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Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch 

Generalaudienz: Beten mit dem Herzen eines Kindes

Wer Jesus kennengelernt hat, spürt in seinem Innern ein solches Vertrauen zu Gott, dass er ihn Vater nennen kann. Und in dieser vertrauten Anrede eines Kindes liegt die Geborgenheit, die ein Kind nur in der väterlichen Umarmung findet. Daher ist es für einen Christen schon ein Gebet, einfach nur „Abba“ zu sagen: Vater. Das betonte Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Im 5. Beitrag seiner Katechesereihe zum Vaterunser ging der Papst auf die Bedeutung des Wortes „Vater“ ein, die er mit folgendem Pauluswort beschrieb: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15). Und diese Anrede finde sich auch im Galaterbrief: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater!“ (Gal 4,6).

Die Neuheit des Evangeliums verdichtet sich in der Anrede Abba: Vater

„Hier erkennt man, dass sich alle Neuheit des Evangeliums in der Anrede ,Abba' – Vater verdichtet,“ gab Franziskus zu bedenken. „Wer Jesus kennengelernt und seine Verkündigung gehört hat, der weiß, dass Gott kein Tyrann ist, den man fürchten muss. Er spürt dann vielmehr im Innern ein solches Vertrauen zu ihm, dass er ihn Vater nennen kann. Er kann zum Schöpfer sprechen, kann ihn Vater nennen. Und so ist es für einen Christen schon ein Gebet, einfach nur Abba – Vater – zu sagen.“

Hier zum Hören:

Dieser aramäische Ausdruck gebe gewissermaßen die Stimme Jesu selbst wieder. 

Es gehe also nicht darum, ein Symbol für das Geheimnis Gottes zu verwenden, sondern Jesu ganze Welt ins eigene Herz hineinzunehmen. Wer das tue, der könne wirklich das Vaterunser beten. Diese vertraute, innige Anrede eines Kindes an den Vater – Abba – drücke die Liebe und Geborgenheit aus, die ein Kind nur in den Armen seines Vaters empfindet.

„Wer gut beten will, muss das Herz eines Kindes haben“

„Wer gut beten will, muss das Herz eines Kindes haben. Kein selbstgerechtes Herz. Nein, das Herz eines Kindes, das von seinem Vater, seinem Papa, im Arm gehalten wird.“

Am deutlichsten trete dies in den Evangelien zutage, führte Franziskus weiter aus: vor allem im Gleichnis vom verlorenen Sohn (vgl. Lk 15,11-32). Ein Gleichnis, das uns zeige, wie man das Vaterunser in dieser Vertrautheit beten könne.

Gott kennt keinen Hass, keine Vergeltungssucht

„Stellen wir uns vor, wie der verlorene Sohn dieses Gebet betet, nachdem ihn sein Vater umarmt hat. Sein Vater, der so lange auf ihn gewartet, all die bösen Worte vergessen hat, die gefallen sind, und ihm einfach nur zeigt, wie sehr er ihn vermisst hat,“ gab der Papst zu bedenken. „Und wir fragen: Wie ist es möglich, dass du, Gott, nur Liebe kennst? Kennst du keinen Hass? Wo ist dein Durst nach Gerechtigkeit, nach Vergeltung? Und Gott würde antworten: Nein, ich kenne nur Liebe!“

Die offenen Arme des Vaters aus diesem Gleichnis erinnerten aber auch an das typische Verhalten einer Mutter, führte Franziskus weiter aus. Einer Mutter, die ihr Kind immer liebe, ihm alles verzeihe, auch das, was eigentlich unverzeihlich sei. Daher genüge schon die Anrede Abba, um das Beten zu entfalten.

„Gott sucht dich, selbst wenn du ihn nicht suchst, er liebt dich, auch wenn du ihn vergessen hast, er sieht in dir eine Schönheit, auch wenn du meinst, deine Talente sinnlos vergeudet zu haben.“

Es könne sein, dass auch wir uns wie der verlorene Sohn von Gott entfernten, uns von aller Welt allein gelassen fühlten, oder durch ein Schuldgefühl wie gelähmt seien, gab der Papst abschließend zu bedenken. Doch gerade in diesen schwierigen Zeiten müssten wir die Kraft zum Beten finden, ausgehend von diesem mit der Vertrautheit eines Kindes gesprochenen Wort Abba, Vater.

Gott bleibt seiner Liebe immer treu 

„Er wird sein Gesicht nicht vor euch verbergen. Er wird sich nicht in Schweigen hüllen: Sagt einfach nur Vater zu ihm, und er wird euch antworten… Ja, aber ich bin doch ein Verbrecher... Nein: ihr habt einen Vater, der euch liebt! Beginnt euer Gebet mit diesem Wort: Vater… und was immer ihr auch getan habt, er wird euch sagen, dass er euch nie aus den Augen verloren, dass er euch immer geliebt hat, seiner Liebe zu euch stets treu geblieben ist. Das wird die Antwort sein. Vergesst nie, Vater zu sagen.“

Gebetswoche für die Einheit der Christen

Im Anschluss an seine Katechese erinnerte Papst Franziskus noch an die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die am kommenden Freitag startet. Das diesjährige Motto lautet: „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“ (Dtn 16,20).

Die internationale ökumenische Gebetswoche wird jährlich vom 18. bis 25. Januar oder in der Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten begangen. Auch Papst Franziskus nimmt in Rom daran teil. Der Brauch wurzelt in einer vor über 100 Jahren auf Initiative des anglikanischen Pfarrers Paul Wattson hin erstmalig durchgeführten Gebetsoktav für die Einheit der Christen. Seit 50 Jahren werden die Jahresthemen und Texte der Gebetswoche von einer gemeinsamen internationalen Arbeitsgruppe des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Weltkirchenrates (ÖRK) erarbeitet.

Am Ende der Audienz richtete der Papst noch einen besonderen Gruß an das Festkomitee des Kölner Karnevals, das in Begleitung von Kardinal Rainer Woelki nach Rom gekommen war.

(vatican news)

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16. Januar 2019, 11:23