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Skyline von Abu Dhabi, VAE Skyline von Abu Dhabi, VAE 

Polens Chefrabbiner in den VAE: Wir brechen mit Stereotypen

Sind das „Jahr der Toleranz“ und die Interreligiöse Konferenz im streng islamischen Abu Dhabi eigentlich nur Show? Keineswegs, sagte uns der polnische Chefrabbiner Michael Schudrich. Seit 2004 leitet er die jüdische Gemeinde in Polen, vor zwei Monaten war er das erste Mal in Abu Dhabi.
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Unser Kollege Stefan von Kempis hat am Rand der interreligiösen Konferenz mit Rabbi Schudrich gesprochen. Der zeigt sich begeistert von der Initiative, die seines Erachtens mehr ist als nur Augenwischerei:

„Ich möchte sehr gerne glauben, dass es ernst gemeint ist, und ich glaube auch, dass es ernst gemeint ist. Denn dieses Foto, auf dem wir alle gemeinsam zu sehen sind, bricht mit Stereotypen. Nämlich, dass ein Rabbi nicht in einem arabischen Land sein kann. Die Tatsache, dass ich hier bin, bricht mit diesem Stereotyp. Und es bricht mit der Idee, dass ein Muslim nicht mit einem Juden sprechen kann und dass ein Jude nicht mit einem Muslim sprechen kann. Deshalb ist das nicht nur eine Show, sondern es ist Wirklichkeit.“

„Als religiöser Führer habe ich eine besondere Verantwortung, nach jeder Gelegenheit für Frieden Ausschau zu halten“

Zwar komme es nun darauf an, auch den nächsten und übernächsten Schritt zu gehen, räumt der Chefrabbiner ein: „Aber ich komme aus einem Land, Polen, in dem während des Zweiten Weltkrieges sechs Millionen von insgesamt 30 Millionen Bürgern ermordet wurden. Drei Millionen Christen und drei Millionen Juden. Deshalb habe ich eine besondere Verantwortung als religiöser Führer, nach jeder Möglichkeit für Frieden Ausschau zu halten, damit diese Art von Horror nie wieder vorkommen kann.“

Das Jahr der Toleranz und das Interesse der Vereinigten Arabischen Emirate an einer Vertiefung des Dialogs, gemeinsam mit dem Besuch des Papstes, des Großimams von al-Azhar „und sogar Rabbinern“ biete nun eine reelle Chance, „nicht nur einen, sondern zwei Schritte aufeinander zuzugehen“, meint Rabbi Schudrich hoffnungsvoll.

Besonders beeindruckt habe ihn jedenfalls shcon bei seinem ersten Besuch vor zwei Monaten die „wundervolle Gastfreundschaft im Geist Abrahams, unseres gemeinsamen Vaters.“ Nirgends sonst habe er, der jüdische Rabbi, „diese abrahamitische Tradition von Gastfreundschaft und ,offenen Zelten‘“ so beispielhaft vorgelebt bekommen wie in Abu Dhabi.

(vatican news - sk/cs)

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04. Februar 2019, 11:17