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Palästinenserpräsident beim Papst: „Ein Schmerzensschrei für Frieden“

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas war an diesem Montag beim Papst im Vatikan zu Besuch. Das 20minütige Gespräch war geprägt von dem Thema des Friedens im Nahen Osten. Man habe auch über die Anstrengungen gesprochen, die Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen, heißt es in einer Mitteilung des Vatikans nach der Audienz.

Mario Galgano und Antonella Palermo - Vatikanstadt

Genaue Details der Gespräche teilte der Vatikan wie üblich nicht mit. Laut anschließendem Vatikanstatement hätten der Papst und Abbas sich vor allem über den innerpalästinensischen Versöhnungsprozess sowie über die stockenden Friedensbemühungen zwischen Israel und Palästina unterhalten. Der Heilige Stuhl und Palästina hofften auf eine „Zwei-Staaten-Lösung“ und in diesem Zusammenhang auch auf einen „verstärkten Einsatz der Internationalen Gemeinschaft, um den berechtigten Anliegen beider Völker Rechnung zu tragen“, hieß es weiter. Auch der Status der Stadt Jerusalem, die den drei abrahamitischen Religionen als heilig gilt, habe besondere Aufmerksamkeit bei den Beratungen erfahren, so die Mitteilung aus dem Vatikan. Es gelte, die Identität und universelle Bedeutung der heiligen Stadt anzuerkennen und zu schützen, wird in dem Statement eigens betont.

Wie bei der Begegnung anwesende Journalisten im Anschluss berichteten, hätte sich der Palästinenserpräsident mit den Worten verabschiedet: „Bitten wir in der Adventszeit um Frieden.“ Insgesamt habe bei der Begegnung eine „herzliche Atmosphäre“ geherrscht. Abbas sagte demnach zum Abschied, Palästina zähle auf den Papst.

Der Präsident wurde von einer 16 Mitglieder umfassenden Delegation begleitet, darunter Außenminister Riad al-Maliki. Der Besuch folgt knapp drei Wochen auf den von Israels Staatspräsident Reuven Rivlin. Zuletzt war Abbas im November 2017 im Vatikan gewesen. Im Juni 2014 nahm er gemeinsam mit Israels damaligem Staatspräsidenten Schimon Peres an einem Friedensgebet in den vatikanischen Gärten teil.

Keine wesentliche Schritte für den Frieden getan

Von Jerusalem aus versucht der Kustos im Heiligen Land, Franziskanerpater Francesco Patton, am Mikrophon von Vatican News zu erklären, was der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde dem Westen und dem Papst zu sagen habe:

„Ich würde sagen, es ist vor allem das Signal, dass nach so vielen Jahren noch keine wesentlichen Schritte für den Frieden unternommen wurden; deshalb will Abbas mit dem Besuch beim Papst auch das Signal geben, dass sich die so genannte Zwei-Staaten-Lösung allmählich zu verflüchtigen droht. Es handelt sich um ein Projekt, das durch den Wandel der Situation ständig untergraben zu werden scheint, und deshalb denke ich, dass die Botschaft von Präsident Mahmoud Abbas vor allem - ich wage zu sagen - ein Schmerzensschrei ist.“

Das sei die Sicht „der überwältigenden Mehrheit der Palästinenser“, so Pater Patton. Die Menschen vor Ort hätten „irgendwie das Gefühl, dass ihr Traum, von einer Heimat, von einem Staat, überhaupt nicht in ihrer Reichweite“ sei.

„Es ist aber die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft und vor allem der Großmächte wie den Vereinigten Staaten, Russland und der Europäischen Union, etwas zu tun. Dann ist es jedoch auch die Pflicht der beiden Seiten, also der palästinensischen und der israelischen Seite, einen Weg zu finden, wirklich an einem Tisch zu sitzen und einen Dialog wieder aufzunehmen. Denn bis zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen den beiden betroffenen Parteien wird es schwierig sein, Fortschritte zu erzielen. Es darf auch keine Lösung sein, die einfach von oben vorgeschlagen oder durchgesetzt wird; es muss vielmehr eine Lösung sein, die die beiden Völker direkt betrifft. Es bedarf natürlich des gegenseitigen Vertrauens und Offenheit. Denn man muss auch bereit sein, etwas aufzugeben, damit man im Gegenzug auch weiß, dass man etwas erhält.“

(kna/vatican news)

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Eindrücke von der Audienz im Vatikan
03. Dezember 2018, 13:05