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Bischof Joseph Maria Bonnemain Bischof Joseph Maria Bonnemain 

Schweiz: Bischof kündet ein Screening der Kandidaten an

Der Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain, beobachtet ein Anti-Christentum innerhalb der Kirche und äußert „leise Kritik“ an der Studie der Universität Zürich zur Aufarbeitung der Missbrauchsfällen in der Schweiz: In einem längeren Interview mit CH Media hält Bonnemain seinen persönlichen Jahresrückblick.

Er setze sich seit 2002 mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche auseinander. Damals wurde er Sekretär des Fachgremiums der Schweizer Bischofskonferenz für sexuelle Übergriffe. „Jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Fall, mit diesen schrecklichen Abgründen, konfrontiert bin, tut mir das wahnsinnig leid. Ich frage mich: Was können wir tun, um solche Fälle künftig zu verhindern?“, so der Churer Bischof gegenüber CH Media. Die „viel beachtete „Pilotstudie der Universität Zürich habe noch einmal die ganze Tragweite „dieser abscheulichen Verbrechen aufgezeigt“. Allerdings sei der schwierigste Moment für ihn persönlich der 7. Oktober gewesen mit dem terroristischen Anschlag der Hamas in Israel:

„Das hat mich total niedergeschlagen. Was können wir tun, damit dieser Konflikt endlich aufhört? Ich verstehe einfach nicht, weshalb die Menschen miteinander nicht Geschwisterlichkeit pflegen, sondern Hass und Konfrontation – auch in der Ukraine, im Sudan, im Kongo.“

Gemeinsam unterwegs

Das Christentum bestehe aus Suchenden, die gemeinsam unterwegs seien. Auf diesem Weg gebe es keine Hierarchien, „in dem die Priester über dem Volk Gottes stehen“, führte Bonnemain weiter aus. Bei den Missbrauchstätern habe es sich häufig um labile, unreife Persönlichkeiten gehandelt, „die teilweise selber Opfer von Missbrauch wurden“. Viele würden in Selbstmitleid verfallen, „präsentieren Ausreden und schieben die Schuld auf die Opfer ab. Dabei ist völlig klar, dass sie für das Geschehene die Verantwortung tragen; sie befinden sich gegenüber den Opfern in einer Machtposition“, so Bonnemain.

Zölibat und Glaube

Eine hundertprozentige Garantie gebe es nie. „Um den Zölibat im Sinne unseres Glaubens zu verwirklichen, brauchen wir Menschen, die sehr beziehungsfähig sind. Richtig verstanden, ist der Zölibat eine Bejahung der Liebe, die umfassend für die Menschen da ist. Wer unempathisch ist und Mühe mit zwischenmenschlichen Beziehungen bekundet, wer nicht zu einer Partnerschaft fähig ist, der ist für den Zölibat ungeeignet“, erläutert der Bischof. Es wäre aber zu einfach, zu glauben: ´Wir schaffen den Zölibat ab und alle Probleme sind gelöst´, so der Bischof. „Wenn angehende Priester und Seelsorger während der Ausbildung spüren, dass sie zu wenig geeignet für den Zölibat sind, sollten sie so ehrlich sein, sich dies einzugestehen und auszusteigen.“

Er sei den Medien dankbar: Ohne ihren Druck wäre die Kirche nicht so weit gekommen, „wie wir heute sind“. Die Studie habe auch Probleme an sich, so hätten die Autorinnen „keine Zahlen zu den unterschiedlichen Delikts-Kategorien“ genannt. „Es war eine Pilotstudie, ein Versuch, einen ersten Einblick zu erhalten. Jetzt werden die Wissenschaftlerinnen drei Jahre lang forschen. Ich hoffe, dass die Hauptstudie dann differenzierter sein wird.“

(ch media – mg)

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18. Dezember 2023, 12:08