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Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur  (NICOLA PITARO)

Schweiz: „Sonst finden die Betroffenen keinen Frieden“

Die Kirche muss Maßnahmen treffen, damit Missbrauch nie mehr vorkommen kann. Das betont der Churer Bischof Joseph Bonnemain in einem Interview mit blick.ch/Schweizer Illustrierte.

Die Betroffenen hätten das Recht, nicht zu verzeihen. Es sei selbstverständlich das Schönste, „wenn man es kann“. Aber es sollte freiwillig und aus Überzeugung geschehen, so der Bischof von Chur. „Und das ist ein langer Weg. Verzeihen fällt den Betroffenen leichter, wenn sie sehen, dass die Kirche sich verändert. Wenn sie darauf vertrauen können, dass die Menschen in Zukunft vor solchen Taten bestmöglich geschützt sind“, erläutert Bonnemain.

Auf die Frage, wie er das schaffen wolle, antwortete der Bischof:

„Beruhigt sind die Menschen erst, wenn wir uns mit dem Ausmaß des Missbrauchs restlos auseinandergesetzt haben. Solange die Kirche das nicht wagt, bleibt eine Wunde in den Herzen zurück. Die Kirche muss Maßnahmen treffen, damit das nie mehr vorkommen kann. Sonst finden die Betroffenen keinen Frieden.“

Zölibat und Missbrauch

Das Zölibat sei ein Faktor beim Missbrauch, „aber nicht der Hauptgrund“, hebt Bonnemain hervor. Durch seine Abschaffung allein hätte man „noch nicht viel getan für die Prävention von Missbräuchen“. Er könne sich aber vorstellen, dass das Zölibat in Zukunft keine Pflicht mehr sein wird, sondern eine Option. „Und jene, welche zölibatär leben möchten, müssen stärker überprüft werden. Wir müssen alle Kandidaten gründlich und professionell prüfen und die Bedingungen sehr hoch ansetzen. Sonst bekommen wir wieder Schwierigkeiten“, so Bonnemain.

Joseph Bonnemain ist seit 2021 Bischof von Chur und hat unter anderem die Aufgabe, die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in der Schweiz aufzuarbeiten. Dazu gehört die Studie der Universität Zürich, welche über 1000 Missbrauchsfälle zutage gefördert hat.

(blick.ch/schweizer illustrierte – mg)

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14. Dezember 2023, 13:29