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Papst rät Unternehmern zur Einfachheit

Steht dieser Papst mit dem freien Unternehmertum auf dem Kriegsfuß? Wer von ihm nur Sätze kennt wie „Diese Wirtschaft tötet“, der kann einen solchen Eindruck haben. Doch vor katholischen Unternehmern hat Franziskus an diesem Montag gezeigt, dass er’s auch differenziert kann.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Mir ist klar, dass es im Alltag nicht einfach ist, die Ansprüche des Glaubens, die Soziallehre der Kirche und die Gesetze des Marktes und der Globalisierung auf einen Nenner zu bringen. Aber die Werte des Evangeliums, die ihr in euren Unternehmen und in euren geschäftlichen Tätigkeiten umsetzen wollt, können auch in eurem Bereich zur Gelegenheit für ein echtes, unersetzliches christliches Zeugnis werden.“

Das sagte Franziskus zu katholischen Unternehmern aus Frankreich. Eine Anspielung auf die vor einem Jahr gestarteten Proteste der „Gelbwesten“, die er vor einer Woche Journalisten gegenüber gemacht hatte, unterließ der Papst diesmal seinen Gästen gegenüber.

„Es ist noch nie leicht gewesen, Christ zu sein und einen hohen, verantwortlichen Posten zu haben“

„Es ist noch nie leicht gewesen, Christ zu sein und einen hohen, verantwortlichen Posten zu haben… Die Botschaft des Evangeliums ist scheinbar schwach angesichts der weltlichen Kräfte von Macht und Geld. Aber sie ist keine Utopie, sondern kann in der Kraft des Heiligen Geistes zu einer Realität werden. Einer natürlich immer unvollkommenen Realität, die ständig erneuert werden muss.“

Zum Nachhören

Er könne sich vorstellen, dass man als Unternehmer häufig Gewissenskonflikten ausgesetzt sei, fuhr der Papst fort. „Da ist auf der einen Seite die Notwendigkeit, Märkte zu erobern, die Produktivität zu erhöhen, den Konsum anzukurbeln; oft geht es ja um das Überleben des Unternehmens, um die Arbeitsplätze der Leute. Und auf der anderen Seite der Anspruch sozialer Gerechtigkeit – dass jeder die Möglichkeit haben sollte, sein Brot würdig zu verdienen. Ich denke da an die Arbeitsbedingungen, an die Gehälter, an die Stabilität der Arbeitsplätze… und auch an den Umweltschutz. Wie kann man das alles in Ruhe und hoffnungsvoll unter einen Hut bringen? Muss ein christlicher Unternehmer nicht manchmal seine eigenen Überzeugungen und Ideale unterdrücken?“

„Manchmal etwas streng“

Franziskus beantwortete seine rhetorische Frage, indem er auf die Konstitution Gaudium et spes des Zweiten Vatikanischen Konzils verwies. Dort stehe, dass es in weltlichen Dingen nichts bringe, sich von einem Priester Lösungen zu erwarten; stattdessen sollten die Laien, natürlich im Licht des kirchlichen Lehramts, mutig selbst Verantwortung übernehmen. Dann kam der Papst auf einen eigenen, von ihm vor vier Jahren veröffentlichten Text zu sprechen, den er den Unternehmern als Ausgangspunkt zum Nachdenken empfahl.

„In der Enzyklika Laudato si‘ wird eine gewisse Einschätzung der Lage in der Welt und einiger Systeme gegeben, die die Wirtschaftsaktivitäten regeln, einschließlich der Folgen, die das für die Menschen und für die Umwelt hat. Das ist eine Einschätzung, die manchmal etwas streng wirken könnte, die aber, glaube ich, dazu führt, dass man einen Alarmschrei hören kann – wegen des Verfalls unseres gemeinsamen Hauses, aber auch wegen der Verbreitung von Armut und Sklaverei für unzählige Menschen. Alles hängt mit allem zusammen.“

Für einen neuen Stil und eine neue Unternehmenskultur

„Manchmal etwas streng“ – das ist mit viel Understatement formuliert. Franziskus‘ Umweltenzyklika ist eine scharfe Anklageschrift gegen ein Wirtschaftssystem, das natürliche Ressourcen ausbeutet und sich kaum um Menschen schert.

„Ihr seid eingebunden in diese Realität und diese Systeme. Und natürlich habt ihr keine unmittelbare Antwort auf die Frage, wie man mit den Herausforderungen der heutigen Welt umzugehen hat. In dieser Hinsicht werdet ihr euch manchmal wohl ohnmächtig fühlen. Und doch habt ihr eine wichtige Rolle zu spielen, auch wenn sie noch so bescheiden scheinen mag. Ihr könnt mit einigen konkreten Verhaltens- und Stil-Änderungen in den Beziehungen zu euren direkten Mitarbeitern oder bei der Verbreitung neuer Unternehmenskulturen etwas dafür tun, dass sich Dinge konkret ändern. Und allmählich kann dadurch in die Welt der Arbeit ein neuer Stil Einzug halten.“

Umkehr und die Freude an kleinen Dingen

Es gehe, wie auch die Amazonien-Bischofssynode letzten Oktober im Vatikan formuliert habe, um eine „Umkehr“. Die muss, so lässt sich den Papstworten von diesem Montag entnehmen, nichts Jähes sein. „Die Umkehr ist ein Prozess, der in die Tiefe wirkt. Vielleicht ein Prozess, der einem langsam vorkommt, vor allem wenn es darum geht, Mentalitäten zu verändern. Aber nur dieser Prozess führt zu wirklichen Fortschritten, wenn man ihn mit Überzeugung und konkreten Aktionen durchführt.“

„Umkehr“ meint der Papst natürlich nicht nur politisch, oder was das Wirtschaftssystem und die Umwelt betrifft. Sie hat auch eine entscheidende geistliche Komponente. Hier sang Franziskus vor den Wirtschaftsführern ein Lob der Einfachheit. „Ich lade euch ein, schon in eurem Privatleben auf Einfachheit und Nüchternheit zu setzen. Die Entscheidungen, die ihr dann geschäftlich treffen müsst, werden umso freier und besser sein, und ihr werdet dadurch größeren Frieden und größere Freude finden. Denn es ist die Einfachheit, die uns an kleinen Dingen Freude schenkt, Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die das Leben uns bietet, ohne dass wir uns allzu sehr an das hängen, was wir haben, oder traurig sind über das, was wir nicht haben…“

(vatican news)
 

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02. Dezember 2019, 12:55