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Papst Franziskus spricht im Flugzeug zu Journalisten Papst Franziskus spricht im Flugzeug zu Journalisten 

„Wer Mauern baut, bleibt ein Gefangener”: Papst Franziskus auf dem Rückflug

Der Appell zu Jerusalem, der Dialog mit dem Islam und die Menschenrechte, die wichtiger sind als Abkommen und der Missbrauch und der Teufel: Es war wieder ein weiter Themenbogen, den Papst Franziskus beim traditionell letzten Punkt einer jeden Papstreise besprach: bei der fliegenden Pressekonferenz.

Es war ein kurzer Rückflug von Rabat nach Rom, weniger als zwei Stunden, trotzdem nahm der Papst sich mehr als 40 Minuten Zeit, mit den mitgereisten Journalisten zu sprechen.

Erstes Thema der Fragerunde: die zurückliegende Reise. Er habe in Marokko die Themen ansprechen können, die ihm selber sehr am Herzen lägen, blickte der Papst auf die Reise zurück: Frieden, Einheit und Geschwisterlichkeit. In Abu Dhabi habe er mit den muslimischen Geschwistern ein Dokument unterzeichnen können, in Marokko habe man die Geschwisterlichkeit und den gegenseitigen Respekt sehen können.

Frieden, Einheit, Geschwisterlichkeit: „seine“ Themen

Der Wille, Brücken zu bauen, sei sehr stark in Marokko, deshalb sei es umso schmerzhafter zu sehen, dass andere lieber Mauern bauen. „Warum ist das schmerzhaft? Weil diejenigen, die Mauern bauen, als Gefangener der Mauern enden, die sie gebaut haben.“ Wer dagegen Brücken baue, der komme weiter.

Ein gutes Beispiel sei der gemeinsam unterzeichnete Appell zu Jerusalem, gemeinsam leide man als Gläubige verschiedener Religionen an der Situation. Daraus sei ein gemeinsamer Aufruf zu religiöser Geschwisterlichkeit geworden.

Religiöse Geschwisterlichkeit

Direkt auf die mit dem Bauen von Mauern verbundene Flüchtlingsfrage angesprochen gab der Papst zu, dass Regierungen es schwer hätten, hier gute Lösungen zu finden, es müsse aber menschlich geschehen.

Zum Nachhören

„Die Menschenrechte sind wichtiger als die Abkommen“, diesen Satz habe Alexis Tsipras, der Ministerpräsident Griechenlands, ihm einmal in einem Gespräch gesagt. Dabei sei es um die Abkommen gegangen, Flüchtlinge und Migranten nicht ins Land und damit nach Europa zu lassen. „Dieser Satz verdient den Nobelpreis“.

Der Einwand folgte auf dem Fuß: Europas Politik gehe aber in genau die entgegen gesetzte Richtung, und das sei eine Politik, welche den Wählerwillen widerspiegele.

Papst Franziskus begegnete dem mit dem Verweis auf die Angst, welche von den Populisten gepredigt würde. „Die Angst ist der Beginn der Diktatur“, so Franziskus.

Politik des Populismus: „Die Angst ist der Beginn der Diktatur“

Er verwies auf die Weimarer Republik und deren Fall; mit Versprechungen und Angst sei Hitler an die Macht gekommen, „und wir kennen das Ergebnis. Lernen wir von der Geschichte: Angst säen heißt die Ernte der Grausamkeit einfahren.“

Europa sei erst durch Migration entstanden, dass dürfe man nicht vergessen. Auch seien viele Länder während und nach dem Weltkrieg sehr großzügig gewesen. Sein Vater sei einer der Europäer gewesen, die im Ausland Aufnahme gefunden hätten.

Natürlich müsse man sehen, warum jemand migriere. Aber gleichzeitig gelte es auch zu fragen, ob ein Europa, das Waffen verkaufe, mit denen dann im Jemen Kinder umgebracht würden, konsequent sei.

Waffenhändler und Flüchtlingsströme

Europa müsse intelligente Lösungen finden und durch Investition und Bildung Lösungen suchen, das habe er von Bundeskanzlerin Angela Merkel übernommen. Viel Kritik hatte der Papst zum Abschluss des Kinderschutz-Gipfels im Vatikan für seine Ansicht eingesteckt, hinter all dem stecke der Teufel, auch das ein Thema bei den Fragen an den Papst.

Man müsse alle möglichen Erklärungen auf den Tisch legen und nach deren Bedeutung fragen, antwortete Franziskus: was bedeutet das sozial, persönlich und auch religiös. „Aber es gibt Dinge, die man ohne das Geheimnis des Bösen nicht verstehen kann“, als Beispiel nannte er die Pädo-Pornografie im Internet. „Wie konnte das zu einem Alltags-Ding werden?“

Der Missbrauch und der Teufel

Die Gefahr der Kirche heute sei es, allein auf menschliche Maßnahmen zu setzen und die übrigen Dimensionen zu vergessen, „das Gebet, die Buße, die wir gewöhnlich nicht machen.“ Den Teufel zu nennen bedeute nicht, sich die Hände zu waschen und zu rufen „der Teufel war’s!“

Ma müsse diesem Bösen wissenschaftlich und spirituell begegnen. Das habe ihm auch bei den Bischöfen der USA gefehlt, es sei methodologisch gewesen, was sie vorgeschlagen hätten, aber nicht geistlich ausgewogen. „Ich wäre dankbar, wenn Sie beide Seiten anschauen würden, den menschlichen und den spirituellen Teil“, schloss der Papst diese Antwort mit einem Appell an die Journalisten im Flugzeug.

Kardinal Barbarin

Ein zweiter kritischer Punkt war der „Fall“ Barbarin. Kardinal Philipe Barbarin war in Frankreich verurteilt worden, weil er Missbrauch nicht gemeldet habe und geht in Revision. Gleichzeitig hatte er dem Papst seinen Rücktritt als Bischof von Lyon angeboten, den der Papst nicht angenommen hatte.

Solange der Fall vor Gericht noch nicht endgültig entschieden sei, gelte die Unschuldsvermutung, so der Papst. Deswegen habe er den Rücktritt nicht annehmen können. Das gehe gegen die mediale Verurteilung, bleibe aber wichtig.

(vatican news)

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31. März 2019, 22:30