Kalvarienberg an der Seite ihres Sohnes blieb, helfe uns, uns von den Prüfungen und Leiden, die das Zeugnis des Evangeliums mit sich bringt, nicht abschrecken zu lassen.“

(vatican news – skr/sk)
 

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30. August 2020, 12:10